Nationalrat, XXII.GPStenographisches Protokoll67. Sitzung / Seite 153

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Alter von zehn Jahren oder womöglich noch früher in völliger Ausprägung feststellbar. Das heißt: Wir verlangen daher eine gemeinsame Schule und innerhalb der Schule einen hohen Differenzierungsgrad, um all den Begabungen, welche die Kinder in sehr unterschiedlicher Art und Weise aufweisen, gerecht zu werden und diese Begabungen zu fördern. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

So schließt sich natürlich Ihre Argumentation mit der Schulorganisation. Wenn man eine Schulorganisation hat, in der man diesen Begabungsbegriff, den Sie von ÖVP und FPÖ haben, einsetzen kann, dann ist es logisch, dass man eine getrennte Schule braucht. – Wir hingegen wollen eine andere Schulorganisationsform, nämlich eine gemeinsame, weil wir glauben, dass Kinder zwar verschiedene Begabungen haben, sehr unterschiedliche Begabungen, aber dass diese gemeinsam in einer Schule differenziert gefördert werden müssen.

Mein Kollege Dieter Brosz hat schon angesprochen, welche Auswirkungen es hat, wenn Kinder in einem gemeinsamen Schulsystem gut und differenziert gefördert werden; er hat das Beispiel Finnland gebracht. Ich möchte hier noch eine Zahl anschließen, und zwar aus dem OECD-Bericht für 2002. Dort wird festgestellt, dass 68 Prozent der Schüler und Schülerinnen im OECD-Durchschnitt individuelle Förder­maßnahmen innerhalb der Schule bekommen, das heißt, keine privat gezahlte Nachhilfe, sondern sie werden innerhalb der Schule individuell gefördert. In Österreich sind das nur 32 Prozent, und entsprechend hoch sind auch unsere Nachfragen nach privaten Nachhilfestunden, weil eben diese interne Differenzierung in der Schule überhaupt nicht funktioniert.

In Finnland zum Beispiel werden 93 Prozent individuell innerhalb der Schule gefördert, in Schweden 68 Prozent, und das ist der große Unterschied. Bei uns in Österreich sind es 32 Prozent, die außerhalb der Schule – was ja durchaus Ihrem Konzept entspricht – auf private Maßnahmen zurückgreifen müssen, womit wir wieder einmal dort sind, dass diejenigen, die mehr Geld haben, es sich vielleicht auch leisten können, während andere auf der Strecke bleiben und die Segregation zwischen unseren Kindern immer stärker wird. (Beifall bei den Grünen.)

Das heißt, aus unserer Sicht ist Schulorganisation eine sehr wesentliche Grundlage. Wir treten daher auch für eine gemeinsame Schule ein, weil wir eben diesen Begabungsbegriff und diese Begabungsförderung unterstützen wollen.

Ein Wort noch zu den ländlichen Schulen, weil das immer wieder ein Thema ist: Es gibt da sehr unterschiedliche Stellungnahmen seitens der Regierung, auch seitens der Frau Bundesministerin Gehrer. Sie haben einmal quasi eine Garantieerklärung dafür abgegeben, dass keine ländlichen Schulen geschlossen werden.

Das ist jetzt insofern interessant: Wenn man das im Zusammenhang mit einer Durchschnittszahl von Kindern in einer Klasse betrachtet, dann hat das – es tut mir Leid, auch wenn das nicht so gewünscht ist – gewisse mathematische Konsequenzen. Wenn Sie jetzt sagen, die durchschnittliche Zahl von Schülern und Schülerinnen, die auf eine Lehrperson kommen, beträgt 14 – von mir aus, wenn wir von den 12 weggehen –, dann kann das nur bedeuten, dass, wenn auf dem Land weniger Kinder sind – was ja richtig ist –, Sie entweder für weniger Kinder eine Lehrperson haben oder irgendwann diese Schule schließen müssen. Eine andere Konsequenz gibt es nicht.

Eine weitere Konsequenz ist, dass Sie, wenn Sie die Schule aufrechterhalten – was ja Ihrer Garantieerklärung entsprechen würde –, mehr Mittel brauchen, um in der Stadt diesen Schnitt von 14 zu halten. Auch das ist mathematisch logisch. Oder die andere Variante ist, dass in der Stadt der Schnitt von Kindern pro Lehrperson steigt.

 


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