Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 89. Sitzung / Seite 146

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gen der PISA-Studie 1 und 2 in traditionellen SPÖ-Forderungen wiederfinden. Forde­rungen wie Gesamtschule, hochwertige Ganztagsschule, angstfreies Lernen, Lernen durch Motivation und so weiter wurden von Ihnen und Ihresgleichen immer wieder als Zwangstagsschulen, Eintopfschulen, Chaosschulen diffamiert.

Da hat Kollege Brosz mit seinem Befund völlig Recht. Sie haben sämtliche Reformvor­schläge, die von den PISA-StudienautorInnen, der Zukunftskommission, von Eltern, Schülervertretungen geäußert wurden, immer blockiert, blockiert, blockiert und waren auch noch stolz darauf, dass Sie zum Beispiel die Gefahr der Gesamtschule abwehren konnten. Dabei weiß keiner, was Sie hier befürchten, außer dass es künftig weniger vom Geldbörsel der Eltern abhängt, welche Bildungs- und damit Zukunftschancen Kin­der haben.

Ein ganz schockierender Aspekt der Studie ist, dass Schule in zunehmendem Maße als belastend, demütigend und krank machend erlebt wird. Ich glaube, das ist auch ein ganz wesentlicher Grund für das schlechte Abschneiden unserer Jugend. In der Wirt­schaft hat man bereits erkannt, dass nur gut motivierte MitarbeiterInnen auf Dauer leis­tungsfähige MitarbeiterInnen sind, und diese Erkenntnis sollte auch in den Schulalltag Eingang finden.

Es ist schon sehr interessant, dass aus den Kindergärten, den meines Erachtens fort­schrittlichsten Bildungseinrichtungen des Landes, lernbegierige, wissensdurstige Kin­der in die Schule kommen und es dann nur sehr wenige Jahre dauert ... (Abgeordnete und Mitarbeiter sprechen miteinander, indem sie der Rednerin den Rücken zuwenden.)

 


Präsident Dr. Andreas Khol: Ich bitte, der Rednerin nicht den Rücken zuzuwenden, vor allem sollten dies auch die parlamentarischen Mitarbeiter nicht tun! (Abg. Mag. Grossmann: Es gibt Schlimmeres, Herr Präsident!)

Am Wort ist Frau Abgeordnete Grossmann. – Bitte.

 


Abgeordnete Mag. Elisabeth Grossmann (fortsetzend): In wenigen Jahren stellen sich dann Schulfrust und Motivationslosigkeit ein. Was wir brauchen, ist eine Schule, in der sich alle wohl fühlen, die Lehrkräfte und die Schülerinnen und Schüler. Dann, den­ke ich, werden auch die Leistungen stimmen. (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

17.06

 


Präsident Dr. Andreas Khol: Nunmehr gelangt Frau Abgeordnete Mag. Kuntzl für 4 Minuten ans Rednerpult; das ist die Restredezeit ihrer Fraktion. – Sie sind am Wort, Frau Kollegin.

 


17.06

Abgeordnete Mag. Andrea Kuntzl (SPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! In Reaktion auf dieses wirklich bestürzende Ergebnis der PISA-Studie hat die allgemeine Sprachregelung bei den Regierungsparteien geheißen: unaufgeregt. „Un­aufgeregt“ war auch das Wort, das die Präsentation vor wenigen Tagen geprägt hat. Ich muss Ihnen sagen, ganz verstehe ich die geringe Aufregung nicht, wenn man sich alleine das Ergebnis ansieht, wonach die Zahl in der so genannten Risikogruppe, also jener, die nicht Sinn erfassend lesen können, deutlich angestiegen ist.

Nicht nur, dass 20 Prozent an sich ein erschreckender Wert sind, muss doch gesagt werden, dass wir im Laufe weniger Jahre um ein Drittel schlechter geworden sind. Also vor diesem Hintergrund würde ich sagen, dass Ihre Reaktion nicht unaufgeregt, sondern meiner Meinung nach unernst ist, und zwar unernst auch heute hier im Haus, wenn ich mir die Anträge ansehe, die Sie vorgelegt haben.

Es wird ein Antrag eingebracht, wo wir die Regierung auffordern sollen, einen Reform­dialog zu machen, den sie erstens sowieso schon angekündigt hat und machen will.


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