Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 84. Sitzung / Seite 35

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Ich habe hier aus Serbien eine Darstellung eines Schweinezucht- und -mastbetriebes. (Der Redner hält einen Prospekt in die Höhe.) 2 000 Muttersauen, 40 000 Mastschwei­ne, die Gülle – so heißt es hier – wird biologisch entsorgt. (Abg. Dr. Pirklhuber: Zum Schaden der eigenen Bevölkerung!) Ja, einfach dem Boden freigegeben, ohne Gülle­behälter, ohne „flüssigkeitsdicht“ und ohne Vorschriften, wann und wie ausgebracht wird. Und dann, meine Damen und Herren, soll man mit diesen Betrieben in Konkur­renz treten? – Diesbezüglich haben wir noch manche Aufklärungsarbeit vor uns.

Ich danke dem Herrn Bundesminister für das Agrarbudget, ich danke ihm für seine Arbeit, aber eine Bitte habe ich noch: So manche Bürokratie in einigen uns nahe ste­henden Bereichen – ich sage nur das Stichwort AMA – wäre tatsächlich zu hinterfra­gen. Weniger Bürokratie würde vielen Bauern das Leben wesentlich erleichtern. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

10.36

 


Präsident Dr. Andreas Khol: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Rest-Hinter­seer. Wunschredezeit: 6 Minuten. – Bitte.

 


10.36

Abgeordnete Heidemarie Rest-Hinterseer (Grüne): Herr Präsident! Herr Minister! Hohes Haus! Ich habe jetzt die Aufgabe, mich ein bisschen durch die Themen zu han­teln, von der Landwirtschaft zur Umwelt, aber das passt manchmal besser zusammen, als man glaubt, oder auch nicht.

Zur Gewerkschaftsfrage möchte ich nur anmerken: Die größte Organisation der Bauern im romanischen Bereich, in Spanien, ist die COPA, das ist eine Bauerngewerkschaft. Ich finde diese Auseinanderdividiererei seltsam. Gewerkschaft ist einfach eine Vertre­tung, das ist nichts Unanständiges. Das finde ich eigenartig. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

Wir haben konkrete Anfragen zum Budget gestellt, und zwar zum Thema Aus- und Fortbildung im ländlichen Raum. Wir haben ganz konkret gefragt, wo der Gender-Aspekt Berücksichtigung findet, und haben eine aus meiner Sicht doch sehr kalt­schnäuzige Antwort bekommen. Es wird nämlich darauf hingewiesen, dass zirka 50 Prozent der land- und forstwirtschaftlichen Betriebe in den Ehegemeinschaften von Frauen geführt werden und alle Förderungsmaßnahmen auch für diese gelten. – No na! Was soll das heißen?

Ich glaube nicht, dass ich hier in diesem Haus davon zu reden beginnen muss, dass es ein Unterschied ist, ob es Ausbildungsangebote für Frauen oder für Männer gibt. Das macht einen Unterschied im ländlichen Bereich. Hier werde ich nicht bei Adam und Eva anfangen. Ich bin schon seit 20 Jahren in der Fortbildungsarbeit von und mit Bäuerin­nen tätig und weiß, wie kompliziert das ist.

Das hat dazu geführt, dass zum Beispiel eine Bäuerin immer nur dann zur Fortbildung kommen konnte, wenn sie gleichzeitig bei uns Wurst verkauft hat. Wir haben ihr die Wurst immer abgekauft, damit sie weiterhin an den Fortbildungsmaßnahmen teilneh­men konnte, sonst hätte sie nicht kommen dürfen. Wir reden hier nicht vom letzten Jahrhundert, das ist auch noch 2004 der Fall.

Das ist deswegen so wichtig, weil die kleinen und mittleren Landwirtschaftsbetriebe eine ganz wichtige Rolle im ländlichen Raum spielen. Wenn die Frauen aus dem länd­lichen Gebiet weggehen, wie es zum Beispiel jetzt in der Südsteiermark passiert, weil sie einfach bessere Ausbildungen haben und nicht mehr bereit sind, unter schlechten Bedingungen auf Bauernhöfen zu leben, dann spielt es auch eine Rolle, dass man sagt, sie sollen diese Angebote in Anspruch nehmen, wenn sie einfach nicht wegfahren können, weil zu wenige Arbeitskräfte auf den Bauernhöfen sind. Wir müssen eben die


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