Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 99. Sitzung / Seite 169

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allem die Eltern zutiefst beunruhigen. Eine klare Antwort darauf ist daher erbeten, Frau Bundesministerin. (Beifall bei der SPÖ.)

17.58


Präsident Dr. Andreas Khol: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Mag. Dr. Bra­der. 3 Minuten Wunschredezeit. – Bitte.

 


17.58.15

Abgeordneter Mag. Dr. Alfred Brader (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Ministerin! Herr Kollege Rada, ich glaube, du kannst beruhigt sein: Die Schulgeldfreiheit bleibt. Das ist eine klare Sache, du kannst mich beim Wort nehmen.

Frau Abgeordnete Lapp, Sie haben in Ihrem Debattenbeitrag behauptet, dass in Nie­derösterreich die Eltern von Kindern mit sonderpädagogischem Förderbedarf um einen Integrationsplatz laufen müssen. – Das ist schlicht und ergreifend falsch!

Das, was Sie verschwiegen haben, gerne verschwiegen haben, ist aber folgende Tat­sache: dass Eltern von betroffenen Wiener Kindern ihre Kinder im niederöster­reichi­schen Umland betreut sehen wollen, weil dort die Integrationsmodelle weit besser funk­tionieren. Das ist eine Tatsache, und das sollten Sie zur Kenntnis nehmen.

Frau Kollegin Rossmann, auch Ihnen möchte ich gerne etwas sagen – Kollegin Ross­mann ist leider nicht im Saal –: Sie haben gesagt, dass die Lehrergewerkschaft in den Schulreformprozess nicht eingebunden werden soll. Ich glaube, das ist falsch, die Lehrergewerkschaft ist genauso ein Schulpartner wie alle anderen auch und in ihrer Bedeutung ganz, ganz wichtig. (Ruf bei der ÖVP: So ist es!)

Nun hat die Schulreformkommission eine Fülle von Vorschlägen erarbeitet, deren Umsetzung bereits erfolgt beziehungsweise in Planung ist. Ich möchte auf Grund der Kürze meiner Redezeit nur auf einen Vorschlag eingehen. Meines Erachtens ist der Ausbau der frühen Sprachförderung sehr, sehr wichtig, denn die Sprache ist die Bedin­gung für eine erfolgreiche Teilnahme am schulischen Bildungsprozess. Die frühe Sprachförderung muss daher zum Ziel haben, alle Kinder hinsichtlich der Kenntnisse der deutschen Sprache so weit zu bringen, dass sie im Unterricht prinzipiell mit­kommen können. Das ist eine große Herausforderung, das ist mir schon bewusst. Es bedarf daher vor allem einer sehr frühen Diagnose.

Festhalten möchte ich allerdings schon, dass die Erstdiagnose, dass das Feststellen einer Sprachentwicklungsstörung nicht allein stehen bleiben darf, sondern dass man auch versuchen muss, deren Ursache zu eruieren. Förderprogramme – das weiß man aus der Praxis –, bei denen auf die Ursache dieser Störung nicht eingegangen wird, werden nicht erfolgreich sein.

Da wir aber wissen – das ist eine offene Frage, die bleibt –, dass nicht alle Eltern Ent­wicklungsverzögerungen zur Kenntnis nehmen wollen beziehungsweise können, muss man sich natürlich schon überlegen, was mit jenen geschieht, die Förderprogramme nicht in Anspruch nehmen. – Ich glaube, da werden wir genügend Diskussionsstoff im Unterrichtsausschuss haben, denn diese offene Frage bedarf ganz sicherlich einer dringenden Klärung. (Präsidentin Mag. Prammer übernimmt den Vorsitz.)

Erwähnen möchte ich auch noch, dass es nicht nur um eine frühe Sprachförderung, sondern auch um eine frühe Leseförderung geht. Ich glaube, dass es da um die Infor­mation geht und dass viele Eltern ganz einfach nicht wissen, was frühe Sprachför­derung bedeutet und wie sie ihrem Kind helfen können, sodass da bestimmte Anre­gungen notwendig wären.

Klar ist: Wie soll, wenn in einem Haus nicht gesprochen, nicht kommuniziert und nicht vorgelesen wird, Sprach- beziehungsweise Lesekompetenz entstehen? Ich glaube,


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