Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 78. Sitzung / Seite 75

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Schlussendlich geht es auch um die Beweislastumkehr, wie Sie sie hier festschreiben, diese halbherzige Lösung. Jeder Gentechnikanwender, der glaubhaft dartun kann, dass die Schäden nicht von ihm verursacht sind, ist aus dem Schneider, und der Bio­bauer hat wieder die volle Beweislast. So ist die Realität! (Abg. Wittauer: Das ist genau umgekehrt!) – Lesen Sie den Gesetzesvorschlag! Wissen Sie, was das heißt, „glaubhaft dartun“? Jeder Anwender wird sagen: Ja schauen Sie, ich habe die entsprechenden Anwendungsregeln ordnungsgemäß erfüllt, ich habe die entsprechen­den Auflagen des Saatguterzeugers erfüllt! – Und Sie als Biobauer, haben Sie eine Bestätigung, dass bei dem Mähdrescher XY auch wirklich eine Reinigung durchgeführt wurde, bevor er auf Ihrem Feld gefahren ist? Et cetera, et cetera. Es gibt tausende Argumente, Herr Bundesminister, wir wissen das.

Folgendes sei in diesem Zusammenhang auch klar gesagt: Versuchen Sie sich heute nicht zum wiederholten Male hinter der Bundesministerin Renate Künast zu ver­stecken. Verzeihen Sie mir den Ausdruck, aber Sie sind einfach zu breit gebaut dazu, und außerdem sollten Sie wissen, Herr Bundesminister, dass die anfänglich viel strengeren Vorschläge von Frau Bundesministerin Künast in Deutschland von Ihren Parteikolleginnen und -kollegen massiv abgeschwächt wurden. Also das kann es nicht sein! Wir sind hier in Österreich, und wir haben österreichische Gesetze zu be­schließen, die unser Land vor Gentechnikanbau schützen sollen. (Beifall bei den Grünen.)

Brüsten Sie sich auch nicht damit, Herr Bundesminister, dass Sie sich in Brüssel dafür einsetzen. Das erwarten wir von Ihnen, aber dazu gibt es auch ganz klare Beschlüsse hier aus dem Hause. Wir haben im EU-Hauptausschuss gemeinsam einen Antrag beschlossen, in dem Sie dazu aufgefordert und daran gebunden werden, das Gen­technik-Moratorium auf EU-Ebene weiter zu vertreten und für seine Aufrecht­erhaltung einzutreten. Herr Bundesminister! Sie vollziehen diesbezüglich nur die Meinung dieses Hauses. Stellen Sie es also nicht so hin, als ob das Ihre Privatmeinung wäre! (Präsident Dipl.-Ing. Prinzhorn übernimmt den Vorsitz.)

Schlussendlich muss ich Ihnen klar sagen: Sie agieren in Sachen Gentechnik klassisch wie ein Jahrmarkthausierer. Erst versprechen Sie, sich für die Gentechnikfreiheit der Landwirtschaft einzusetzen, aber wenn es wirklich um die Sache geht, bleiben Sie untätig. Lippenbekenntnisse, das ja, aber die konkreten Umsetzungen, die rechtlichen Maßnahmen, die bleiben Sie uns schuldig. Ihr Versagen ist daher aus unserer Sicht eklatant und Ihre Missachtung der Wünsche der österreichischen Bevölkerung einfach unerträglich. So kann man nicht umgehen mit 1,2 Millionen Österreicherinnen und Öster­reichern, die wirklich klar und deutlich durch das Gentechnik-Volksbegehren gesagt haben, dass sie keine Gentechnik-Lebensmittel wollen.

Ich ersuche daher alle Kolleginnen und Kollegen hier im Hause, unseren Ent­schließungsantrag, der auch verteilt werden wird, der ein Gentechnik-Schutzpaket beinhaltet und aus dem wir sehr viele Vorschläge bereits im Ausschuss eingebracht haben, Frau Bundesministerin, betreffend die Sicherstellung der Existenz einer gentechnikfreien Landwirtschaft in Österreich zu unterstützen. Das ist eine Chance, ein Signal zu setzen.

Frau Bundesministerin! Ich erinnere Sie daran, dass Sie im Ausschuss gesagt haben: Jawohl, wir können weiter darüber reden. Genau in diesem Punkt würde ich Sie ersuchen, weiter darüber zu reden, bevor dieses Gesetz beschlossen wird. Versuchen wir, das Schlimmste zu verhindern!

Herr Bundesminister Pröll! Zu unserer Forderung im Agrarumweltprogramm, gen­technikfreies Saatgut als Förderbedingung zu verankern, habe ich bisher keine Gesprächsbereitschaft wahrgenommen, und ich denke mir, Sie haben heute hier die


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