Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 32. Sitzung / Seite 143

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zehntausend Plätze sind sicher nicht ausreichend, aber wir werden einmal schauen, ob zumindest das erfüllt wird.

Ich bringe nun folgenden Antrag ein:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Brosz, Kolleginnen und Kollegen betreffend 10 000 zusätzliche Nachmittagsbetreuungsplätze an Österreichs Schulen

Der Nationalrat wolle beschließen:

Die Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur wird aufgefordert, bis 2006 zusätzlich 10 000 Nachmittagsbetreuungsplätze an Österreichs Schulen zu schaffen.

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Schauen wir einmal, ob zumindest das möglich ist! (Beifall bei den Grünen.)

Ich komme nun zu dem Punkt, dass mittlerweile selbst der Regierung nicht wirklich fern stehende Organisationen wie das Österreichische Institut für Familienforschung – ich sage nur: Herr Schattovits hat damals im Auftrag des Österreichischen Instituts für Familienforschung die Machbarkeitsstudie zum Kinderbetreuungsgeld erstellt, die von Ihnen immer wieder zitiert wurde – genau das Gegenteil von dem, was Sie hier sagen, als Meinung vertreten. Die Feststellungen über die soziale Problematik, die Zitate, die Kollegin Glawischnig hier gebracht hat, stammen allesamt aus dieser Studie, und darin wird belegt, dass nach wie vor der Anteil derer, die Eltern mit einem hohen Bildungs­abschluss haben, um ein Vielfaches höher ist, was die Bildung betrifft, als der Anteil jener Schüler, bei denen dies nicht der Fall ist.

Sie weisen auf die PISA-Studie hin, und Sie stellen tatsächlich einen Vergleich mit Skandinavien an. Ich habe die PISA-Studie hier, Sie werden sie im Ministerium wahr­scheinlich auch haben, das vermute ich zumindest. Es gibt eine österreichische PISA-Studie, in welcher die zehn wohlhabendsten Mitgliedsländer der Europäischen Union miteinander verglichen werden, und dort sind aufgeschlüsselt – man kann sich das genau anschauen, es steht auf Seite 94 – die Ergebnisse der Kinder nach der Schulbil­dung ihrer Eltern. Der Unterschied beträgt bei fortschrittlichen Ländern, wie zum Bei­spiel Finnland, bei Ländern, wo Fördermaßnahmen gesetzt werden, zwischen Kindern, deren Eltern Pflichtschulabschluss haben, und Kindern, deren Eltern einen akademi­schen Abschluss haben, 40 Punkte. 40 Punkte sind in der PISA-Studie in der fünfteili­gen Skala ungefähr ein Leistungselement. In Österreich liegen wir bei über 90 Punk­ten, das sind mehr als zwei Leistungskategorien Unterschied.

Aber Sie sagen, dieser Unterschied existiere nicht. Sie sagen immer wieder, das gebe es nicht. Ich halte das für eine der zentralen Aufgaben der Bildungspolitik, nämlich da Maßnahmen zu setzen. Wir als Politiker können die unterschiedlichen Bildungs­chancen in keinem Land der Welt wirklich vollständig ausgleichen. Es wird immer einen Unterschied geben zwischen akademischer Herkunft der Eltern, zwischen dem Wohl­stand der Eltern, zwischen dem, was sich Eltern leisten können, und dem, wie die Kin­der ihren weiteren Bildungsweg beschreiten.

Aber es gibt Länder, wie beispielsweise Finnland, wie die anderen skandinavischen Länder, wo es gelingt, durch gezielte Maßnahmen diesen Unterschied zu verringern – und das ist das, worum es in der Politik geht. Doch Sie verweigern dies seit Jahren und sagen einfach, das existiere nicht. Das ist übrigens der größte Vorwurf, den ich Ihnen


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