Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 32. Sitzung / Seite 179

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Das ist meiner Meinung nach eine sinnvolle Gesundheitspolitik, eine, mit der die Zeit der Pflegebedürftigkeit hinausgeschoben werden kann. Wir werden es uns nicht leisten können – das Personal hiefür haben wir gar nicht –, dass die Menschen, was auch keinesfalls deren Wunsch ist, sechs, sieben, acht Jahre oder noch länger pflegebe­dürftig sind. Diese Zeit muss kurz gehalten werden.

Der WHO-Spruch „Adding life to years“, sinnvoll altern also, ist ein wirklich sinnvoller Spruch.

Drittens: Rehabilitation. Nicht entscheidend ist, dass jemand ein sauberes weißes Bett bekommt, sondern entscheidend ist, ihn aus dem Bett herauszubekommen. 1990 haben wir in das Regierungsprogramm hineingenommen: Schlaganfallbetreuung als Rehabilitationsleistung. Das hat Jahre gedauert, aber heute rehabilitieren wir sehr viele Menschen – und das auf Weltklasseniveau. Was bedeutet das für den Einzelnen? – 50 Prozent derer, die rehabilitiert werden, wird die Pflege erspart; diese können sich selbst bewegen.

Weiters: Wir waren sehr stark bei einer Antwort am Ende des Lebens, dass wir eben nicht gesagt haben, wir gehen den holländischen Weg, wonach sich jeder mehr oder weniger seinen eigenen Tod wünschen kann, sondern wir haben gesagt: Wir gehen einen anderen Weg, und zwar einen in Richtung Hospizbewegung, in Richtung Pflege­karenz. Und ich finde, das ist ein sehr sanfter und sinnvoller Weg, gerade eben auch im Vergleich zu anderen Ländern, die rationieren beziehungsweise am Ende des Lebens dem Bürger geradezu nahe legen, sich sozusagen selber zu verabschieden.

Jeder von uns kann morgen betroffen sein; wirklich jeder! Sehr viele haben Ange­hörige, die Pflege benötigen. Und wer schon einmal in einer solchen Situation war, weiß, wie wichtig es ist, Hilfe zu bekommen, und er schätzt es, wenn er hilflos ist, umso mehr, menschlich betreut zu werden.

In diesem Sinne ist es, wie ich meine, sinnvoll, da weiterzuarbeiten. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)

17.37

 


Präsident Dr. Heinz Fischer: Zur Abgabe einer Stellungnahme zum Gegenstand hat sich Frau Bundesministerin Rauch-Kallat zu Wort gemeldet. Die Redezeit soll auch in diesem Fall 10 Minuten nicht überschreiten. – Bitte, Frau Ministerin.

 


17.38

Bundesministerin für Gesundheit und Frauen Maria Rauch-Kallat: Herr Präsident! Hohes Haus! Lassen Sie mich ganz zu Beginn meiner Ausführungen sagen, dass auch ich, genauso wie alle anderen, sehr betroffen war von den Vorgängen im Pflegeheim Lainz, aber auch im Pflegeheim Baumgartner Höhe, von den Vorfällen, die in den letzten Wochen und Monaten bekannt geworden sind. Wir alle haben allerhöchstes Interesse daran, zu einer raschen Aufklärung über die tatsächlichen Ursachen dieser Missstände zu kommen.

Lassen Sie mich aber auch, meine Damen und Herren, gleich zu Beginn sagen, dass wir über die Diskussion darüber nicht vergessen dürfen, dass viele Tausende betagte und hochbetagte Menschen in österreichischen Pflegeheimen ausgezeichnet unterge­bracht sind und bestens gepflegt werden. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Ich möchte bei dieser Gelegenheit ausdrücklich allen Pflegerinnen und Pflegern, die diese schwierige Aufgabe auf sich nehmen, von ganzem Herzen dafür danken, dass sie in aufopferungsvoller Art und Weise Menschen in ihren letzten Lebenswochen und ‑monaten betreuen und pflegen.

 


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