Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 71. Sitzung / Seite 85

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ohne dass bestimmte Betriebe einfach abwandern und dann in Tschechien möglicher­weise das Gleiche gleich schädlich produzieren, womit in der Tat wenig gewonnen ist.

Aber dieser Frage wollen Sie sich ja nicht zuwenden! Das ist ganz eindeutig aus Ihren Ausführungen – nicht heute hier, sondern in der längeren Debatte im Ausschuss – her­vorgegangen. Sie von den Koalitionsparteien wenden sich dieser zukunftsträchtigen Frage überhaupt nicht zu, ob und in welcher Form wir eine große Umstrukturierung, eine wirkliche Umsteuerung brauchen. Das werfe ich Ihnen vor, und heute ist eine die­ser Gelegenheiten, um das zu tun. Wir reden hier zwar von diesen Rückvergütungen, aber in Wirklichkeit geht es um das Prinzip der Energiebesteuerung an sich, um einen großen Wurf. Diesen wollen wir zukünftig ansteuern – und immer unter dem Titel einer Aufkommensneutralität. Das ist ganz wichtig, und damit hört sich auch das gegensei­tige Vernadern in umweltpolitischen Fragen auf, das die Fraktionen immer wieder betreiben: Der will wieder mehr für Benzin, der andere das, der andere jenes!

Ich darf Sie daran erinnern, dass Sie selber als Regierungsfraktionen, angefangen von den Regierungsverhandlungen und natürlich auch während der Legislaturperioden sehr wohl kleinere und auch größere Erhöhungen bei den Energiesteuern vornehmen. Aber am liebsten sagen Sie immer: Der andere ist schuld!, statt dass Sie sich hinstel­len und sagen: Jawohl, so kann es nicht weitergehen! Wir müssen das, was wir verhin­dern wollen, stärker besteuern, wenn wir schon Marktwirtschaft haben wollen und pre­digen, also das, was weniger gewollt wird – und in dieser Einfachheit sollte es jeder verstehen –, kann höher besteuert werden. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordne­ten der SPÖ.)

Ich hätte erwartet, dass man sich diesen fundamental simplen Einsichten einfach ein­mal ergibt und nicht immer gegenseitig herumpolemisiert, wer da der schlimmere Besteuerer von irgendetwas ist. In Wahrheit geht es um eine Strukturreform. Wir wer­den beobachten, wie sich das in den nächsten Jahren gestaltet, und das wird wirklich die Nagelprobe werden, so zum Beispiel auch für die ÖVP, die ja immerhin ehemalige Bundesparteiobmänner ausschickt, um diverse öko-soziale Foren und sonstige Dinge zu präsidieren, mit entsprechend schönen Namen. Wenn es dann aber wirklich darauf ankommt, verschwinden sie alle ganz geschwind hinter dem Busch – und der ist nicht einmal grün.

Da werden wir Ihnen auf den Zahn fühlen, und das wird die entscheidende Frage der künftigen Wirtschafts- und Industriepolitik sein. Und das ist auch auf europäischer Ebene eine entscheidende Frage.

Es ist schon richtig, dass die nationalen Spielräume beschränkt sind, und wenn wir hier eine Energiesteuerrichtlinie der EU diskutieren, ist der Auftrag für die Zukunft völlig klar: Dort muss das vor allem auch implementiert werden, dass wir bei der Besteue­rung der Arbeit herunterkommen und bei der Besteuerung von Energieträgern hinauf­gehen.

Klar ist: Der volkswirtschaftliche Raum der EU-25 ermöglicht wesentlich mehr Spiel­räume, als wenn das nur innerhalb von Österreich gemacht wird. Aber dazu lassen Sie jede Initiative vermissen. Sie tun sich damit hervor, dass wir im unteren Bereich her­umkrebsen, während unser Stellenwert als ein Land, das für die Umweltpolitik immer schon auch wirtschaftspolitische Instrumente eingesetzt hat, immer weiter nach hinten rutscht. Es haben uns schon viele Länder überholt, und unser Job wird sein, in weite­ren Verhandlungen das Ganze wieder umzukehren, und zwar in die richtige Richtung. (Beifall bei den Grünen.)

14.17

 


Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Von der Regierungsbank aus zu Wort gemeldet hat sich Herr Bundesminister Mag. Grasser. – Bitte.

 


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