Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 50. Sitzung / Seite 23

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Patchwork-Familie, was auch immer. Alle diese Formen müssen wir als gleichwertig anerkennen, und die Vielfalt dieser unterschiedlichen Formen verdient unsere Unter­stützung, Unterstützung seitens der Politik. Und das übersehen Sie! (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

Sie negieren zum Beispiel völlig, dass mittlerweile ein Viertel der Familien – ein Viertel, und das ist wirklich viel! – Ein-Eltern-Familien sind. Ein Viertel! (Abg. Dr. Partik-Pablé: Aber das ist ja nicht der Idealzustand! – Abg. Scheibner: Und Sie finden das normal?) Sie finden, das ist nicht der Idealzustand; jemand anderer findet vielleicht schon, dass das der Idealzustand ist. Und wie auch immer er oder sie das findet, es ist eine Lebenssituation, in der er oder sie unsere Unterstützung verdient, Herr Kollege Scheib­ner. (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

Es ist natürlich in hohem Maße bezeichnend, dass das Thema AlleinerzieherInnen in Ihrem Regierungsprogramm nicht einmal vorkommt. Das ist kein Thema, denn: Was nicht sein darf, das nicht sein kann – nicht wahr, Herr Scheibner? (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.) Aber so machen wir keine sinnvolle Familienpolitik, die die Men­schen unterstützt. (Abg. Scheibner: Fragen Sie die Kinder, was sie darüber denken!)

Wir kommen zum dritten „Märchen“. Das dritte „Märchen“ hat Ihre „großartigen fami­lienpolitischen Leistungen“, die Sie in der letzten Zeit vollbracht haben, zum Inhalt. Und das ist ja die nächste Ansammlung von Seifenblasen! Das ist ja unglaublich! (Abg. Mag. Mainoni: Was haben denn die Sozialisten gemacht für die Alleinerziehenden? Gar nichts!) Da erzählen Sie uns zum Beispiel, dass das Kindergeld das Instrument gegen Armutsgefährdung ist. Das Gegenteil ist der Fall, lesen Sie die Studien! So starr, wie das Kindergeld im Moment ist, führt es die Frauen schnurgerade in die Armutsfalle, weil sie so lange aussteigen und weil sie nicht mehr in den Beruf zurückkommen.

Wissen Sie, was das beste Mittel gegen Kinderarmut ist? (Abg. Mag. Mainoni: Das Kindererziehungsgeld!) – Unterstützungen vom Staat sind notwendig und wichtig und sollen ausgebaut werden, aber das effizienteste Mittel ist, dass die Frauen arbeiten, ein eigenes Einkommen haben, dass das Familieneinkommen entsprechend hoch ist. Und daher Ihre nächste Seifenblase! (Abg. Scheibner: Wahlfreiheit!) – Wahlfreiheit! Herr Kollege Scheibner, zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie sage ich Ihnen: Ihre Wahl­freiheit ist in Wahrheit ein Entscheidungszwang. Sie sagen: Entweder du arbeitest – oder du hast eine Familie. (Präsident Dr. Khol gibt das Glockenzeichen.)

Wichtig wäre es, die entsprechenden Rahmenbedingungen zu setzen, sodass wirklich beides möglich ist – und das tun Sie nicht! (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

10.35

 


Präsident Dr. Andreas Khol: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Dipl.-Ing. Scheuch. Redezeit: 5 Minuten. – Bitte, Sie sind am Wort.

 


10.36

Abgeordneter Dipl.-Ing. Uwe Scheuch (Freiheitliche): Herr Präsident! Herr Minister! Frau Staatssekretärin! Meine geschätzten Damen und Herren! Frau Kollegin Kuntzl, wenn Sie von Märchen sprechen, würde ich Ihnen empfehlen, dass Sie lieber einmal zu Hause Ihren Kindern Märchen erzählen. Das wäre auch ein Beitrag zur Familien­politik! (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Wenn man sich heute die Rednerliste zu diesem Thema ein bisschen genauer ansieht, muss man feststellen, dass die Freiheitlichen eigentlich die einzige Partei sind, die zur Familienpolitik zwei Männer ans Rednerpult schickt. Ich glaube, auch das ist ein deut­licher Beweis und ein deutliches Indiz dafür, dass bei uns gelebte Familienpolitik Mann und Frau betrifft und wir diese Politik auch gemeinsam leben. (Beifall bei den Freiheit­lichen. – Zwischenrufe bei der SPÖ und den Grünen.)

 


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