Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 93. Sitzung / Seite 47

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Einen letzten Punkt möchte ich anfügen – und dieses Tabu werden wir „heben“ müs­sen, wenn wir zu einer Verbesserung kommen wollen –: Was ist mit dem Sprachver­mögen und dem kulturellen Hintergrund? Was ist mit der Frage der Einwanderung im Zusammenhang mit der Bildungspolitik?

Ich darf hier also feststellen: Finnland hat eine Ausländerquote unter 3 Prozent; Japan hat eine Ausländerquote unter 2 Prozent. Warum die Ergebnisse hier so schlecht sind, hängt sicher auch damit zusammen, dass es uns nicht annähernd gelingt – in Wien zeigt sich das in der Flucht der Schüler in die Privatschulen –, die Integration so zustande zu bringen, dass es zum Nutzen einerseits für die neu Eingebürgerten und Eingewanderten, aber vor allem auch für unsere Kinder ist. Sie leiden darunter, dass man in einer multikulturellen Schule – so, wie es sich in Wien zum Teil abspielt – schwer unterrichten und lernen kann.

Wie wichtig das Sprachvermögen ist, zeigt sich auch an einem weiteren Punkt. Wenn man nach Regionen differenziert, ist Südtirol, was die Lesekompetenz betrifft, die beste Region. Gerade dort, wo man sehr sensibel betreffend das Erlernen der deutschen Sprache ist, weil das nicht vorausgesetzt werden kann, zeigt sich, dass man dadurch etwas bewirken kann.

Ich meine, dass wir mit dieser ganz kurzsichtigen, rein ideologisch vorgetragenen Ana­lyse bestimmt nicht zu einer Verbesserung kommen werden. Wir werden uns mit der vertiefenden Analyse, die diese Details betrachtet und ein anderes Bild liefern wird, ganz genau befassen müssen, wenn wir wirklich im Interesse unserer Kinder eine gute Schulpolitik erzielen wollen. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

10.05

 


Präsident Dr. Andreas Khol: Letzte Rednerin hiezu ist Frau Abgeordnete Mandak. Die Redezeit beträgt 5 Minuten. – Bitte.

 


10.05

Abgeordnete Sabine Mandak (Grüne): Sehr geehrter Herr Präsident! Hohes Haus! Sehr geehrte Frau Ministerin Gehrer, Sie machen uns den Vorwurf, dass wir die Schule schlecht machen. Wir machen nicht die Schule schlecht, wir kritisieren Ihre Bil­dungspolitik. Ihre Bildungspolitik wird hier kritisiert, nicht die Schule schlecht gemacht. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Sie, gerade Sie sprechen von Motivation. Es ist vielleicht drei oder vier Jahre her, da waren Sie still, als Haider von Schmarotzern sprach und damit Lehrerinnen und Lehrer in Österreich meinte. Da waren Sie still, da hörte man von Ihnen kein Wort! (Beifall bei den Grünen.)

Sie sind diejenige, die behauptet, dass es keinen Zusammenhang zwischen der Klas­sengröße und der Qualität von Unterricht gebe. Das sind Ihre Zugänge zur Bildungs­politik, das ist Ihre Art, Lehrerinnen und Lehrer zu demotivieren. Stellen Sie nicht in den Raum, man müsse für mehr Motivation sorgen! Tun Sie es selbst, dann ist schon viel getan! (Beifall bei den Grünen.)

Ich möchte jetzt nicht PISA, sondern Ihre Bildungspolitik als Ausgangspunkt nehmen und drei Punkte aufzeigen, die aus meiner Sicht Kernkritikpunkte Ihrer Bildungspolitik sind.

Erstens betrifft das den Punkt, dass Sie bereit sind – und immer bereit waren –, die Bildungspolitik in Österreich dem Goldenen Kalb des Nulldefizits unterzuordnen. Sie haben von vornherein die Forderung akzeptiert, dass Bildungsausgaben in Österreich gekürzt werden müssen. Es war Ihnen egal, dass darunter die Qualität der Bildung leidet. Sie haben folgenden Satz verfolgt: Ich habe ein Budget zu sanieren. – Das ha-


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