Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 73. Sitzung / Seite 117

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Meine Damen und Herren! Sollte es sich in diese Richtung entwickeln, dann wäre das wohl ein Armutszeugnis!

Bücher sind nicht nur eine Handelsware, sie verkörpern tatsächlich kulturelle Werte, Meinungsfreiheit sowie die Freiheit der Lehre und der Forschung. Deshalb gehören literarische Produktionen geschützt und gefördert. Mit der Buchpreisbindung wird dafür gesorgt, dass die Zahl der Publikationen nicht sinkt und die kulturelle Vielfalt erhalten bleibt.

Es ist auch erfreulich, dass das Europäische Parlament in seiner Entschließung vom 16. Dezember 1999 unter anderem bekräftigt hat – ich zitiere –„..., daß das Buch ein Wirtschafts- und Kulturgut zugleich ist“.

Weiters sagt das Europäische Parlament:

„Die Buchpreisbindung, die es in einer Reihe von Mitgliedsstaaten gibt, sichert die Existenz einer Vielzahl unabhängiger Verlage. (...) Sie sichert ohne direkte oder indirekte staatliche Hilfe ein dichtes Netz von Buchhandlungen.“

Aber es ist auch darauf zu achten, meine Damen und Herren, dass die länder­übergreifende Buchpreisbindung unbedingt notwendig ist. Würde in einem Land die Preisbindung fallen, so würde sie wahrscheinlich auch im Nachbarland nicht zu halten sein.

Auch das Lesen eines guten Buches gehört stärker gefördert. Österreich ist leider laut PISA-Studie und anderer Studien nicht gerade ein hervorstechendes Leseland. Nur 13,5 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher haben im Jahr 2002 das Angebot öffentlicher Büchereien genutzt, während zum Beispiel im Siegerland der PISA-Studie zur Lesefähigkeit, Finnland, ganze 47 Prozent der Bevölkerung eingeschriebene Mitglieder sind und davon 65 Prozent zumindest fünf Mal und wenigstens 80 Prozent ein Mal im Jahr eine Bibliothek besuchen. Im Gegensatz dazu wurde in der PISA-Studie extra darauf hingewiesen, dass Österreich eine schwache Infrastruktur bei den Bibliotheken und Büchereien aufweist.

Es ist daher nicht verwunderlich, dass es in Österreich laut Schätzungen zwischen 300 000 und 500 000 Analphabeten gibt. Da zeigt sich, dass offensichtlich die Motivation zum Lesen fehlt, ein ausreichendes Büchereiangebot fehlt und auch der politische Wille, diesen Missstand zu beheben, fehlt.

Der Dichter und Lyriker Boris Pasternak sagt: „Das Buch ist wie ein Lebewesen.“ 

Meine Damen und Herren, richten wir uns danach! (Beifall bei der SPÖ.)

14.23

 


Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Als nächste Rednerin zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Dr. Partik-Pablé. – Bitte.

 


14.23

Abgeordnete Dr. Helene Partik-Pablé (Freiheitliche): Sehr geehrte Damen und Herren! Es ist schön, wenn so viel Freude über ein Gesetz herrscht wie über das heutige. Den Vorteil davon hat das Buch, das Kulturgut Buch. Das ist deshalb sehr positiv, denn der Trend geht ja nicht in Richtung zum Buch, sondern – ganz im Gegenteil, wie schon Kollege Reheis gesagt hat – eigentlich weg vom Buch, weil Fernsehen und Computer quasi Konkurrenzartikel zum Buch sind.

Ich finde es besonders positiv, dass sich die EU mit der Buchpreisregelung befasst beziehungsweise vom Europäischen Parlament eine Initiative an die Kommission dahin gehend gestartet worden ist, dass es in ganz Europa zu einer einheitlichen Regelung kommt.

 


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