Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 32. Sitzung / Seite 178

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Wenn ein Sachwalter zwei Jahre lang eine Eingabe nach der anderen macht und mehr oder minder – auf Wienerisch gesagt – „abgeschasselt“ wird und erst eine überfalls­artige Kontrolle Missstände an den Tag bringt, dann stärkt das doch nicht gerade das Vertrauen der Bürger in derartige Instanzen. Und auch die erste Reaktion von Frau Stadträtin Pittermann war ja sehr „bedeutsam“, hat sie doch gesagt: Alles in Ordnung!, und hat sie einmal abgewimmelt. – So sollte man an die Lösung eines Problems nicht herangehen, dass man Kontrollen zuerst prinzipiell ignoriert beziehungsweise diese gering schätzt. (Abg. Mag. Lapp: Das stimmt nicht! Sie hat angezeigt!)

Wie schaut die Zukunft aus? Und: Was können wir aus diesen Vorgängen lernen? – Im Jahre 2040 wird es doppelt so viele ältere Personen und drei Mal so viele hochbetagte Personen wie heute geben, Menschen also, die Pflegeleistungen sehr stark benötigen. In Österreich gibt es jetzt schon etwa 540 000 Patienten, die Pflege benötigen, und da­zu muss man sagen: In den Heimen können überhaupt nur 15 Prozent der Pflegebe­dürftigen betreut werden. Das heißt also: 85 Prozent der Pfleglinge werden zu Hause gepflegt. Und da besteht das Problem, dass in der Gruppe der Hochbetagten die Zahl der Angehörigen sowie das so genannte Töchter-Pflege-Potential, eben auf Grund der niedrigen Geburtenrate, eher abnehmen.

Sind deshalb Heime die Lösung? Ja – und nein. Heime werden immer eine Lösung sein müssen, und sie müssen so ausgestattet sein, dass sie auch von den Bürgern gut angenommen werden; selbstverständlich muss auch dort die Pflege in Ordnung sein. Wir müssen uns aber mit folgenden drei Punkten befassen.

Erstens: Wir müssen die Pflege vor Ort stärken. Nationalratspräsident Khol hat sich ja diesbezüglich, gerade im Rahmen seiner Schriften zu einer Bürgergesellschaft, sehr verdient gemacht. – Und: Meiner Meinung nach muss die Nachbarschaftshilfe mit pro­fessioneller Hilfe kombiniert werden. Gerade die Wiener ÖVP hat sehr gute Modelle im Zusammenhang mit Nachbarschaftszentren.

Es gibt auf der einen Seite sehr viele Menschen, die 50 oder 60 Jahre alt sind und gerne helfen würden – und auf der anderen Seite sehr viele Menschen, die Hilfe be­nötigen. Wir müssen dieses System „Drehscheibe der Menschlichkeit“ ausbauen, denn man kann nicht alles nur über professionelle Hilfe abwickeln. Das ist unmöglich! Wir brauchen zusätzlich ein sehr gutes System von Hausärzten, die, wie Frau Ministerin Rauch-Kallat das gerne sagt, Gesundheitsmanager vor Ort sind. Wahrscheinlich werden wir ganz andere Lösungen als große Pflegeheime benötigen, Pflegewohnun­gen beispielsweise et cetera. Jedenfalls werden wir da sehr kreativ sein müssen.

Zweitens: Wir müssen danach trachten, dass die Menschen wenig beziehungsweise möglichst spät Pflege benötigen. Ich werde Ihnen ein Beispiel bringen. In Österreich gibt es 20 000 Neuerkrankungen durch Schlaganfälle; 60 000 Patienten haben einen Schlaganfall überlebt. Man kann vorbeugen – oder anders formuliert: Wenn Sie nichts dagegen tun, dann tritt ein Schlaganfall sozusagen wie ein Naturereignis irgendwann auf. Man kann aber dieses „Naturereignis“, das manchmal auftreten muss, zu minimie­ren versuchen, indem man zum Beispiel auf die Höhe des Blutdrucks achtet bezie­hungsweise diesen behandeln lässt, indem zum Beispiel der Cholesterinspiegel ge­senkt oder auch etwas gegen den Nikotinkonsum getan wird, indem zum Beispiel auch etwas für ausreichende Bewegung getan wird. Das heißt also: Es gibt viele Maßnah­men, damit Menschen möglichst spät beziehungsweise erst gar nicht krank werden.

Weiteres Beispiel: Osteoporose. In Österreich beläuft sich die Zahl der Schenkelhals­brüche auf 15 000 pro Jahr. Da ist es entscheidend, rasch operiert zu werden – noch entscheidender wäre jedoch, dass die Menschen auch im Alter Gymnastik betreiben sowie kalziumreiche Kost zu sich nehmen.

 


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