Nationalrat, XXII.GPStenographisches Protokoll101. Sitzung / Seite 149

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Zweitens ist dieser Fall leider symptomatisch für die verfehlte Museumspolitik. Natür­lich sind hohe Besucherzahlen wichtig – ein Museum, das nicht besucht wird, macht keinen Sinn –, aber es ist nicht sinnvoll, nur Zahlen als Erfolgskriterium heranzuziehen. Eine Ausstellung, in der Kunstwerke in Bezug zueinander gesetzt werden, in der Zeit­strömungen, Entwicklungslinien, das gesellschaftliche und historische Umfeld gezeigt werden, hat mehr Wert als das Vorführen von besonders berühmten Bildern, das nur der Erzielung von Besucherrekorden dient, aber wenig Spannendes vermittelt.

Diese Politik der ständig neuen Sensationen und Rekorde führt aber dazu, die Kunst­werke nicht entsprechend zu achten, zu behandeln und zu präsentieren. Wenn dann noch publicitysüchtige Museumsdirektoren hinzukommen, werden Kunstschätze von unschätzbarem Wert wie der „Junge Feldhase“ auf Reisen geschickt, egal, ob ihm das gut tut oder nicht. Hauptsache ist, man kann sich dann umgekehrt auch im Glanz ande­rer großer Kunstwerke sonnen.

Ähnliches fällt mir zur Rubens-Ausstellung ein, die groß beworben wurde, obwohl jeder Kenner des Kunsthistorischen Museums weiß, dass mit Ausnahme von zwei oder drei Bildern, die Leihgaben aus der Eremitage waren, eigentlich nur die Bilder gezeigt wur­den, die ohnedies im KHM hängen. Das wäre an sich noch keine Katastrophe, wenn man die Bilder in einen Zusammenhang gesetzt hätte, aber das ist leider nicht gesche­hen.

Mit einem Wort: Es läuft in der Museumspolitik einiges schief, und dafür, Frau Bundes­ministerin, müssen Sie die politische Verantwortung übernehmen. (Beifall bei der SPÖ. – Bundesministerin Gehrer: Mache ich gerne!)

17.46


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Als Nächste zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Schiefermair. Wunschredezeit: 3 Minuten. – Bitte.

 


17.46.09

Abgeordnete Notburga Schiefermair (ÖVP): Frau Präsident! Geschätzte Frau Minis­ter! Hohes Haus! Die gestrigen Stellungnahmen und die heutige Darlegung der Oppo­sition haben mich dazu gebracht, etwas Grundsätzliches über Österreich und die von uns eingebrachte Arbeit für dieses Land darzulegen. Dem von der Opposition herauf­beschworenen Jammertal möchte ich aus tiefer Betroffenheit widersprechen.

Heute leben über sechs Milliarden Menschen auf unserer Erde, davon 52 Prozent Frauen und 48 Prozent Männer, 30 Prozent Weiße und 70 Prozent Nicht-Weiße. 6 Pro­zent besitzen 59 Prozent des gesamten Reichtums, 80 Prozent leben in maroden Häusern, 70 Prozent sind Analphabeten, und mehr als 50 Prozent leiden an Unterer­nährung. 1 Prozent besitzen einen Computer, und 1 Prozent haben einen Universi­tätsabschluss. Wenn jemand Essen im Kühlschrank, Kleider am Leib, ein Dach über dem Kopf und einen Platz zum Schlafen hat, ist er oder sie reicher als 75 Prozent der Menschen dieser Erde. Wenn jemand Geld auf der Bank oder im Sparschwein hat, gehört man zu den privilegierten 8 Prozent dieser Welt.

Wir geben für den Bereich Bildung seit 1999 um 1,1 Milliarden € mehr aus. Die von der Opposition angesprochenen Kürzungen werden nur dort stattfinden, wo es tatsächlich weniger Schüler gibt. Im Rahmen der Bildungsdiskussion haben wir alle die Aufgabe, uns sinnvoll einzubringen und nicht nur zu jammern. (Beifall bei der ÖVP.)

Die Opposition redet über ein vermeintliches Jammertal, das sie nun in Österreich ortet. Natürlich gibt es in unserem Land auch viele Menschen, Familien, Schüler, die es nicht leicht haben. Hier gilt es, Maßnahmen zu setzen, um jenen zu helfen, die Hilfe brauchen. Aber alles nur schlechtzureden, ob Bildung, Wissenschaft, Kultur oder an-


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