Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 56. Sitzung / Seite 62

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den Koalitionsparteien vielen Menschen, die Kinder haben möchten, Menschen, die nicht unbedingt den Wunsch haben, dass das Kind „ihr eigen Fleisch und Blut“ ist.

Frau Ministerin Rauch-Kallat! Ich ersuche Sie, in diese Richtung weiterzudenken und auch diese Möglichkeiten zu eröffnen, sodass Kinder, die bereits da sind, wirklich Eltern haben dürfen – dass nicht gesetzliche Schranken dies immer wieder unmöglich machen.

Meiner Ansicht nach darf Familienplanung nicht dort enden, wo es nur um eine Stei­gerung der Geburtenrate geht, sondern Familie heißt für mich auch, dass Kinder, die da sind, in Familien integriert werden dürfen, ja integriert werden sollen. Vielleicht, Frau Ministerin, wäre eine Öffnung des Pflegschaftsrechtes, des Adoptionsrechtes auch eine Möglichkeit, von vielen Frauen, die jetzt versuchen, über In-vitro-Fertilisation ein Kind zu bekommen, den Druck zu nehmen – Druck auf Grund dieses ganzen me­dizinischen Aufwandes, und den Druck, den Klinik-Besuche und das Warten et cetera verursachen.

Teilweise stellt das ja für Frauen einen wirklich großen Leidenszustand dar, der unter Umständen dann wieder sozusagen im Nichts endet. Diesen Leidensdruck vieler Frauen könnte man mindern, indem man, wie gesagt, auch die Möglichkeit eröffnet, mehr Kinder zu adoptieren – und dies auf einem Wege, wo selbstverständlich immer der Schutz des Kindes im Vordergrund stehen muss. Jedenfalls darf es nicht so sein: Heute will ich das – und morgen vielleicht nicht mehr!

Noch einmal: Das Recht, dass auch bereits geborene Kinder Eltern haben können, sollte ausgeweitet werden, sodass viele Menschen zu Eltern, zu Vätern, zu Müttern, zu Großmüttern gemacht werden können, ohne dass das eben das „eigen Fleisch und Blut“ sein muss.

Frau Ministerin, ich bitte Sie, in diese Richtung weiterzudenken und eine solche Chan­ce wirklich allen zu eröffnen: sowohl den Kindern als auch den Männern und Frauen, die ernsthaft und mit Liebe Kinder erziehen, Kinder großziehen und Verantwortung übernehmen wollen. In diese Richtung greift jedenfalls die In-vitro-Fertilisation allein viel zu kurz! Da müssen wir weiterdenken, da müssen wir breiter denken. – Danke. (Beifall bei den Grünen.)

11.58

 


Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Riener. – Bitte.

 


11.58

Abgeordnete Barbara Riener (ÖVP): Werter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Bundesministerin! Herr Staatssekretär! Hohes Haus! Herr Kollege Kräuter, ich bin immer wieder erstaunt darüber, wie subjektiv Wahrnehmungen sein können. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen. – Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Es freut mich aber – und damit möchte ich wieder zu unserem In-vitro-Fertilisations-Fonds-Gesetz zurückkommen –, dass diese Änderungen eine Vier-Parteien-Einigung darstellen. Dieses Gesetz, das vor drei Jahren neu entstanden ist, bedeutete damals – und bedeutet auch heute noch – für viele Frauen und Paare neue Hoffnung und Erleichterung.

Gerade ich in meiner Arbeit als Sozialarbeiterin habe bei Adoptionserhebungen oft das Leid der Frauen erlebt, das durch unerfüllten Kinderwunsch ausgelöst wurde. Das Gefühl, keine „vollwertige Frau“ zu sein, und das ständige Darauf-angesprochen-Wer­den: Wo bleiben denn die Kinder?!, waren und sind noch immer Ursprung für dieses Leid.

 


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