Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 66. Sitzung / Seite 123

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Antrag auf Einsetzung eines Untersuchungsausschusses

 


Präsident Dr. Andreas Khol: Wir gelangen nunmehr zur Verhandlung über den Antrag der Abgeordneten Dr. Eva Glawischnig, Kolleginnen und Kollegen auf Einset­zung eines Untersuchungsausschusses betreffend Untersuchung der Verantwortung von Bundesministerin Gehrer als Aufsichtsorgan der Bundesmuseen hinsichtlich der fehlenden Konsequenzen aus offenkundigen Missständen im Kunsthistorischen Museum.

Dieser Antrag wurde inzwischen an alle Abgeordneten verteilt.

Der Antrag hat folgenden Wortlaut:

Antrag

der Abgeordneten Dr. Glawischnig, Kolleginnen und Kollegen auf Einsetzung eines Untersuchungsausschusses gemäß § 33 GOG; Ausschuss zur Untersuchung der Verantwortung von Bundesministerium Gehrer als Aufsichtsorgan der Bundesmuseen hinsichtlich der fehlenden Konsequenzen aus offenkundigen Missständen im Kunst­historischen Museum

Begründung:

Widersprüchliche Aussagen zu aufklärungsbedürftigen Vorfällen im Kunsthistorischen Museum rund um den Diebstahl der Saliera und um die Prüfergebnisse eines Rohberichtes des Rechnungshofes werfen die Frage der Aufsichtspflichten der zuständigen Bundesministerin auf. Bereits 1998 hat der Rechnungshof kritisch auf das Fehlen eines kaufmännischen Direktors und damit das Fehlen einer Kontrolle des alleinigen Direktors Seipel hingewiesen. Diese Warnung blieb jahrelang ohne Konse­quenz von Seiten der zuständigen Bundesministerin.

Als die Grünen im Jänner 2002 nach Durchsicht der Firmenbücher eine Reihe von Unregelmäßigkeiten in den Bilanzen vorfanden, wie z.B. nicht übereinstimmende Posten in Mutter- und Tochtergesellschaft (KHM und Museums Collection Design und Vertriebsgesellschaft), wurden neunzehn parlamentarische Anfragen mit insgesamt 170 Fragen an die Bundesministerin gerichtet. Seit diesem Zeitpunkt war sie nach­weislich von den offenkundigen Missständen im KHM unter Direktor Seipel informiert. Durch die Anfragebeantwortungen konnte der Verdacht auf Bilanzbeschönigung und weitere Unregelmäßigkeiten nicht ausgeräumt werden, woraufhin alle einschlägigen Unterlagen dem Präsidenten des Rechnungshofes mit Anregung zur Prüfung der vollrechtsfähigen wissenschaftlichen Anstalt Kunsthistorisches Museum hinsichtlich von möglichen Unregelmäßigkeiten in den Bilanzen übermittelt wurden.

Die nun in den Medien zitierten Auszüge aus dem noch unveröffentlichten Rohbericht des Rechnungshofes beinhalten nun weitere schwere Vorwürfe. So soll der Privatmann Seipel Geschäfte mit dem Direktor Seipel abgeschlossen und Erlässe einfach ignoriert haben. Unzureichende Belege für Spesen, sehr hohe Repräsentationskosten, der Ver­kauf seines Privatautos an das Museum und die zweieinhalbfache Steigerung seines Geschäftsführerzuschlages sind weitere Beanstandungen. Der Rechnungshof bemän­gelt außerdem erschwerte Arbeitsbedingungen und Behinderungen beim Zugang zu Unterlagen im Zuge der Prüfung. Die Buchhaltung scheint besser geschützt zu sein als so manches Kunstwerk im KHM.

Beim Diebstahl der „Saliera“ wurden nach Veröffentlichung des Ermittlungsprotokolls durch das Nachrichtenmagazin besorgniserregende Fakten hinsichtlich der Sicher-


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