Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 35. Sitzung / Seite 207

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Ich sehe schon die Vorschläge der ÖVP kommen: Spitzensteuersatz auf 42 Prozent senken (Ruf bei der ÖVP: 39!), auf 39 herabsetzen. (Ruf bei der ÖVP: 35!) – Ja, wunderbar! Das zeigt nämlich den Menschen, was für Volksvertreter Sie sind: Fürs eigene Geldtaschl wollen Sie sich möglichst viel an Steuersenkung herausholen. (Abg. Scheibner: Mit den Zahlen haben Sie es heute, Herr Kollege!) Das ist eine Politik, für die Sie sich schämen sollten! (Beifall bei der SPÖ. – Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Durch Gebührenerhöhungen, die Sie zu verantworten haben, durch Ausgliederung und nachfolgende Erhöhung der Entgelte in nach Maastricht-Regelung nicht relevanten Teilen der öffentlichen Leistungen, durch Nichtabgeltung von Steuererhöhungen bei jenen Menschen, die mit 1 000 € auskommen müssen (Abg. Neudeck: Aber das Defi­zit haben wir von Ihnen übernommen!) – dadurch wurde hier abgezockt, wurde ein Budget finanziert, wie das der deutsche Finanzminister nicht getan hat! Ich verstehe Ihre Aufregung, denn das ist ein Problem: Hier regieren Sie gegen die Mehrheit! Was wir brauchen, ist, dass für die Menschen etwas getan wird, aber nicht für ein paar Spitzenverdiener, wie auch wir als Politiker es sind. (Beifall bei der SPÖ sowie des Abg. Öllinger.)

Jetzt komme ich zum System, weil Kollege Bucher vorhin gemeint hat, dass man das nicht rechnen kann. (Abg. Rädler: Zum sozialistischen System!) Die Anträge hier erfor­dern, dass man die Klammerrechnung beherrscht, Multiplikation, Addition und Division. Das ist Volksschulstoff der vierten Klasse – wunderbar, das wird Kollege Bucher auch schaffen, und ich denke, auch alle anderen. (Abg. Neudeck: Herr Oberlehrer, wir haben keine Zeit ...!) – Wir haben genug Zeit, kein Problem!

Wir kommen aber jetzt zum Hauptproblem, meine Damen und Herren! Das ist eine Frage der Verteilungs- ... (Unruhe im Saal. – Präsident Dipl.-Ing. Prinzhorn gibt das Glockenzeichen.) Wir kommen zur Frage der Verteilungsgerechtigkeit in Österreich. (Ruf bei der ÖVP: Wollen Sie gerne verteilen?) Ich möchte Ihnen zu bedenken geben, dass wir in der Reallohnentwicklung dem Durchschnitt der Europäischen Union seit mehreren Jahren um 0,5 Prozent, 0,75 Prozent, über 1 Prozent nachhinken. (Abg. Scheibner: ... Gusenbauer die Rede gehalten, das wäre gescheiter gewesen!) Wir hinken nach, weil diese Regierung kaltherzig, aber auch falsch für die Volkswirtschaft kein Augenmerk darauf richtet, dass die Menschen wieder Kaufkraft bekommen, auch jene, die unter dem Medianeinkommen von 2001 liegen. Ich weiß schon, dass Sie das nicht gerne hören, aber Ihnen sei es ins Stammbuch geschrieben: Das Medianein­kommen betrug damals laut letztem Einkommensbericht des Rechnungshofes 1 510 €.

Darüber nachzudenken, wie man den Spitzensteuersatz für 4,4 Prozent der Steuer­pflichtigen um Budgetkosten von bis zu 1 Milliarde € senkt, ist etwas, was den Zusam­menhalt Österreichs gefährdet und wir in dieser Kaltherzigkeit noch nie gehabt haben! Wir werden uns dagegen wehren, wir werden dagegen kämpfen und uns für Entlas­tungen unserer Art einsetzen, weil wir für die Menschen und nicht für Ihr Brieftaschl stehen. – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)

21.46

 


Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Als nächster Redner ist Herr Abgeordneter Dr. Stummvoll zu Wort gemeldet. – Bitte.

 


21.46

Abgeordneter Dkfm. Dr. Günter Stummvoll (ÖVP): Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich möchte mich – im Gegensatz zu meinem Vorredner – nur auf einige Daten und Fakten konzentrieren. (Unruhe im Saal. – Präsident Dipl.-Ing. Prinzhorn gibt das Glockenzeichen.) Wir werden zwar heute diesen Antrag erst dem Finanzausschuss zuweisen, aber es lässt sich, bei aller Vorsicht vor Prognosen,


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