9.07
Abgeordnete Barbara
Rosenkranz (Freiheitliche): Herr
Präsident! Herr Vizekanzler! Sehr verehrter Herr Minister! Frau
Staatsekretärin! Hohes Haus! „Generationenreiches Österreich“: Die Entwicklung
der österreichischen Bevölkerung ist von zwei Konstanten gekennzeichnet. Das
erste Mal in der Geschichte leben vier Generationen zeitgleich. Die meisten von
uns haben ihre Großeltern noch gut kennen gelernt, viele haben sogar ihre
Urgroßeltern kennen gelernt – eine an sich sehr erfreuliche Entwicklung.
Das sich weit über die Generationen hinaus spannende Wissen und auch die
Erfahrung aus authentischer Erinnerung sowie die Möglichkeit, diese an Jüngere
weiterzugeben, sind natürlich ein großer Gewinn für das kollektive Bewusstsein,
an sich ein großer Gewinn für die gesamte Gesellschaft. (Der Geräuschpegel im Sitzungssaal ist hoch.)
Präsident Dr. Andreas Khol: Meine Damen und Herren! Ich bitte Sie, den allgemeinen Geräuschpegel zu senken. Wir haben in der Präsidialkonferenz vereinbart, dass wir hier aufmerksam zuhören. – Frau Kollegin, Sie sind am Wort.
Abgeordnete Barbara
Rosenkranz (fortsetzend):
Danke vielmals, Herr Präsident. – Die zweite Konstante allerdings ist,
dass die Zahl der jungen Menschen immer geringer wird. Es ist ein Verdienst
dieser Regierung, dass sie das erste Mal, nachdem die österreichische Politik
dem gegenüber jahrzehntelang ignorant geblieben ist, die Tatsache ins
Bewusstsein und in die politische Debatte gehoben hat, dass die demographische
Entwicklung eine Grundtatsache ist, die alle wirtschaftlichen und sozialen
Entwicklungen beeinflusst und damit auch die politischen Konsequenzen
beeinflussen muss.
Was sagt die Statistik Austria dazu? –
Die Statistik Austria fasst das schon im Titel sehr gut zusammen. (Der Geräuschpegel im Sitzungssaal ist
weiterhin hoch.) – Ich glaube, ich muss ein bisschen provokantere
Dinge sagen, damit hier Ruhe einkehrt! Daran sieht man, wie wenig wichtig
dieses Thema noch immer genommen wird, obwohl es letztlich entscheidend für uns
alle sein wird. Jetzt sind wir jung, rüstig, sitzen hier im Parlament und
beschließen Gesetze, auch über die Pensionsreform, aber irgendwann einmal
werden wir diejenigen sein, die das zu erleiden oder sich an dem zu erfreuen
haben, was wir hier machen. (Beifall bei
den Freiheitlichen und der ÖVP.)
Die Statistik Austria fasst zusammen: Die Menschen werden immer älter, und es werden immer weniger Kinder geboren. Drei Eckdaten dazu: Zurzeit sind 1,7 Millionen Menschen – das sind 21 Prozent der österreichischen Bevölkerung – über 60 Jahre alt. Im Jahre 2030 werden das 2,9 Millionen Menschen sein – 36 Prozent, also jeder Dritte. Vor allem aber wird die Zahl der über 80-Jährigen bis 2030 massiv steigen, und zwar von 290 000 auf 600 000 – das ist eine Verdoppelung!
Noch ein Wort vor allem zu den sehr jungen Abgeordneten: Der Mensch neigt dazu, die Dinge sehr statisch zu sehen – vor allem wenn man jung ist, kann man sich überhaupt nicht vorstellen, dass man irgendwann einmal alt sein wird. Es wird oftmals so gesehen: Hier sind wir, die Jungen, und dort sind die Alten; und wir schaffen nun die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen dafür, wie diese Alten leben werden! Es wird dabei aber nicht bedacht, dass wir dabei von uns reden – 2030 werden die meisten von uns, die wir hier sitzen, über 60 sein, im Jahr 2050 werden wir es dann alle sein.
Das, was wir jetzt hier sagen, sagen wir über uns; und das, was wir hier in die Wege leiten, leiten wir für uns in die Wege. Es ist nämlich nicht so, dass wir „die Jungen“ sind, und irgendwo gibt es „die Alten“, sondern wir bestimmen damit unseren eigenen Lebensweg mit! Das muss man zur Kenntnis nehmen, auch dann, wenn es darum geht, zu sagen: Wir Jungen wollen diese hohen Lasten nicht mehr tragen. – Gerade die jetzt Jungen müssen darauf achten, dass sie, die dann Alten, noch eine Pension bekommen! Eine Klage darüber, dass es zu viel sei, was man jetzt für die Alten tut, ist