Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 32. Sitzung / Seite 171

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bleibt: Bis zum Jahr 2050 müssten nach Deutschland 199 Millionen Leute zuwandern. Das ist absolut absurd und nicht ernst zu nehmen.

Wie man es also auch dreht und wendet: Wenn die Geburtenrate so bleibt, wie sie ist, bleibt kein Stein auf dem anderen – nicht wirtschaftlich, nicht sozial und nicht politisch. Wenn wir doch wollen, dass dieses Land so, wie wir es kennen und lieben, eine Zu­kunft hat, so werden wir uns zu eigenen Kindern entschließen müssen. (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

17.06

 


Präsident Dr. Heinz Fischer: Als Nächste zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Turko­vic-Wendl. – Bitte, Frau Kollegin.

 


17.07

Abgeordnete Ingrid Turkovic-Wendl (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Bundesministerin! Sehr geehrtes Hohes Haus! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Gestatten Sie mir, dass ich als Seniorensprecherin der ÖVP einen Schritt von Generation zu Generation wage oder auch meine Beobachtungen beschreibe.

Als in den Sommermonaten die Schlagzeile „Krieg der Generationen“ aufgeblitzt ist, da habe ich mir gedacht: Fein, jetzt haben vielleicht die einen oder anderen Freude, dass bei uns in Österreich so ein richtiges Hickhack losgeht. – Ich kann Sie beruhigen und bin auch selbst sehr beruhigt, dass das nicht stattgefunden hat – im Gegensatz zu Deutschland, wo dieser Konflikt sehr viel stärker aufgeflammt ist und beinahe eskaliert wäre. Bei uns hat es zu einem Dialog der Generationen geführt, und das freut mich ganz besonders.

Die Wertediskussion, die in den letzten Wochen geführt wurde, hat die Standorte und Standpunkte der Generationen wieder genau beleuchtet. Was deutlich wurde, ist, dass wir natürlich ganz andere Lebensperspektiven vor uns haben, aber à la longue einan­der ungeheuer brauchen – und zwar als Menschen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abge­ordneten der Freiheitlichen.)

Lassen Sie mich einmal ein ganz persönliches Wort dazu sagen: Ich habe keine Kinder und brauche die Gesellschaft, den Kontakt, die Atmosphäre von jungen Menschen. Daher freue ich mich, wenn ich auch hier im Parlament diese Anliegen, die Sorgen, die Freuden und auch die Triumphe, die es bei der jungen Generation gibt, mitverfolgen kann.

Es liegt noch sehr viel vor ihnen, und es ist sehr schön für einen älteren Menschen, zu wissen, da kann viel geschehen. Heute wurde gesagt, dass sich junge Menschen frü­her aussuchen konnten, welche Chancen sie ergreifen, dass sie heute aber nur mehr zwischen Übeln wählen könnten. Ich hoffe wirklich, dass das nicht durch die Arbeit der heute älteren Generationen zu Stande gekommen ist, denn das wäre für die Arbeit meiner Generation wirklich kein gutes Zeugnis. Ich finde, dass es auch heute enorme, wenn auch andere Chancen gibt. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)

Ich möchte ein kleines Beispiel bringen, warum ich als Seniorin immer wieder denke, wir müssen auf die Jungen schauen: Ich war eine junge Eisläuferin, und alles war knapp: Material und Geld. Ich brauchte ein Startkleid, aber meine Eltern hatten nicht genug Geld für das ganze Kleid. Es waren Senioren, die den rechten und den linken Ärmel spendiert haben. Es war aber nicht nur die finanzielle Unterstützung, die mich als junge Läuferin so gefreut hat, sondern dass diese – in meinen Augen – Alten an mich und an die Leistung, die ich bringen werde, geglaubt haben.

Diesen Glauben an die junge Generation sollten wir meiner Meinung nach auch signali­sieren. Manchmal wird mir das Gefühl zu vermitteln versucht, es sei ein schlechtes


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