Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 58. Sitzung / Seite 64

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Die EU ständig vor neue Aufgaben zu stellen – und das ist tatsächlich eine riesige neue Aufgabe –, aber zu sagen, kosten darf es nie im Leben mehr als bisher, das finde ich schäbig.

Ich war sehr froh über die Äußerung von Bundeskanzler Schüssel, als er sagte: Erbsenzähler bin ich nicht! – Super! Aber der zweite Satz lautete: 1 Prozent statt 1,27 muss es sein.

Das kommt von einem der reichsten Länder in der EU! – So fördert man den euro­päischen Gedanken nicht, wenn solche Aussagen dauernd von den Regierungsspitzen kommen! (Beifall bei den Grünen. – Abg. Mag. Molterer: Er besteht nicht nur aus ...!) Wundern Sie sich doch nicht, wenn die Bevölkerung dann ganz andere Themen wahrnimmt!

Die Misstöne, die es auch in Österreich gibt – halb Österreich glaubt, dass die Spesen-Debatte die Zukunft der EU bestimmen wird; das ist doch in höchstem Maße lächerlich. Ich muss auch nicht unbedingt in jeder Erweiterungsdebatte über Beneš diskutieren. (Abg. Mag. Mainoni: Aber die Signalwirkung ist schon wichtig!) Beneš war ein be­deutender tschechischer Politiker – ich wiederhole es zum x-ten Male –, die Beneš-Dekrete sind nicht zu verteidigen, aber unter demselben Beneš ist Tausenden, auch Österreichern, die auf der Flucht vor Hitler waren, Asyl und die tschechische Staats­bürgerschaft ... (Abg. Scheibner: Aber es geht um Prinzipien!) – Das ist kein Prinzip (Abg. Scheibner: Oder teilen Sie jetzt in gut und schlecht ...?), die Hilfe für Asyl­suchende, die vor Hitler geflohen sind? (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.) Das ist Ihrer Meinung nach kein Prinzip? Herr Scheibner, überlegen Sie sich noch einmal, was Sie hier sagen. (Abg. Scheibner: Das sollten Sie sich überlegen, was Sie hier sagen!)

Der dritte Misston ist Zypern, das muss ich schon sagen. Ich finde, das ist ein Ver­sagen der europäischen Politik schlechthin. Man hätte den Zyprioten in aller Freund­schaft sagen müssen: Ihr tretet in Einheit bei oder gar nicht! – Die Situation, die jetzt entstanden ist, ist grotesk: Der griechisch-zypriotische Bevölkerungsteil, der dagegen gestimmt hat, wird Teil der Union, und der türkisch-zypriotische Teil, der für die Einheit gestimmt hat, wird ausgeschlossen.

Wenn ich das Schlamassel, das hier entstanden ist, richtig verstanden habe – das ist eine große Frage –, dann sind die Türkisch-Zyprioten zwar wahlberechtigt beim Euro­päischen Parlament, dürfen aber „ihre“ – unter Anführungszeichen – Regierung in Nikosia nicht mitwählen, weil sie ja nicht dazugehören. – Es muss einem einmal einfallen, das zu akzeptieren!

Ich habe oft genug auch hier im Plenum des Nationalrates betont, wie die Grünen an der EU-Erweiterung hängen, dass wir mit voller Kraft und mit ganzem Herzen dahinter stehen. Ich habe das so oft gesagt, dass ich jetzt auch sage: Ein paar Sorgen haben auch wir!

Zum Beispiel haben wir Sorge, was die gemeinsame Außenpolitik der Europäischen Union betrifft. Man kann natürlich sagen: Brauchen wir nicht!, dann muss man aber auch akzeptieren, dass die USA immer ihre Dominanz beibehalten werden. Also kurz gesagt: Ich bin nicht der Ansicht, dass wir keine gemeinsame Außenpolitik in Europa brauchen.

Ein Beispiel für die Ökonomen: Im IMF, im Internationalen Währungsfonds, haben die EU-Staaten 30 Prozent der Stimmrechte, die USA 17 Prozent. Aber wer setzt sich durch? – Immer die USA, weil es die Europäer nicht schaffen, mit einer Stimme zu sprechen.

Im Vorfeld der EU-Erweiterung hatte man schon manchmal den Eindruck, dass es dem einen oder anderen Beitrittsland schon sehr wichtig war, der Europäischen Union


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