Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 102. Sitzung / Seite 65

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In Österreich sind in etwa 90 Prozent der Betriebe Kleinstbetriebe mit ein bis neun Beschäftigten. Auf Grund der Komplexität und Detailliertheit des vorgeschlagenen Regel­werkes und des dadurch verursachten Umsetzungsaufwandes in den Banken ist aus heutiger Sicht nicht unwahrscheinlich, dass bei Klein- und Kleinstkrediten die erreichten Vorteile in der Eigenmittelunterlegung für klein- und mittelständische Unter­nehmungen kaum spürbar sein werden.

Kleine und mittlere Kreditinstitute, also vor allem Primärbanken, sind gerade in länd­lichen Regionen wichtige Finanzierungspartner der KMUs. An dieser Stelle will ich auch einen Appell an die österreichische Finanzmarktaufsicht richten, welche aufge­fordert ist, den Verwaltungsaufwand für die Primärbanken und auch insgesamt mög­lichst gering zu halten. Die Wirtschaftskammer Österreich schätzt den Umsetzungs­aufwand von Basel II und der anderen Richtlinien für Österreich auf rund 350 Mil­lionen €. Dieser doch erhebliche Verwaltungsaufwand darf nicht dazu führen, dass die Primärbanken vor Ort das regionale Kreditgeschäft der klein- und mittelständischen Unternehmungen aus wirtschaftlichen Gründen nicht mehr oder nicht mehr in dem Umfang wie bisher abwickeln können – und vielleicht die Kreditvergaben und Ent­scheidungen in Konzernzentralen von Großbanken erfolgen müssten.

Eine Zentralisierung beziehungsweise eine weitere Konzentration der Kreditinstitute und die damit verbundenen Übernahmen von kleinen und mittleren Primärbanken sollte im Sinne der breiten Wirtschaft nicht stattfinden. Für die klein- und mittel­ständischen Unternehmungen ist deswegen Folgendes einzufordern: möglichst ein­fache Rating-Verfahren bei Klein- und Kleinstkrediten, auch Verbesserungen im Bereich der Kreditsicherheiten, bewegliche Immobilien; und auch Zessionen und For­de­rungen sollte im vorliegenden Entwurf des Basel II-Abkommens ein entsprechender Stellenwert eingeräumt werden.

Unser Wirtschafts- und Gesellschaftssystem braucht Wachstum. Ohne neue Unter­nehmer und Unternehmerinnen – Gründer und Übernehmer – ist es schwierig, das Wachstum zu erhöhen. Für viele neue Unternehmerinnen und Unternehmer ist die Gründung und der Aufbau ihrer Unternehmungen ohne Kredite nicht möglich. Des­wegen sind die Spielregeln für die Kreditgewährung von zentraler wirtschaftlicher sowie gesellschaftlicher Bedeutung. (Beifall bei der ÖVP.)

12.19


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Als Nächster ist Herr Abgeordneter Oberhaidin­ger zu Wort gemeldet.

Auch Sie haben 3 Minuten Wunschredezeit, Herr Abgeordneter. – Bitte.

 


12.19.00

Abgeordneter Georg Oberhaidinger (SPÖ): Frau Präsidentin! Herr Bundesminister! Meine Damen und Herren! Es wurde heute im Zusammenhang mit den Arbeitslosen­zahlen schon mehrmals ein internationaler Vergleich angestellt. Ich frage Sie nun, meine Damen und Herren von den Regierungsparteien:

Was nützt es den ständig mehr werdenden Arbeitslosen – mittlerweile 360 000, auch die Jugendarbeitslosigkeit steigt –, wenn wir ihnen ständig erklären, dass es in Öster­reich weniger Arbeitslose gibt als in Deutschland oder in anderen Ländern, im euro­päischen beziehungsweise im EU-weiten Vergleich? – Es nützt ihnen nichts! Es ist dies einfach ein probates Mittel der Bundesregierung, von ihrer Untätigkeit und Unfähigkeit im Zusammenhang mit der Arbeitslosensituation in unserem Lande abzulenken.

Kollege Walch vom „BZÖ“ oder „F“ – ich weiß da wirklich nicht ganz genau Bescheid, aber wir werden vielleicht heute im Laufe des Tages noch darüber aufgeklärt werden (Zwischenrufe bei der SPÖ) – hat nicht zu Unrecht, aus seiner Sicht, gesagt: Wir


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