Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 38. Sitzung / Seite 201

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schon vor der Geburt oder kurz nach der Geburt genau festlegen müssen, welche Zeit sie tatsächlich in Karenz gehen wollen. Das nennen Sie Wahlfreiheit?

Wenn dann zu einem späteren Zeitpunkt irgendeine unvorhergesehene Situation ein­tritt, sei es Krankheit, sei es eine schwierige Situation am Arbeitsmarkt, dass kein Ar­beits­platz zur Verfügung ist, was auch immer, oder die Krankheit des Kindes, dann be­steht keine Möglichkeit mehr, die Karenz zu verlängern. (Abg. Öllinger: Bei Ihnen aber auch nicht!) Bei uns gibt es immerhin die Möglichkeit, bis zu drei Jahre Karenz zu be­anspruchen, und dann gibt es die Kinderbetreuungseinrichtungen sehr wohl, und in vielen Bundesländern gibt es diese Kinderbetreuungseinrichtungen auch in ausrei­chen­der Menge.

Hier kann ich auch das Land Niederösterreich nennen. Wir in Niederösterreich haben wirklich ein sehr gutes Modell und mittlerweile ein Pilotprojekt laufen, wo auch Kinder unter drei Jahren in die Kindergärten aufgenommen werden, wo tatsächlich ... (Abg. Sburny: Haben Sie es schon einmal in Langenlois probiert, wie das funktioniert dort?) Das ist zurzeit ein Pilotprojekt, das gestartet wurde und immerhin in 82 Gemeinden läuft; dieses wird evaluiert, und es wird dann tatsächlich auch auf den Bedarf der Eltern Rücksicht genommen. (Beifall bei der ÖVP. – Neuerlicher Zwischenruf der Abg. Sburny.)

Es ist ein Ziel dieser Bundesregierung, für alle Kinder Betreuungsplätze in der Qualität zur Verfügung zu stellen, die sie tatsächlich brauchen. Die Länder, die Gemeinden sind hier gefordert. In Niederösterreich ist die Vormittagsbetreuung in den Kindergärten gratis. Schauen Sie doch nach Wien: Bis zu 300 € durchschnittlich kostet ein Kin­der­betreuungsplatz in Wien! Da wäre wirklich etwas zu tun, auch für die Damen und Herren der Sozialdemokratie! Hier könnten Sie einmal etwas unternehmen, um Kinder­betreuungsplätze günstig für die Eltern anbieten zu können. (Beifall bei der ÖVP.)

Ich denke, dass wir sehr viel erreicht haben, und im Großen und Ganzen haben auch die Redner heute hier das Kinderbetreuungsgeld an und für sich nicht in Frage gestellt. Daran erkenne ich, dass Sie die Leistung, die hier erbracht worden ist, auch zu schät­zen wissen. (Beifall bei der ÖVP.)

19.40

 


Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Als nächster Redner gelangt Herr Abgeord­neter Öllinger zu Wort. – Bitte.

 


19.40

Abgeordneter Karl Öllinger (Grüne): Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich weiß nicht, weshalb die familienpolitischen Debatten immer zu so später Stunde statt­finden. Das wird oft beklagt, und das muss auch einen Grund haben. Wenn man die Debatte jetzt verfolgt hat, dann kann man auch Gründe dafür finden.

Selten in Debatten wiederholen Sie sich dermaßen oft in Ihrer Argumentation wie in den familienpolitischen Debatten. So richtig bleiern kommt die Argumentation daher. Ich möchte Sie ersuchen, auch einmal darüber nachzudenken.

Ich lasse mir auch gerne etwas sagen (Abg. Dr. Spindelegger: Das ist uns aber neu!), was meine Argumentation betrifft, aber der springende Punkt ist doch, dass Sie immer wieder das Argument anführen, es sei gut, dass die Kinder bis zu drei Jahren bei den Eltern, sprich den Müttern, bleiben. (Abg. Riener: Familienähnliche Strukturen!) Es gibt keine Studie aus den letzten Jahren, die belegen würde, dass die Qualität der Kin­der­betreuung durch berufstätige Eltern, ganz egal, ob Mütter oder Väter – wenn sie vor­handen sind, denn das ist der springende Punkt, meistens sind die Väter eben nicht vorhanden –, schlechter wäre als jene durch nicht berufstätige Mütter oder Väter.

 


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