Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 93. Sitzung / Seite 44

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Warum schneiden Bayern und Baden-Württemberg bei PISA immer sehr gut ab? Sie haben dieselbe Gymnasialrate, also es gehen dort genauso viele Schüler in Gymna­sien wie in anderen Bundesländern, wo es dieses gibt. Trotzdem liegen diese beiden Länder vorne. Welches Land liegt immer ganz hinten? Bremen – weil dort offenbar, ähnlich wie in Wien, die Integrationsproblematik lange Zeit vernachlässigt wurde; das ist auch in dieser Studie nachzulesen. Auch das ist ein Beispiel dafür, dass man davon abgehen soll, mit organisationsrechtlichen Reflexen zu reagieren.

Ich wiederhole gerne auch noch, wie weit Individualisierung gehen kann, sodass sie auch falsche Züge annimmt.

Finnland liegt bei der Frage, ob sich die Schüler in der Schule wohl fühlen, an letzter Stelle. Warum? – Weil zuviel Individualisierung, ein Zuviel in den Nachmittag hinein, auch noch mit besonderen Angeboten, die Schüler in der Schule zu halten, sag ich jetzt einmal, zu einer gewissen Vereinsamung, zu einem Verlust an Klassengefühl, zu einem Verlust an Gemeinschaftsgefühl führt. – Also halten wir auch diese Ergebnisse fest! Bleiben wir bei der Sache, wenn wir PISA-Studien und andere Untersuchungen analysieren!

Ich finde es gut und wichtig, dass die Ministerin gesagt hat: Wir müssen den sozialen Hintergrund der Eltern oder der Familien berücksichtigen und Angebote dort machen, wo sie noch fehlen. (Abg. Öllinger: Ja, ja!) Selbstverständlich haben für Nachmittags­betreuungsangebote Eltern auch schon bisher bezahlt. (Abg. Öllinger: Aha!) Ich hielte es aber für falsch, zu sagen – so wie einige Kolleginnen und Kollegen dies tun –: Alle müssen verpflichtend ein Ganztagsschul-, ein verschränktes Modell anbieten, denn das ist weder von der Nachfrage noch von der wissenschaftlichen Solidität her begrün­det. (Abg. Öllinger: Nachmittagsbetreuung!)

Schulreform muss ständig stattfinden. Schulreform muss unter Einbeziehung der Schulpartner und der Experten stattfinden. Einfache Lösungen vorgaukeln zu wollen, ist der falsche Weg. Wir sind mit der Ministerin und mit den wohlwollenden Nachden­kern auf dem richtigen Weg! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

9.55

 


Präsident Dr. Andreas Khol: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Mag. Kuntzl. 5 Minuten Redezeit. – Bitte, Frau Kollegin. (Ruf bei den Grünen – in Richtung der Abg. Dr. Brinek, die wieder Platz genommen hat –: Auf dem Holzweg sind Sie! – Abg. Dr. Brinek – darauf replizierend –: Da sind Sie auf dem Holzweg!)

 


9.55

Abgeordnete Mag. Andrea Kuntzl (SPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Frau Bundesministerin! Ich muss ganz ehrlich gestehen, dass ich verwirrt bin, enttäuscht bin: Ich habe mir heute hier im Haus eine völlig andere Debatte erwartet! (Abg. Dr. Brinek: Na, geh!) – Ja, Frau Kollegin Brinek, auch von Ihnen ganz andere Töne! Ich darf Sie daran erinnern, dass die Frau Bundesministerin in den letzten Tagen selber gesagt hat – und das hat uns sehr erfreut –, dass die Konsequenz aus der PISA-Studie die Ganztagsschule ist. (Abg. Dr. Brinek: Das hat Sie nicht gesagt!) Also mit vielem von dem, was Sie gesagt haben, haben Sie eigentlich der Frau Bundes­ministerin widersprochen. (Zwischenruf bei der ÖVP.) – Ja, aber heute klingt die Debatte wieder ganz anders. Die Bewegung, die da in den letzten Tagen in die Debatte gekommen ist, ist nicht mehr vorhanden. (Abg. Öllinger: Da muss man bei der ÖVP genau aufpassen!)

Selbstverständlich sind wir auch dafür, dass es permanent Schulreformen geben sollte, aber wir wären schon zufrieden, wenn sie endlich begännen – nach so vielen Jahren Stillstand! Leider entpuppen sich heute Ihre Ankündigungen, die Sie in den letzten


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