Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 46. Sitzung / Seite 119

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Dialog, dann sage ich – und mit mir viele andere –: Das waren Belehrungen! Natürlich hat man mit uns gesprochen, aber es hat sich in der Sache nichts bewegt. (Abg. Dr. Brinek: Das stimmt überhaupt nicht, es hat viele Abänderungsanträge gegeben!)

Sie bemühen das Stilmittel der Übertreibung, und es kommt mir wirklich so vor, als ob an der Universität die Malaria ausgebrochen wäre – kann man ja fast schon sagen, bei den Zuständen –, und Sie jagen hier im Parlament Stubenfliegen. Das kann es einfach nicht sein! Und ich sage Ihnen auch, es gibt ... (Abg. Mag. Molterer: Keine Distan­zie­rung! ...!) – Herr Molterer, Sie werden mir nicht vorschreiben, was ich hier sage! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Schauen Sie: Für mich ist es wahrscheinlich internalisierter als für Sie, dass Grüne niemals Gewalt protegieren und sich niemals für Gewalt ausgesprochen haben – und das gilt zu jeder Zeit, an jedem Tag und an jedem Ort. (Abg. Dr. Partik-Pablé: Was glauben Sie, wie es ist, eine Torte ins Gesicht zu bekommen?)

Und wenn Sie es hören wollen: Was das Tortenwerfen betrifft, sage ich Ihnen – abge­sehen von Distanzierungen von Gewalt und vom Protegieren von Gewalt (Abg. Dr. Partik-Pablé: Und was war mit der Solidarisierung von Petrovic mit den gewalt­bereiten Donnerstagsdemonstranten?) – noch etwas: Gerade in Zeiten der Res­sour­cenknappheit ist es auch entwicklungspolitisch ein Unsinn, hochwertige Nahrungs­mittel an Saturierte zu verteilen, wenn Sie das hören wollen! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Aber es gibt noch andere Arten von Gewalt – und wir haben 21 Universitäten in Öster­reich mit sicher 40 000 Beschäftigten und zirka 200 000 Studierenden. Und wenn Sie in Bezug auf die Universitätspolitik fokussierend auf dieses Ereignis in Wien davon ablenken wollen, was Kollege Gusenbauer und auch Van der Bellen schon gesagt haben, nämlich welche Täuschungen Sie gespielt haben im Budget, dass Grasser unge­straft sagen konnte, und Sie wiederholen es immer wieder, die Universitäten bekommen 700 Millionen € mehr – und das war nur eine Verschiebung der Personal­kosten aus dem BKA an die Universitäten, das war kein Zugewinn! –, das ist auch Gewalt des Wortes, aber keine Gewalt von Argumenten. (Abg. Mag. Molterer: Für Sie ist also eine parlamentarische Debatte Gewalt?)

Wenn ich Ihnen heute so zuhöre, dann kann einem schon die Galle hochgehen! Das rechtfertigt gewisse Handlungen nicht, aber tun Sie nicht überrascht! (Abg. Scheib­ner: Das ist eine Zumutung!)

Wenn auf einem Niveau diskutiert wird, dass etwa Bundeskanzler Schüssel den Uni­versitäten dieses Gesetz schmackhaft machen will, indem er die Ausgliederung mit der Ausgliederung und Privatisierung der Marchfelder Schlösser und des Schönbrunner Zoos vergleicht, dann, muss ich sagen, läuft eben keine argumentativ hochwertige Debatte.

Wenn Frau Bundesministerin Gehrer – seien Sie mir nicht böse, ich zitiere Sie ja nur – mit dem guten Rat an die KritikerInnen des Gesetzes kommt und sagt, sie würde ja lieber auf den fahrenden Zug und die Reformlokomotive aufspringen, als sich auf das Geleise zu legen, kann ich das als Aufforderung zum kollektiven Suizid aller Kritiker nehmen: Sie sollen sich aufs Gleis legen – aber gescheiter ist, sie steigen bei ihr auf. – Das ist keine gute Alternative in einer Meinungsfindung und Gesetzwerdung.

Es wurden also Budgetversprechungen gewaltig verbogen, die Demokratie wurde ge­waltig verbogen.

Und jetzt komme ich zu einer anderen Distanzierung: Der Pressesprecher der ÖH, Florian Müller, wurde tätlich angegangen von einem von der Regierung, von Frau Bun­desministerin Gehrer mit Hilfe des ehemaligen Wissenschaftssprechers Martin


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