Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 102. Sitzung / Seite 86

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erfordert es die Lage, jeden Cent effizient einzusetzen. Dazu ist es natürlich auch notwendig, mit modernen Diagnoseverfahren, mit den Mitteln der Elektronik – zum Beispiel mit der elektronischen Gesundheitsakte, die auch in Vorbereitung steht – zu verhindern, dass es zur Vergeudung von Mitteln kommt.

Ein zweiter Punkt – und das ist etwas, was ich für ganz besonders wichtig halte, weil es noch immer so wie ein Orchideenthema betrachtet wird – ist die Frage der Prä­vention. Das ist nicht etwas, was man zusätzlich auch ein bisschen machen kann, aber sozusagen die knallharten Facts sind in Wahrheit die Finanzgeschichten, und die haben in Ordnung gebracht zu werden, sondern die Prävention und deren Gelingen wird eine Überlebensfrage auch des Gesundheitssystems sein.

Da sind wir noch nicht sehr weit gekommen, weil vor allem auch der moderne Le­bensstil zwischen McDonalds, Fernseher, Computer und Schlüsselkinderdasein natür­lich nicht gerade garantiert, dass es zu einer gesunden Ernährung, zu aus­reichender Bewegung, zu ausreichend Schlaf und so weiter kommt.

Auch hier kann man einen Appell setzen, dass eine gute Familienpolitik, auch was die Gesundheit unserer Kinder und Jugendlichen betrifft, eine Herausforderung, eine Notwendigkeit und auch ein Mittel ist, unnötige Kosten zu sparen. Da spreche ich nur vom Ökonomischen, gar nicht vom menschlichen Leid, denn wenn jemand mit 18 Jah­ren bei der Musterung bereits hören muss, dass er Osteoporose hat auf Grund seiner Mangelernährung, dann ist das grundsätzlich keine angenehme Sache.

In die Prävention wird man sicher noch vermehrt investieren müssen, bei der zu erwar­tenden Bevölkerungsentwicklung – das sind keine Prognosen, sondern das sind statis­tische Gewissheiten – wird man trotzdem an die Bereitstellung weiterer und zusätz­licher Mittel denken müssen. Und da finde ich Ihr Verhalten doch ein bisschen zwie­spältig und doppelbödig. Sie selbst haben, als Sie in den neunziger Jahren dieses Ressort innehatten, auch mit der Notwendigkeit gelebt, und Sie waren es, die zuerst Selbstbehalte eingeführt haben. Ich könnte das alles nochmals aufzählen, wir haben das alles schon gesagt. Deshalb würde ich Sie doch ersuchen, auch in Zukunft das Notwendige nicht schwieriger zu machen, als es ist.

Reformverweigerung und Mutlosigkeit heißt hier Zwei-Klassen-Medizin, überhaupt keine Frage, denn zuerst unmerklich, aber irgendwann einmal dann für jeden erkenn­bar wird es, wenn keine Reform passiert, so sein, dass die öffentliche Medizin ein geringeres Niveau haben wird, als sie eigentlich haben könnte. Und wer es sich leisten kann, wird privat das volle Ausmaß der ärztlichen Kunst und der Medizintechnik aus­schöpfen können.

Dieses Bekenntnis, so denke ich doch, sollte in diesem Hohen Haus unbestritten sein. Und ich sage es freimütig und gerne am Schluss jeder gesundheitspolitischen Rede: Das kann nicht sein! Der Hochstand der medizinischen Forschung und der Gesund­heitsversorgung ist eine gesamtgesellschaftliche Leistung, und es darf nicht sein, dass dieses Ergebnis der Tüchtigkeit unserer Bevölkerung, der Tüchtigkeit unserer For­schung, der Tüchtigkeit auch der Steuerzahler, welche die Bildungssysteme finan­zieren, das Gesundheitssystem und sein hohes Niveau, dass also diese gesamtgesell­schaftliche Leistung nur von Einzelnen nach ökonomischen Aspekten abgerufen werden kann. (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

13.35


Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Als nächste Rednerin zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Heinisch-Hosek. – Bitte.

 


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