Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 35. Sitzung / Seite 67

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

schleppten zu Fuß weiter. Und dafür setzen diese Menschen in ihren Heimatländern ihre Existenz aufs Spiel, verkaufen all ihr Hab und Gut, um sich von diesen Ver­brechern hierher schleppen zu lassen. Und warum werden sie hierher geschleppt? – Weil jeder hier bei uns Asyl bekommen kann! Und das darf nicht mehr sein! Hinkünftig kann nur mehr Asyl bekommen, wer wirklich einen Grund dafür vorgeben kann. (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Meine Damen und Herren! Dieses neue Gesetz, das wir heute beschließen – wir Frei­heitlichen tun das gerne – stellt die Anwendung der Genfer Flüchtlingskonvention auch in Zukunft in Österreich sicher und stellt einen weiteren wirksamen Schritt gegen die Kriminalität der Schlepperei dar. (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

12.58

 


Präsident Dr. Andreas Khol: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Mag. Wurm. Redezeit wunschgemäß 5 Minuten. – Bitte.

 


12.59

Abgeordnete Mag. Gisela Wurm (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Heute ist ein trauriger Tag für die Menschlichkeit in Österreich – und Sie, Herr Bundesminister Strasser, haben sich „ausgezeichnet“: Sie sind der Minister mit dem kalten Herzen! (Beifall bei der SPÖ. – Rufe bei der ÖVP: Das ist doch ungeheuerlich! Unerhört! – Rufe und Gegenrufe zwischen Abgeordneten von ÖVP und Freiheitlichen sowie SPÖ.)

300 Wissenschafter haben sich in einem Appell an Sie gewandt, Herr Bundesminister (Bundesminister Dr. Strasser: Kein Einziger!), haben gesagt, dass Sie dieses Gesetz in dieser Form zurücknehmen sollen. (Bundesminister Dr. Strasser: Ich habe keinen einzigen Brief bekommen!)

Es wurde heute schon erwähnt: Der ehemalige Minister und ÖVP-Klubobmann Neisser ist da dabei; das Völkerrechtsbüro, Manfred Nowak, Ulrich Körtner, Max Friedrich, Anton Pelinka, Erika Weinzierl – und, und, und. – Sie jedoch, Herr Minister Strasser, zeigen sich uneinsichtig! (Abg. Krainer: ÖVP-Mitglieder! – Gegenrufe bei der ÖVP.)

Sehr geehrte Damen und Herren! Mit diesem Gesetz, das in vielen Bereichen verfas­sungswidrig und nicht menschenrechtskonform ist – und teilweise völkerrechtswidrig, so sagen uns die Experten –, haben Sie uns wirklich eine Hypothek auferlegt! (Wider­spruch bei der ÖVP.)

Herr Minister, ich verstehe Sie nicht! Sie haben Begutachtungen machen lassen, und die Begutachtungsverfahren sind in vielen Bereichen negativ ausgefallen. Ich spreche vom Neuerungsverbot, von der Abschiebung während eines laufenden Verfahrens, davon, dass dann die Flüchtlinge ausgewiesen werden können. Ich spreche davon, dass in jedem Stadium des Verfahrens Rechtsbeistand geleistet werden sollte. All das sind Angriffspunkte, all das wäre notwendig – und Sie negieren diese Einwände! Sie negieren die Einwände des Verfassungsdienstes des Bundeskanzleramtes. Sie negie­ren zum Beispiel auch die Begutachtung des Landes Tirol – ich habe sie hier: Das Land Tirol sagt in seiner Begutachtung: grob verfassungswidrig; aber Sie negieren das, es ist Ihnen egal.

Ich verstehe Sie nicht, Herr Bundesminister Strasser. Sie, der Sie einmal angetreten sind mit dem Slogan: Ich bin der Innenminister für alle Österreicher, ich mache Politik in Rot-Weiß-Rot!, haben sich von Ihren Werten verabschiedet. Es ist an dieser Vor­gangsweise nichts mehr christlich, es ist daran nichts mehr sozial, und es ist auch nicht menschlich, wie Sie hier vorgehen! (Beifall bei der SPÖ. – Zwischenrufe bei der ÖVP.)

 


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite