Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 89. Sitzung / Seite 110

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19. Zum Abschluss eine von den Grünen für Sie entwickelte PISA-Frage: Wenn laut der letzten OECD-Studie „Bildung auf einen Blick 2004“ im Jahr 2001 in Österreich (unter Berücksichtigung der von der OECD verwendeten Kaufkraftparitäten) für Volks­schülerInnen pro SchülerIn 7.046 Euro und für alle anderen SchülerInnen 9.181 Euro ausgegeben wurden, wie hoch müssten die Gesamtausgaben für Schulen bei 387.408 VolksschülerInnen und 821.719 sonstigen SchülerInnen (die Daten stammen aus dem Schuljahr 2001/2002) sein?

20. Wie hoch ist die Differenz zwischen den sich aus der OECD-Studie errechnenden Gesamtkosten für Schulen und den im Bildungsbudget des Bundes enthaltenen Kos­ten?

21. Wie hoch waren die vom Bildungsministerium der OECD für das Jahr 2001 bekannt gegebenen Ausgaben für Schulen, die nicht im Bundesbudget enthalten sind (Schuler­haltung im Pflichtschulbereich, private Ausgaben, etc.)?

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Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Ich erteile Herrn Abgeordnetem Dr. Van der Bellen als erstem Fragesteller zur Begründung der Anfrage, die gemäß § 93 Abs. 5 der Geschäftsordnung 20 Minuten nicht überschreiten darf, das Wort.

 


15.01

Abgeordneter Dr. Alexander Van der Bellen (Grüne): Herr Präsident! Frau Bundes­ministerin Gehrer! Vor drei Jahren lag die erste PISA-Studie vor. Damals haben Sie die Ergebnisse so interpretiert, dass österreichische Schulen zu den besten Schulen Euro­pas gehören. Sie haben Plakate drucken lassen, denen lagen Schreiben von Ihnen bei, und dort stand unter anderem, dass die österreichische Bildungspolitik Rahmenbedin­gungen geschaffen hat, die gute schulische Leistungen fördern. Weiters haben Sie gesagt: „Jetzt kommt es darauf an, sich nicht auf den Lorbeeren auszuruhen, damit wir beim nächsten PISA-Vergleich von einem der besten Plätze Europas zur Weltklasse aufrücken.“

Ich zitiere das ohne große Schadenfreude, eigentlich ohne jede Schadenfreude, Frau Bundesministerin Gehrer, denn das, was die neue PISA-Studie über die Kompetenzen österreichischer Schülerinnen und Schüler aussagt, ist so deprimierend, dass ich die­ses Eingangszitat nur gebracht habe, um darauf hinzuweisen, Österreich hat einmal die Ergebnisse der PISA-Studie nicht ernst genommen. Damals waren wir bei angeb­lich sehr hohem Mitteleinsatz etwa am Ende des oberen Drittels. Da wurde das schön­geredet. Wir sollten das nicht ein zweites Mal tun. (Beifall bei den Grünen.)

Zur Erinnerung. Ich muss das noch einmal zitieren, sonst ist die Dramatik der Situation nicht wirklich verständlich zu machen, dass Österreichs Schulen im Bereich Mathema­tik vom 11. auf den 15. Platz, im Bereich Lesen vom 10. auf den 19. Platz, im Bereich Naturwissenschaften überhaupt vom 8. auf den 20. Platz zurückgefallen sind und im Bereich Problemlösung, der zum ersten Mal getestet wurde, mit Rang 15 genau im Mittelfeld, genau im Durchschnitt liegen.

Österreich ist also ganz generell in allen getesteten Kompetenzen zurückgefallen. Vor allem das Cordoba-Placebo von vor drei Jahren können wir uns diesmal wirklich spa­ren. Damals, vor drei Jahren, hat es geheißen, na gut, wir sind nicht überall perfekt, aber jedenfalls weit, weit vor Deutschland. – Das ist nach PISA 2 nicht mehr so. In Ma­thematik sind wir genau einen Rang vor Deutschland, im Lesen einen Rang hinter Deutschland, also praktisch gleichauf, im Bereich Naturwissenschaftskompetenzen liegt Österreich weit hinter Deutschland und im Bereich Problemlösung knapp hinter Deutschland.

 


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