Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 99. Sitzung / Seite 111

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etwas, das wir zu verschiedensten Themen miteinander führen wollen, und Themen gibt es wahrlich genug.

Die Frau Bundesministerin hat vorhin gesagt: Wer mit offenen Augen durch unsere Schullandschaft geht, der sieht die Veränderungen! – Ja, wir sehen sie! Es gibt weni­ger Stunden. Es gibt weniger motivierte Lehrerinnen und Lehrer, die ihre Arbeit so machen können, wie sie sie gerne machen wollen, weil ihnen Stunden fehlen, weil immer mehr Kinder in den Klassen sitzen. Es gibt auch noch andere Veränderungen: So gibt es traurigerweise – das haben wir heute auch schon gehört, und eine aktuelle Studie belegt das – 14 Prozent Mädchen und 16 Prozent Burschen zwischen sechs und 15 Jahren, die bereits fettleibig sind.

Frau Bundesministerin, da frage ich Sie: Was wollen Sie gegen diese anwachsenden körperlichen Schäden tun – außer der Kürzung der Stunden für den Turnunterricht und Ihrem Hinweis, die Unbenennung des Faches Leibeserziehung auf den Namen „Be­wegung und Sport“ sei ohnehin in Ihrer Vorlage enthalten?

Das ist uns zu wenig! Das ist nur ein Etikett. Was wir wollen, das ist ein Inhalt hinter diesem Etikett, und zwar tatsächliche, positive Veränderungen. Die wollen wir im Sinne unserer Kinder und Jugendlichen, und die wollen wir auch in einem gemeinsamen Konzert einer Veränderung von Schule in Richtung einer ganztägig geführten Schule, wo das in gesunden Portionen möglich ist, und zwar abwechselnd mit Lern­pro­gram­men und mit Förderprogrammen, und auch Kreativität und sportliche Betätigung.

Frau Bundesministerin, ich hoffe, für Sie ist Dialog kein leeres Wort und Sie beginnen, endlich darüber nachzudenken, und treten bald in einen Dialog ein. – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)

14.59


Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Mag. Lapp. Redezeit: 3 Minuten. – Bitte.

 


14.59.21

Abgeordnete Mag. Christine Lapp (SPÖ): Herr Präsident! Herr Bundeskanzler! Frau Ministerin! Die Diskussion zeigt, dass die ÖVP in Fragen der Bildung abgedankt hat (ironische Heiterkeit und Zwischenrufe bei der ÖVP), denn die Umsetzung der Ergebnisse münden in einen Antrag, der voll von Plattitüden ist. (Beifall bei der SPÖ.) Zum Beispiel steht in diesem Antrag, dass die Schwachen gefördert und die Starken gefordert werden sollen. Das ist eine typische Nona-Floskel! Es steht auch drinnen, dass der Förderunterricht flexibel über das Unterrichtsjahr aufgeteilt und den Bedürf­nis­sen der Kinder entsprechend sein soll.

Wie schaut es in Wirklichkeit aus? – Der Förderunterricht wurde gestrichen. Es wurden Lehrerressourcen gestrichen. Es gibt weniger Stütz- und BegleitlehrerInnen, weniger SprachheillehrerInnen. Es zeigt sich, dass die Frau Ministerin amtsmüde ist. (Abg. Großruck: Hahaha!) Und das, was sie hier heute als Hohelied auf die Lehrerinnen und Lehrer von sich gegeben hat, ist in Wirklichkeit ein ganz anderes Lied, nämlich ein Abgesang. (Neuerliche Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Obwohl die Lehrerinnen und Lehrer in unserem Land so wenige Ressourcen haben, bemühen sie sich nach wie vor sehr und sind sehr initiativ. Es ist zum Beispiel so: Wenn Kinder aus anderen Ländern in Volksschulklassen sind, dann ist es nicht so, dass dort Wärmestuben für die Schülerinnen und Schüler eingerichtet sind, damit sie sich nicht auf der Straße aufhalten und im Winter frieren müssen, sondern dann ist es so, dass sie sehr wohl dazu gebracht werden, Deutsch zu erlernen und halbwegs den Unterrichtsstoff zu beherrschen. Nur: Mit der Kürzung von Ressourcen werden diese


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