Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 78. Sitzung / Seite 64

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sein. Es ist dazu ja auch zu einem Moratorium gekommen; es wurde dazu auch sehr viel seitens der Grünen inszeniert.

Im Endeffekt ist es jedoch so, dass es dazu, was den nationalen Bereich betrifft, Handlungsbedarf gibt. Und warum gibt es diesen Handlungsbedarf? – Den gibt es einmal leider deshalb, weil uns die Europäische Union, weil uns Brüssel etwas vor­geschrieben hat, wurde doch das In-Verkehr-Bringen von gentechnisch veränderten Organismen von einer Institution vorgeschrieben, die dem nationalen Parlament sozu­sagen vorgelagert ist. Jetzt könnte man darüber philosophieren, warum es dazu gekommen ist, warum zum Beispiel gerade die deutsche Landwirtschaftsministerin Künast, eine Vertreterin der Grünen, in der EU nicht gegen eine Ausbringung solcher Produkte gestimmt hat, warum es sozusagen das grüne Aushängeschild der euro­päischen Politik nicht verhindert, ja das In-Verkehr-Bringen gentechnisch veränderter Organismen nicht einmal zu verhindern versucht hat. Nein, denn dort wurde auf einmal europäische Politik der Politik der Grünen untergeordnet, besser gesagt: übergeordnet. Da ist also, wie man gesehen hat, die Politik der Grünen an Grenzen gestoßen; jetzt aber hier, im nationalen Parlament ... (Abg. Dr. Pirklhuber: ... lang nicht ausgelotet!)

Herr Dr. Pirklhuber, „ausgelotet“ hin oder her: Die Grüne Renate Künast war als Land­wirtschaftsministerin auf europäischer Ebene für das In-Verkehr-Bringen gentechnisch veränderter Organismen! Das sind Fakten! Ich würde mir daher erwarten, dass Sie von den Grünen sich einmal hier herausstellen und das erklären – und nicht immer nur auf dieser Regierung sozusagen herumhacken, wenn hier bei uns im österreichischen Parlament Gesetze gemacht werden, mit denen der Versuch unternommen wird, dieses Diktat aus Brüssel so in den Griff zu bekommen, so damit umzugehen, dass wir das zumindest handlen können, dass wir also für jenen Bereich, in dem sich nahezu alle Österreicherinnen und Österreicher wünschen, dass das In-Verkehr-Bringen gen­technisch veränderter Lebensmittel verhindert wird, die notwendigen Rahmenbedin­gungen schaffen, auch wenn uns das auf Grund der Entscheidung in Brüssel nicht leicht gemacht wird. (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Das, geschätzte Damen und Herren, führt mich jetzt auch zu einem Seitensatz, den ich hiemit anbringen möchte: Ich glaube, dass uns diese Gentechnik-Diskussion, dass uns dieses Diktat der Europäischen Union auch im Hinblick auf künftige Entscheidungen ein bisschen vorsichtiger machen sollte, stehen doch in den nächsten Tagen, Wochen und Monaten wichtige Entscheidungen aus Brüssel an, und auch da sollten wir sehr vorsichtig sein, dass wir nicht wieder von „oben“, aus Brüssel also, ein Diktat bekom­men, sodass wir dann später womöglich hier im Parlament Gesetze beschließen müssen, um zumindest Schadensminimierung zu betreiben, und zwar Schadens­minimierung in den verschiedensten Bereichen. In diesem Zusammenhang denke ich etwa nur an die kontroversielle Diskussion rund um einen EU-Beitritt der Türkei oder auch an die geplante EU-Verfassung, wo Dinge in Diskussion stehen, wo es dann hintennach wiederum heißen könnte: Ja warum wurde denn nichts dagegen unter­nommen?!

Nun ein paar Worte zum Gentechnikgesetz selbst, wobei ich meine, dass das Ergebnis wirklich herzeigbar ist. Dazu hat es hier ja monatelange Verhandlungen gegeben, und gerade unser freiheitlicher Umweltsprecher Klaus Wittauer, aber auch unser damaliger Justizminister Dieter Böhmdorfer, der freiheitliche Agrarsprecher, also ich selbst, und viele Vertreter der Freiheitlichen Partei haben in diesem Zusammenhang monatelang mit der ÖVP verhandelt – und haben etwas erreicht, was, wie ich meine, durchaus herzeigbar ist. Über das Erfüllen von Wünschen zu 100 Prozent könnte man selbst­verständlich diskutieren, aber da gleich mit einem Misstrauensantrag vorzugehen, das ist, glaube ich, der falsche Weg.

 


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