Zweitens:
Was soll der Reformdialog an sich? Wir haben bereits Erfahrungen mit Ihren
Reformdialogen gemacht, die eine reine Zwei-Stunden-Inszenierung der
Selbstdarstellung sind. Wir brauchen nicht so einen Reformdialog, sondern wir
brauchen ernsthafte parlamentarische Verhandlungen, Auseinandersetzungen,
Analysen unter Einbeziehung von Experten und Expertinnen, Schulpartnern et
cetera. Länger, ernsthaft, öffentlich nachvollziehbar, umsetzungsorientiert
und nicht eine Zwei-Stunden-Inszenierung. Das ist unaufgeregt, unernst und viel
zu wenig. (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)
Von wegen
„Blockade“: Erstens wüsste ich nicht, wo wir in den letzten Jahren die Gelegenheit
gehabt hätten, irgendetwas Umfangreicheres zu blockieren. Sie haben ja gar
nichts auf den Tisch gelegt. (Abg. Scheibner: Weil man schon weiß, dass Sie alles
blockieren!) Darüber
hinaus möchte ich Sie daran erinnern, dass es eine hohe Übereinstimmung in
diesem Land gibt, wo anzusetzen ist, was zu passieren hat.
Die
Zukunftskommission, die die Frau Bundesministerin selbst eingesetzt hat, hat
wichtige Vorschläge gemacht. – Nichts ist passiert! Das Institut für
Familienforschung hat wichtige Vorschläge gemacht. – Nichts ist passiert!
Die Oppositionsparteien, auch Landespolitiker Ihrer eigenen Partei haben
Vorschläge in die gleiche Richtung gemacht, substantielle, seriöse, gute
Vorschläge. – Nichts ist passiert! Wo die Blockade hier im Haus ist, ist
ganz klar. Sie sollten sich an der eigenen Nase nehmen und nicht die anderen
rügen, dass sie nicht ausreichend mitarbeiten. Sie sind jetzt aufgefordert, einen
Nachdenkprozess einzuleiten und sich wirklich einmal zu bewegen, anstatt einfach
ideologisch zu blockieren, und sich sachlich mit den Vorschlägen, die bereits
auf dem Tisch liegen, auseinander zu setzen. (Beifall bei der SPÖ und den
Grünen.)
Noch ein
Wort zu den Eltern, sehr geehrte Damen und Herren. Bei den Eltern sucht man ja
die Verantwortung für das vorgelegte Ergebnis. Natürlich haben die Eltern eine
große Verantwortung für den Lernfortschritt ihrer Kinder, und die nehmen sie
auch wahr. Nur, die Kooperation mit den Eltern muss die Schule ausbauen:
Information, mit einbeziehen, alles.
Aber die Verantwortung für den Lernfortschritt, für den Lernerfolg der Kinder, die bleibt bei der Schule, die muss in der Schule wahrgenommen werden, und zwar besser als bisher. Wo wir ansetzen müssen – vor allem in drei Bereichen –, ist in der Debatte ganz klar geworden: bei der Frühförderung, die wir viel ernster nehmen müssen. Wir brauchen ein Recht jedes Kindes auf einen Kinderbetreuungsplatz im Sinne der Bildungsinstitution Kindergarten.
Wir können den Eltern nicht zumuten,
weiterhin bereits bei 10-jährigen Kindern zu entscheiden, in welche Schule sie
kommen, wie der Bildungsweg ausschaut. Das Entwicklungspotential ist in diesem
Alter nicht abschätzbar. (Präsident Dr. Khol gibt das
Glockenzeichen.)
Ich komme schon zum Schluss, Herr Präsident: Die Ganztagsschulen gehören dringend ausgebaut, und zwar im Sinne des Lernerfolges in der Schule und nicht zu Hause. (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)
17.10
Präsident Dr. Andreas Khol: Zum Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.
Wir gelangen nunmehr zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Amon, Rossmann, Kolleginnen und Kollegen betreffend Reformdialog „Bildung“.
Ich bitte jene Damen und Herren, die für den Entschließungsantrag sind, um ein Zeichen der Zustimmung. – Der Antrag ist mit Mehrheit angenommen. (E 79.)