Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 90. Sitzung / Seite 99

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keiner Weise ausgekannt. Daher ist es in Wirklichkeit kein Initiativantrag. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Neudeck: Das war eine politische Wertung!)

13.11

 


Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Als nächste Rednerin zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Mag. Weinzinger. Ich erteile es ihr.

 


13.12

Abgeordnete Mag. Brigid Weinzinger (Grüne): Herr Präsident! Geschätzte Damen und Herren im Hohen Haus und auf der nun recht vollzähligen Regierungsbank! (Abg. Parnigoni: Wo ist der Strasser?) Die Zufälligkeiten der Redner- und Rednerinnenliste wollen es, dass wir jetzt einen Themenwechsel vollziehen. Zufällig ist auch das zeit­gleiche Eintreffen der Regierungsvertreter und -vertreterinnen mit dem Wechsel zum Thema Tierversuche.

Aber zumindest haben wir jetzt eine kurze Verschnaufpause auch für die durch die überraschenden Entwicklungen ein wenig geschüttelte Bundesspitze der ÖVP hinter uns, aber auch eine Verschnaufpause eines Konsenses in einem Punkt, den ich für sehr wichtig halte, weil wir heute zum Thema Tierversuche sowohl eine stärkere Orientierung hin zu Alternativmethoden statt des Tierversuches beschließen werden als auch den gänzlichen Ausstieg, also ein Verbot des Tierversuches an Menschen­affen.

Das klingt für Sie vielleicht nebensächlich, aber lassen Sie mich Ihnen konkret ein paar Menschenaffen namentlich präsentieren. Einigen von Ihnen oder vielleicht auch vielen ist die Schimpansenfrau Washoe ein Begriff. Washoe hat in den sechziger, siebziger Jahren international für Furore gesorgt, weil sie die erste international dokumentierte Schimpansin war, die die amerikanische Gebärdensprache erlernte und damit in Menschensprache kommunizieren konnte.

Es hat sich dabei gezeigt, dass sie und einige andere Schimpansen, die so aufge­zogen und unterrichtet wurden, diese Sprache nicht nur vokabularisch anwenden können, sondern sogar sprachkreativ werden. Zum Beispiel haben sie neue Wörter erfunden für Objekte, für die sie noch keinen Begriff hatten. Jahrszeitlich vielleicht ein Beispiel: Die Schimpansinnen wurden mit einem Weihnachtsbaum konfrontiert, und sie kannten zwar Süßigkeiten, sie kannten Bäume, aber sie kannten kein Wort für Weih­nachtsbaum und haben diesen Baum daher als Bonbon-Baum bezeichnet. Eine originäre, intellektuelle, kognitive Leistung, die üblicherweise Kleinkindern jederzeit zugestanden wird, Tieren aber nicht.

Insbesondere Washoe hat unglaublich gerne verschiedenste Versandhauskataloge durchgeblättert und angeschaut, hatte für einige der Dinge aber keinen Namen und hat sich dann immer gewünscht: Ich hätte jetzt gerne das Schuh-Buch.

Ich erzähle Ihnen das einerseits deswegen, weil es dokumentieren soll, dass kognitive Leistungen bei Tieren – im Übrigen nicht nur bei Menschenaffen – inzwischen gut dokumentiert sind, andererseits weil es auch eine Episode gibt, die der Forscher, der mit ihnen gearbeitet hat, Roger Fouts, auch in seinem Buch beschreibt. Einer der Affen landete dann nämlich in der Pharmaforschung. Er hat versucht, die Spuren dieses einen Schimpansen, Booey mit Namen, nachzuvollziehen und hat 15 Jahre gebraucht, bis er ihn irgendwo in einem Labor in einem Einzelkäfig gefunden hat. Er schildert sehr eindrücklich, wie ihn dieser Schimpanse, den er vor 15 Jahren gut gekannt hatte, ansieht – der Forscher wusste nicht einmal, ob er ihn wirklich wieder erkennen würde – und dann die Gebärden für „Hol mich hier raus!“ signalisiert.

„Hol mich hier raus“ ist, denke ich, auch der Auftrag, den wir hier wahrnehmen, wenn wir sagen, an derart hoch entwickelten intelligenten Tieren ist es absolut unzulässig,


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