Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 46. Sitzung / Seite 44

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unseren Anti-Atom-Kurs. Die Regierung ist beauftragt, das so umzusetzen, und glau­ben Sie mir eines: Mit dieser Politik fahren wir richtig. Mit dieser Politik tun wir etwas für die Österreicherinnen und Österreicher. Mit dieser Politik machen wir für ganz Europa etwas. – Das ist wichtig, und dafür stehen wir auch! (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

11.42

 


Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Dr. Bauer. – Bitte.

 


11.43

Abgeordneter Dkfm. Dr. Hannes Bauer (SPÖ): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Geschätzte Damen und Herren! Vorweg gleich die Feststellung: Wir alle wollen den Ausstieg aus der Atomenergie, und wir haben das iin vielen Demonstrationen auch als gemeinsame Aktion zum Ausdruck gebracht. Ich glaube, wir alle kennen die Gefahren, die für uns von diesen besonders grenznahen AKWs ausgehen, und die Mehrheit der Österreicherinnen und Österreicher lehnt das ab, aus der Erfahrung heraus, dass seit Tschernobyl doch bewiesen ist, dass diese Technologien nicht völlig beherrschbar sind, und eine Technologie, die nicht völlig beherrschbar ist, sollte man nicht anwen­den.

Wir wissen aber auch, geschätzte Damen und Herren, dass man dafür Zeichen setzen muss, nämlich Zeichen in der Form, dass die Ablehnung in Österreich auch nach Eu­ropa hineingetragen wird, dass Positionen eingenommen werden, die klar erkennen lassen, dass Österreich ganz vorne mit dabei ist, wenn es darum geht, für Europa den Ausstieg aus der Atomenergie zu erreichen. Es beschäftigen sich die Landtage damit, ebenso beschäftigt man sich in vielen anderen Bereichen damit, aber man muss auch feststellen, dass 15 Prozent der Energie in Europa aus Atomkraft stammen und dass auch Österreich im Strom-Mix immer mehr Atomstrom hat; den höchsten Anteil haben die Tiroler mit etwa 27 Prozent.

Das ist eine Entwicklung, die man auch sehen muss. Es gibt Länder, die nicht an einen Ausstieg denken, sondern – im Gegenteil! – dafür eintreten, die Atomkraft wieder ver­stärkt zu nützen. Frankreich oder auch Spanien beispielsweise forcieren einen ver­stärkten Einstieg in die nächste Generation von Kernreaktoren und arbeiten gemein­sam mit der Firma Siemens daran, 2015 diesen neuen Typ zu erreichen.

Es sollte also eine Positionierung Österreichs erfolgen, die eine durchgehende Ableh­nung erkennen lässt, und daher soll eine Zustimmung zum EURATOM-Vertrag, was die Aufstockung betrifft, nicht erfolgen. Das ist ein falsches Signal an die Adressaten, und es wurde dies auch von der Frau Abgeordneten Flemming als eine Fehlent­schei­dung eingeschätzt und auch vom Abgeordneten Kronberger von den Freiheitlichen ähn­lich beurteilt. Die Ablehnung einer Aufstockung der Mittel durch die Sozialdemo­kraten ist also kein falsches Signal, sondern wird durchaus auch von anderen mitge­tragen.

Was die Argumentation des Herrn Vorredners – und auch des Herrn Kopf – betrifft, dass wir, wenn wir der Aufstockung nicht zustimmen, bei der Mittelverwendung keine Mitsprache hätten, möchte ich hinzufügen: Ich weiß nicht, wie es zu dieser Beurteilung der Situation gekommen ist. Während die Aufstockung der Mittel für EURATOM eine Mehrheitsentscheidung darstellt und daher durchaus auch gegen die Interessen Österreichs erreicht werden kann, ist die Verwendung der Mittel weiterhin dem Prinzip der Einstimmigkeit unterworfen. Und ich frage mich: Was habe ich mir da eigentlich erkauft?

 


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