Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 32. Sitzung / Seite 193

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Zu Wort gelangt nun Frau Abgeordnete Rest-Hinterseer. Die Uhr ist wunschgemäß auf 6 Minuten gestellt. – Bitte.

 


18.29

Abgeordnete Heidemarie Rest-Hinterseer (Grüne): Herr Präsident! Herr Staats­sekretär! Hohes Haus! Ich möchte mich jetzt nicht mehr länger auf die Fakten rund um die Hochwasser- und Dürreopfer beziehen, weil ich glaube, dass sich ohnehin alle damit einverstanden erklären und damit d’accord sind. Ich möchte es jedoch nicht ver­absäumen, nach meiner Rückkehr aus Cancun auf die katastrophale Entwicklung welt­weit hinzuweisen.

In diesem Jahr brachte es Amerika im Sommer, im Mai, mit 526 Tornados zu einem neuen Rekord. Der bisher gültige lag bei 399. In Indien ist jetzt die Vormonsunhitze mit 49 Grad lebensbedrohend und hat bereits 1 400 Menschenleben gefordert. Führende Klimaforscher bestätigen, dass dies die ersten Anzeichen des vom Menschen verur­sachten Klimawandels sind.

Österreichs Alpen spüren das auch besonders. Ich habe das heuer bei Alpenwande­rungen im Krimmler Achental bemerkt: Die Kühe können nur mehr in aller Hergotts­frühe über den Bach getrieben werden, weil später die Ache durch das graue Glet­scherwasser so hoch anschwillt, dass sich die Kühe nicht mehr hineintrauen.

Damit sind auch die Grundlagen unseres Wirtschaftssystems gefährdet. Tourismus, Landwirtschaft einerseits, aber auch Stromproduktion und Wasserversorgung werden in der heutigen Form nicht mehr möglich sein.

Diesen zunehmenden Katastrophen steht eine negative Bilanz der Klimaschutzpolitik gegenüber. Im Hinblick auf die Erreichung des Kyoto-Ziels, das die Reduktion der CO2-Emissionen um 13 Prozent bis zur Zielperiode 2008/2012 vorsieht, gehört Österreich bereits zu den EU-Schlusslichtern. Während die Emissionen der sechs vom Kyoto-Pro­tokoll erfassten Treibhausgase im Zeitraum 1990 bis 1999 im EU-Durchschnitt um 4 Prozent gesunken sind, sind sie in Österreich um 2,7 Prozent gestiegen und lagen 1999 bei 79,2 Millionen Tonnen.

Bei den reinen CO2-Emissionen, die für 80 Prozent der Treibhausgasemissionen in der EU verantwortlich zeichnen, ist der österreichische Trend noch negativer: Um 5,9 Pro­zent, das entspricht 3,7 Millionen Tonnen, haben diese in den neunziger Jahren in unserem Lande zugenommen. – EU-weit sanken die CO2-Emissionen in den neunziger Jahren um 1,6 Prozent.

Österreich war früher einmal ein Umwelt-Musterland!

Was die Ozonbelastung im Zeitraum vom 1. April bis 10. August 2003 betrifft, wurde an 36 Tagen die Überschreitung des Schwellenwerts angezeigt; das geschah an 67 Mess­stellen – erstmalig auch im Lungau.

Herr Kollege Keuschnigg hat heute Vormittag bei der Debatte über die Reduktion der LKW-Abgase gemeint, unsere Aktion, nämlich das Aufmerksam-Machen der Grünen auf diesen Zustand, sei „aktionistisch“ und werde „auf dem Rücken der Bevölkerung“ ausgetragen. – Herr Keuschnigg, ich werde diese Nachricht der Lungauer Bevölkerung authentisch übermitteln. Sie werden Ihnen dann vielleicht den neuesten Bericht über die Sterblichkeit in Zederhaus schicken, damit auch Sie wissen, was die Leute dort vor Ort erleben.

Zum Klima-Killer Verkehr. Wir müssen wieder darauf zu sprechen kommen – das war ja auch heute der Grund für unsere Aktuelle Stunde –: In Österreich gibt es ein 155 000 Kilometer langes Straßennetz. Wenn man die mit LKW befahrenen Forststra­ßen dazuzählt, so sind es 275 000 Kilometer. Das bewirkt, dass wir eine ungeheuer


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