Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 90. Sitzung / Seite 221

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20.04

Abgeordnete Dr. Gabriela Moser (Grüne): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Minis­terin! Meine Damen und Herren! Kollege Walch, du hast gemeint, man sollte einen Beitrag leisten. Das, was hier heute von den Regierungsparteien vorgelegt wird, was Sozialbetrugsahndung anlangt, was vielleicht auch Mittel und Instrumente schaffen sollte, Frächterskandale zu verhindern oder zu ahnden, bitte, das ist kein Beitrag, das ist sozusagen genau das Gegenteil. Das ist geradezu eine Einladung zu diesen Delikten, insbesondere, was die Regelungen für den Frächterskandal anlangt. Es gab da massive Vorfälle! Denken Sie daran: Grad, Augustin, Kralowetz. – Das ist alles ver­sandet, verschleppt worden. Die Grünen haben das aufgedeckt, aber Minister Barten­stein war da relativ schnell unterwegs, um das irgendwie wieder ein bisschen in den Hintergrund zu drängen, und Kollege Stummvoll hat auch seinen Beitrag dazu geleistet. (Abg. Dr. Jarolim: Jetzt ist der Walch mit dabei!)

Was heute vorliegt – anstatt jetzt endlich bei den Frächterskandalen wirkungsvoll ans Werk zu gehen, zum Schutz der einheimischen Transportwirtschaft, zum Schutz des Transportgewerbes mit lokalem Hintergrund, zum Schutz auch unserer lokalen Speditionen –, das ist ja Spott und Hohn. Ich meine, gerade Ihre Klientel muss sich aufregen darüber, was Sie hier beschließen. Wenn man es sich konkret anschaut: Tätige Reue ist möglich – bis zur letzten Stunde des Verfahrens! Da greifen sich doch alle Juristen an den Kopf! Das kann doch unmöglich präventiv wirken.

Oder auf der anderen Seite: Schwarzarbeiter im Frachtgewerbe können angemeldet werden – bis zum Ende des Arbeitstages! Was ist denn das „Ende des Arbeits­tages“? – 23 Uhr! Wie soll denn der jemals bestraft werden für diese illegale Tätigkeit, der er nachgeht? Wie wollen Sie mit dieser Gesetzesvorlage mehr oder weniger das Sozialdumping auf der Straße hintanstellen? Wie wollen Sie dem Einhalt gebieten? Das ist ja nur Spott und Hohn! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ. – Abg. Mag. Ikrath: Das ist eine Ahnungslosigkeit!)

Ich habe mich selten aufgeregt über eine Gesetzesvorlage, aber diese muss massiv bekämpft werden! Und Sie werden sehen, die Bevölkerung und auch das einheimische Gewerbe werden Sie noch in die Pflicht nehmen, und das wird dann sicherlich anders geregelt werden müssen.

Frau Ministerin! Es ist wirklich eine Schande, was Sie da unterschreiben! – Danke. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ. – Abg. Mag. Ikrath: Das war ja wirklich sehr peinlich! Vom Max Walch ein bisschen unterrichten lassen in der Praxis!)

20.06

 


Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Als nächster Redner gelangt Herr Abge­ordneter Steindl zu Wort. – Bitte.

 


20.06

Abgeordneter Konrad Steindl (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Bun­desministerin! Sehr verehrte Frau Kollegin Moser, das war schon sehr überzogen, was Sie jetzt zum Besten gegeben haben. Tatsächlich ist es so, dass das Sozialbetrugs­gesetz, das wir heute beschließen, wirklich ausreichend Strafbestimmungen vorsieht. Es kann nicht sein, dass wir generell alle Unternehmer kriminalisieren (Abg. Mag. Jo­hann Maier: Wenn sie Sozialbetrug begehen, dann ja! Dann müssen sie verurteilt werden!), denn es gibt ja auch Interpretationsunterschiede bei Arbeitsrechten, bei kollektivvertraglichen Regelungen und so weiter. Ich muss dazusagen, dass nur ein sehr kleiner Teil kriminell tätig wird, aber der überwiegende Teil völlig korrekt seine Beiträge zu den sozialen Sicherungssystemen leistet. Das sei hier auch einmal ver­merkt. (Beifall bei der ÖVP.)

 


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