Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 35. Sitzung / Seite 89

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Liebe Kolleginnen und Kollegen, vor allem jene von der SPÖ und von den Grünen! Wenn Sie heute gegen die hier vorliegende Novelle des Asylgesetzes stimmen, stim­men Sie letztlich gegen eine rasche und umfassende Hilfe für hilfsbedürftige Men­schen, denen wir ja eigentlich Hilfe geben wollen. Also, meine lieben Kollegen, sagen Sie „ja“ zu dieser Novelle und bekennen Sie sich zu einem offenen, hilfsbereiten und barmherzigen Österreich, das sich aber auf gar keinen Fall ausnützen lassen wird. – Danke. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)

14.20

 


Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Öllinger. – Bitte.

 


14.20

Abgeordneter Karl Öllinger (Grüne): Meine sehr geehrten Damen und Herren! Hohes Haus! Wenn Herr Universitätsprofessor Matscher den Entwurf des Herrn Innenminis­ters lobt, verteidigt, dann betreibt er nicht Parteipolitik. Wenn Universitätsprofessor Funk den Entwurf kritisiert, dann betreibt er Parteipolitik. Wenn Universitätsprofessor Neisser den Entwurf kritisiert, dann betreibt er Parteipolitik. Wenn Universitätsprofes­sor Öhlinger den Entwurf kritisiert, dann betreibt er Parteipolitik. (Zwischenrufe bei der ÖVP.) Wenn Universitätsprofessor Mayer den Entwurf kritisiert, dann betreibt er auch Parteipolitik. Wenn die karitativen Organisationen den Entwurf kritisieren, dann betrei­ben sie Parteipolitik, werden andererseits natürlich vom Herrn Innenminister gelobt – er sagt; Ja, sie machen gute Arbeit! –; gleichzeitig werden sie ihrer Ansprüche enteig­net und in ihrer Kritik nicht ernst genommen. – So schaut es aus, meine Damen und Herren! (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

Ich glaube nicht einmal, dass Sie selbst das ernst nehmen. Ich habe während der Debatte sehr wohl aufgepasst, auch die differenzierten Positionen, die in Nuancen durchgekommen sind, wahrgenommen. Frau Kollegin Stadler, natürlich habe ich auch bei Ihren Ausführungen aufgepasst, und mir ist aufgefallen, dass Ihr Gefühl durchaus von einer bestimmten Sympathie, einer Verantwortung, einem Mitgefühl für jene, die ins Land kommen, getragen ist. Aber, Frau Kollegin Stadler, wissen Sie, was Sie gemacht haben? – In Ihrer Argumentation haben Sie all das aufgezählt, was die Freiheitlichen vorgemacht haben: „nicht Parteipolitik betreiben“, „bei den Ausländern gibt es so viele Kriminelle“. (Zwischenrufe bei der ÖVP.) – O ja! Es gibt auch kriminelle AusländerInnen, haben Sie gesagt.

Ich kenne den Unterschied – ich habe ja versucht, das herauszuhören – zwischen Ihrer Argumentation oder dem, wie Sie sich präsentiert haben, und dem, wie sich freiheit­liche Abgeordnete präsentiert haben. Aber passen Sie, Frau Kollegin Stadler, bitte auf mit dieser Argumentation! (Abg. Ellmauer: Belehren Sie nicht vom Rednerpult aus die Abgeordneten! Seien Sie nicht so überheblich!)

Das, was wir hier kritisieren – und schon seit Jahren kritisieren; das war auch bei dieser Debatte zu beobachten, das hat auch meine Kollegin Mandak sehr deutlich ausgeführt –, ist, dass der Ton, der in der Vergangenheit von den Freiheitlichen ge­kommen ist, der sich inzwischen – das gebe ich schon zu – etwas abgeschliffen hat, in der Argumentation von der ÖVP 1 : 1 übernommen wird. Ich betone: in der Argumen­tation! Nicht in allem, wie Sie denken, wie Sie sich geben und wie Sie sich präsen­tieren, aber in der Argumentation!

Ich bringe Ihnen ein Beispiel, aber zunächst noch eine Frage: Warum wird in einer De­batte über Asyl sofort und immer wieder von „kriminellen AusländerInnen“ gesprochen? (Abg. Dr. Partik-Pablé: Weil es so viele sind!) Gibt es denn nicht – wenn wir über Kriminalität sprächen, würden wir das zugeben – kriminelle InländerInnen genauso wie kriminelle AusländerInnen? (Beifall bei den Grünen. – Ruf bei der ÖVP: Ja eh!) Was ist


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