Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 56. Sitzung / Seite 168

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Ich halte es schon für sehr bemerkenswert, dass Sie in Ihren Reden den deutschen Kollegen immer so viel Zeit widmen. Was Frau Kollegin Künast tut oder nicht tut, interessiert mich, ehrlich gesagt, weit weniger als das, was die Frau Bundesministerin oder Herr Bundesminister Pröll getan hat und tun wird, denn dazu sind wir nämlich da in diesem Haus, um die Regierung zu kontrollieren und zu besprechen, was Österreich machen wird und wie es sich verhalten wird. Ich halte das Die-anderen-machen-das-auch!-Spielchen schon für ziemlich langweilig und zudem für eine recht phantasielose Ausrede für Nichtaktivitäten in diesem Bereich.

Sie haben auch von einer guten Deklarationslösung gesprochen, die es in Österreich an­geblich gibt. – Wenn ich in den Supermarkt einkaufen gehe und mir auf den Lebensmitteln hinten das Kleingedruckte durchlese, habe ich noch nie irgendwo ein Lebensmittel gefunden, auf dem gestanden wäre: enthält Gentechnik. Dafür gibt es zwei Erklärungen: Entweder wir sind so toll und haben solche Lebensmittel nicht – das wäre schön –, oder es wird einfach nicht gekennzeichnet, und durch mangelnde Kon­trolle wird das auch nicht aufgedeckt. Leider neige ich eher zur zweiten Version, und das halte ich eigentlich nicht für eine besonders tolle und gelungene Lösung, sondern eigentlich für eine schleichende Einführung von gentechnischen Produkten in Öster­reich, die ich nicht will und von der ich mir nicht vorstellen kann, dass Sie sie wollen. (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

Ich meine auch nicht, dass wir es hier notwendig haben, schwarz zu malen. Das ist überhaupt nicht der Fall. (Abg. Grillitsch: Beim Beifall haben jetzt aber die Grünen die SPÖ mitreißen müssen!) – Ich kann auch damit leben, wenn hin und wieder die Grünen für mich applaudieren, Herr Kollege. Das werden Sie wahrscheinlich eher selten erleben, aber macht nichts. (Beifall bei der SPÖ und den Grünen. – Abg. Gril­litsch: Haben Sie denn in Ihrer Fraktion keine Mehrheit hinter sich?)

Ich verfolge die Gentechnik-Debatte jetzt schon seit sehr vielen Jahren. In der Vergan­genheit sind wir sehr gut damit gefahren, rechtzeitig Aktivitäten zu setzen, und das wäre auch jetzt wieder der Fall. Ich sehe die Zukunft nämlich nicht ganz so rosig, wie Sie sie sehen. Mit dem Moratorium haben wir uns in Europa sehr lange sehr gut über Wasser gehalten. Wir haben Vorbildwirkung gehabt. Der österreichische Widerstand ist anfangs belächelt worden, dann waren wir plötzlich die Vorreiter in Europa. Schön langsam gewinne ich jedoch den Eindruck, das durch das Inkrafttreten dieser Food- und Feed-Verordnungen das Moratorium früher oder später fallen wird. Wir werden es nicht mehr ewig aufrechterhalten können. Nur: Dann müssen wir in Österreich dafür gerüstet sein, und das sehe ich nicht, und das macht mir persönlich relativ große Sorgen. Wir wissen, es gibt eine unglaublich lange Liste von Produkten, die in der EU und dann auch in Österreich zugelassen werden. Die Frage ist: Was tun wir dann damit? Wir wollen sie nicht anbauen, wir können den Anbau dann aber auf Grund von EU-Bestimmungen nicht mehr wirklich verhindern.

Was machen wir dann damit? Diese Frage ist noch völlig offen, und die Antworten, die da immer gegeben werden, dass es beispielsweise eine Länderarbeitsgruppe im Minis­terium gibt, die beruhigen mich nicht gerade besonders. Das klingt nach einem unend­lichen Prozess, dessen Ende nicht abzusehen ist, wo wir doch schon jetzt, eigentlich in diesen Monaten eine gute Regelung bräuchten. Das betrifft vor allem die Saatgut­versorgung, das betrifft die Futtermittelversorgung, mit der wir jetzt schon sehr große Probleme haben, weil in einem Großteil der Futtermittel gentechnisch verändertes Soja enthalten ist. Das wissen Sie sehr gut.

Es betrifft vor allem die Koexistenz. Wir brauchen klare Regelungen zur Koexistenz, weil sonst die Bauern, die Gentechnik nicht einsetzen wollen – und das ist meiner Meinung nach die Mehrheit in Österreich –, sehr große Probleme bekommen werden. Es reicht eine Hand voll Bauern in ganz Österreich, um sehr viele Felder, eben auch


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