Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 56. Sitzung / Seite 38

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Erfreulicherweise hat sich – nicht alles, was aus Amerika kommt, ist eo ipso schlecht – das Bewusstsein, dass der Unterschied zwischen Männern und Frauen physiolo­gischer Art und Weise ganz besonders auch in der Reaktion und in der Interaktion mit medizinischer Behandlung und mit Medikamenten zu beachten ist, jetzt entwickelt. Das ist, was „Gender-Based Medicine“ meint. Ohne jede Frage muss man in diese Rich­tung ganz verstärkt weitergehen beziehungsweise hier auch Dinge aufnehmen, die eigentlich in anderen Bereichen der Medizin klar sind. Ohne in den Verdacht kommen zu wollen, in irgendeiner Weise die Schulmedizin kritisieren zu wollen, stelle ich fest, dass in der Volksheilkunde und, soviel mir bekannt ist, auch in der Homöopathie dieser Unterschied selbstverständlich gemacht wird und ganz klar ist, dass nicht nur die Häufigkeit von Krankheiten, das Erscheinungsbild von Krankheiten, sondern vor allem auch die Reaktion darauf – je nachdem, ob man einen Mann oder eine Frau vor sich hat – unterschiedlich sein müssen.

Frau Abgeordnete Weinzinger, dies ist nicht ausschließlich die Schuld der Pharma­industrie, die sich sozusagen mit Männern leichter tut, sondern ich würde das schon auch so sehen – und das trifft dann gerade auch auf das Problem der Kinder zu –, dass sich Frauen einfach weniger für solche Experimente – das sind sie zu guter Letzt doch – zur Verfügung stellen. Ich kenne dieses Problem auch aus der Sicht, dass man sehr wohl wünschen würde, in bestimmte Programme Frauen aufzunehmen, es aber nicht so leicht ist, Frauen zu finden.

Dieses Problem stellt sich natürlich auch – und jetzt bin ich beim nächsten Thema – bei der Prüfung von Medikamenten an Kindern. Es ist absolut notwendig, das zu tun, über­haupt keine Frage. Das Kind ist nicht einfach ein kleiner Erwachsener, sondern der kindliche Organismus ist ein System, das sich im Wachstum befindet und ganz andere Anforderungen erfüllt. Diese Prüfung ist notwendig. Nur, ganz realistisch – viele hier sind Eltern –: Würden Sie Ihr Kind für eine solche Prüfung zur Verfügung stellen? – Wohl nur dann, wenn die Sachlage so ist, dass man sagt, entweder wir probieren als letztes Mittel ein noch nicht erprobtes Medikament oder die Aussichten auf Heilung und Therapieerfolg sind null – nur dann. Das ist auch eine Schwierigkeit, aber man ist sich sehr wohl dieses Problems bewusst.

Die Debatte im Gesundheitsausschuss hat sich diesmal vor allem auf Medikamente und das Kurieren, die kurative Medizin konzentriert. Dennoch zum Abschluss und sozu­sagen auch als Ceterum censeo: Wir werden die Aufgaben, die in Zukunft auf die Gesundheitspolitik zukommen, nur dann bewältigen, wenn wir dazu übergehen, mehr als eine Krankenversorgungspolitik zu machen und in Richtung Gesundheitsförderung zu gehen. Das ist im Interesse der Menschen. Es ist vernünftiger, Schaden zu ver­hindern, als Schaden zu heilen und zu kurieren, und das ist natürlich auch eine ökono­mi­sche Notwendigkeit. (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

10.29

 


Präsident Dr. Andreas Khol: Zu Wort gemeldet hat sich nunmehr Frau Bundesminis­terin Rauch-Kallat. – Bitte.

 


10.29

Bundesministerin für Gesundheit und Frauen Maria Rauch-Kallat: Herr Präsident! Hohes Haus! Lassen Sie mich zu Beginn sehr herzlich danken für die konstruktive Dis­kussion dieses Gesetzes beziehungsweise der danach anschließenden Anträge so­wohl im Ausschuss als auch heute hier im Plenum. Wir werden mit diesem Gesetz das österreichische Arzneimittelgesetz an eine europäische Richtlinie anpassen und alle notwendigen Maßnahmen setzen, um hier auch europakonform zu agieren.

Hier geht es vor allem auch um die Anwendung der klinischen Praxis. Lassen Sie mich ganz kurz auf folgende Frage eingehen: Was die Verteilung auf Männer und Frauen in


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