Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 35. Sitzung / Seite 206

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13. Punkt

Erste Lesung: Antrag der Abgeordneten Dr. Alfred Gusenbauer, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Einkommensteuergesetz ge­ändert wird (202/A)

 


Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Wir gelangen zum 13. Punkt der Tagesord­nung.

Wir gehen in die Debatte ein.

Erster Debattenredner ist Herr Abgeordneter Dr. Matznetter. – Bitte.

 


21.40

Abgeordneter Dr. Christoph Matznetter (SPÖ): Herr Präsident! Hohes Haus! Kleiner Nachsatz zu Kollegen Ikrath: Der Antrag wurde bereits am 18. Juni 2003 eingebracht. Vielleicht sollte man die Gelegenheit nützen, darüber zu diskutieren, warum es erst heute die erste Lesung gibt. Darüber sollten wir einmal reden, weil es eigentlich ge­scheiter wäre, würde dieses Haus öfter tagen, sich mehr mit den Materien auseinander setzen und Anträge schneller behandeln.

Aber jetzt zum zweiten Antrag: Dieser ist immerhin schon am 12. August 2003 einge­bracht worden, und am 12. August 2003 wurde er – das sage ich gleich dazu – nicht zum ersten Mal eingebracht. Wir haben diesen Antrag auf Senkung der Steuern mit einer Senkung im Bereich der kleinen Einkommen, des unteren Drittels, um 1 Milliar­de € (Abg. Scheibner: Das ist ein anderer ...!) und für den Mittelstand um 1 Milliarde € bereits im April 2004 eingebracht (Heiterkeit bei der ÖVP – demonstrativer Beifall des Abg. Ellmauer), ich korrigiere: 2002 mit Wirksamkeit auch für 2003 eingebracht. (Abg. Scheibner: Wann jetzt?) Wir haben dadurch eine Diskussion mit ausgelöst, die in Knittelfeld geendet hat. (Abg. Scheibner: War das der mit der Steuererhöhung?) – Sie waren damals noch Bundesminister, das hat sich ja dann erübrigt, Herr Kollege Scheibner.

Das wäre eigentlich jener Zeitpunkt gewesen, zu dem gerade Sie – jetzt sind bei der FPÖ keine Damen mehr hier, o doch, Frau Kollegin Partik-Pablé – nachdenken sollten, wieso Sie die Gelegenheit nicht genutzt haben, durch Herabsetzung der Steuern, wie es versprochen war, mit 1. Jänner 2003, inklusive einer Verdoppelung der Negativ­steuer für diejenigen, die auch schon vor dem Budgetbegleitgesetz keine Steuer gezahlt haben, also die überwiegende Mehrheit jener 2,4 Millionen Österreicherinnen und Österreicher, in deren Namen Sie sich jetzt immer brüsten für die „tolle“ Senkung zum 1. Jänner 2004. Deswegen wäre es schon heuer notwendig gewesen, weil hier Kaufkraft entstanden wäre und weil wir dann heuer nicht in der Bredouille wären, dass wir nur 0,7 Prozent an Wachstum haben (Abg. Großruck: Ihre Schulden ...!), sondern dann hätte sich der Herr Finanzminister nächstes Jahr brüsten können, dass es doch so hoch wirksam war – so, wie er es beim Konjunkturpaket gemacht hat. (Abg. Scheib­ner: Er stimmt sogar wieder dagegen!) Das wurde versäumt, weil Sie bei den Dingen, die Sie richtigerweise gefordert haben, immer wieder nicht die Mehrheit gesucht haben – die hätten wir gehabt –, sondern Ihnen die Menschen egal waren und die Regierungssitze wichtiger waren.

Jetzt komme ich aber zur nächsten Frage: Welches System ist vernünftiger? – Wir haben den richtigen Zeitpunkt 1. Jänner 2003 versäumt, wir haben mittlerweile auch den richtigen Zeitpunkt 1. Jänner 2004 versäumt, weil die ÖVP nicht bereit ist, die ver­sprochene Steuersenkung durchzuführen. Wir haben jetzt die Gelegenheit, in einer Steuerreformdiskussion zu überlegen, welche Steuersenkung die richtige ist.

 


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