Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 32. Sitzung / Seite 173

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Ich bedanke mich auch für diese sehr pragmatisch geführte Diskussion, denn viele Eltern wissen, warum sie Ganztagsschulen wollen: weil ihre Kinder den ganzen Tag gut aufgehoben sind und pädagogisch optimal betreut werden, weil es dort ein warmes Mittagessen gibt, weil die Kinder ohne Schultasche nach Hause kommen und dann das Familienleben am Abend eine völlig neue, viel bessere Dimension erhält und weil unter anderem dann auch keine Nachhilfe mehr notwendig ist, weil Lehrerinnen und Lehrer am Nachmittag für die Kinder zur Verfügung stehen und gemeinsam Übung und Förde­rung betreiben. – Deshalb wollen Eltern die Ganztagsschule, und wir wollen sie dabei unterstützen.

Aber auch Schüler wollen die Ganztagsschule, denn sie wechseln hier Lern- und Frei­zeitaktivitäten in einem Maße, das weniger Stress bedeutet und mehr Entspannung bringt. Die Lehrer helfen ihnen in Übungsphasen, was zu einer wesentlichen Verbesse­rung des Lernklimas beiträgt, und sie haben ihre Freunde den ganzen Tag, was eben­falls eine wertvolle soziale Komponente darstellt.

Auch Lehrer wollen die Ganztagsschule, denn der soziale Kontakt zu Schülerinnen und Schülern den ganzen Tag eröffnet eine neue Dimension des gemeinsamen Arbeitens. Die Infrastruktur ist für Lehrer in Ganztagsschulen vorteilhafter: Sie haben einen besse­ren Arbeitsplatz, und moderne Pädagogik, offenes Lernen, gemeinsames Erarbeiten des Stoffes, all das wird möglich.

Frau Bundesministerin! Die wohlhabenden Eltern haben es immer schon gewusst: Sie haben ihre Kinder schon immer in ganztägig geführte Privatschulen gegeben. Schaffen wir hier Chancengleichheit, Frau Bundesministerin! (Beifall bei der SPÖ.)

17.16

 


Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Rada. Die rest­liche Redezeit der sozialdemokratischen Fraktion beträgt 3 Minuten. – Bitte.

 


17.16

Abgeordneter Dr. Robert Rada (SPÖ): Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Hohes Haus! Es wäre natürlich viel mehr Zeit nötig, um all diese Themen, die heute sehr interessant diskutiert wurden, auch noch näher behandeln zu können.

Frau Bundesministerin! Sie haben grundsätzlich gesagt, unser Schulsystem ist ein gutes. Ich behaupte, es ist noch ein gutes. Der Befund über ganztätige Schulformen ist, ohne die jetzt näher werten zu wollen, äußerst dürftig. In Niederösterreich sieht die Situation, ohne jetzt das Land-Stadt-Gefälle mit zu berücksichtigen, so aus: Es gibt etwa 150 ganztägige Betreuungsgruppen. – Bei knapp 90 000 Pflichtschülerinnen und Pflichtschülern ist das äußerst dürftig und zu wenig.

Frau Abgeordnete Schasching hat ja das pädagogische Konzept erörtert und ganz genau erklärt, warum diese ganztägigen Schulformen – und hier im Besonderen die Ganztagsschule – pädagogisch besser sind. Wenn wir noch die Lernpsychologie mit hineinnehmen und bedenken, wie lange Kinder – und Menschen im Allgemeinen – auf­nahmefähig sind, wenn wir den Biorhythmus mit dazunehmen, dann kann man keine herkömmliche, traditionelle Schulform von 8 Uhr bis 13 oder 14 Uhr mehr befürworten, sondern dann gibt es nur eine einzige Konsequenz, und das ist die ganztägige Schul­form, wo Unterricht und Freizeit abgewechselt werden und wo sich die Kinder wohl fühlen.

Wir wissen gerade aus diesen Studien, dass die Kinder zwischen 8 Uhr und 11 Uhr bis zu 52 Prozent aufnahmefähig sind, von 15 Uhr bis 18 Uhr bis zu 40 Prozent und da­zwischen fast gar nicht. Genau in dieser Zeit findet aber derzeit der traditionelle Unterricht statt.

 


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