Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 93. Sitzung / Seite 41

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und für die Zukunft unserer Jugend in unserem Land zu arbeiten! (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

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Präsident Dr. Andreas Khol: Zu Wort gemeldet ist als Nächster Herr Abgeordneter Brosz. Redezeit: 5 Minuten. – Bitte, Herr Abgeordneter.

 


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Abgeordneter Dieter Brosz (Grüne): Herr Präsident! Frau Bildungsministerin! Herr Vizekanzler! Es fällt mir nicht leicht, dieser Debatte in der Form, wie sie geführt wird, zu folgen. (Abg. Scheibner: Das glaube ich! – Abg. Dr. Partik-Pablé: Das ist zu hoch für Sie!) Kollege Amon, Frau Bildungsministerin: Wir haben im österreichischen Schulwe­sen die Situation, dass wir ein Viertel der SchülerInnen auf ihrem Weg der Schulpflicht verwirren, dass ein Viertel der SchülerInnen am Ende der Schulpflichtjahre die banals­ten und wesentlichsten Aufgaben de facto nicht lösen kann und wir von sekundärem Analphabetismus sprechen müssen – doch Sie tun wieder so, als wäre alles in Butter, als hätten wir da keine Probleme!

In Österreich sind annähernd 40 Prozent der BerufsschülerInnen der von PISA defi­nierten Problemgruppe anzurechnen, nämlich genau jener Gruppe, bei welcher das Schulziel nicht erreicht worden ist. Dafür sind Sie verantwortlich, und diese Verantwor­tung kann Ihnen niemand abnehmen!

Frau Kollegin Rossmann, können Sie nachrechnen? Seit wann ist die Frau Bildungs­ministerin im Amt? – Seit 1995! Und welcher Jahrgang wurde getestet? Jener der Schüler, die 1994/1995 die Schule begonnen haben. Sie aber machen hier andere ver­antwortlich und meinen, Sie wundern sich nicht über diese Ergebnisse. – Ja, ich auch nicht! (Ironische Heiterkeit und Beifall bei den Grünen sowie Beifall bei Abgeordneten der SPÖ.)

Diese Ergebnisse sind dadurch bedingt, dass in den letzten Jahren, unter Ihrer Verant­wortung, ein Ressourcenabbau betrieben und eine Kürzung vorgenommen wurde, die es in Österreich in der Zweiten Republik überhaupt noch nie gegeben hat. Da braucht man sich über solche Ergebnisse auch nicht zu wundern!

Nun zum Stichwort „Motivation“. Super, alle müssen motiviert sein. – Haben Sie sich die PISA-Studie einmal angeschaut? Man braucht nur die Tabellen herauszunehmen, um diesbezüglich Auskunft zu erhalten. Wenn es nicht so traurig wäre, nämlich so, wie es der PISA-Chef Haider dargestellt hat, könnte man schon fast wieder darüber lachen.

Also wie schaut es laut PISA-Studie mit der Motivation in Mathematik aus? (Der Red­ner zeigt eine Graphik.) Es wurde da die Frage gestellt: Könnt ihr mit dem, was ihr in der Schule lernt, etwas anfangen? – In dieser Darstellung sind die Länder gemäß ihren Ergebnissen eingestuft. Was glauben Sie, wo Österreich ist? (Abg. Scheibner: Das ist zu klein, das kann man nicht lesen!) Da unten, das Land mit den schlechtesten Ergeb­nissen.

Wissen Sie, was PISA-Chef Haider bei der Präsentation gesagt hat? – Man habe schon befürchtet, die Tabelle erweitern zu müssen, um das österreichische Ergebnis überhaupt noch darstellen zu können, so schlecht ist die Motivation. Doch Sie tun nach wie vor so, als hätten wir ein tolles Schulsystem, und sagen noch dazu, die Motivation sei laut Studien ohnehin so gut.

Das war eine Studie, bei welcher die SchülerInnen gefragt und nicht getestet worden sind. Bei der Frage: Seid ihr motiviert? liegen wir ganz unten mit dem Ergebnis. Auch bei der Frage: Könnt ihr damit etwas anfangen? sind wir mit unserem Ergebnis ganz unten zu finden.

 


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