Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 102. Sitzung / Seite 165

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18.19.35

Abgeordneter Kai Jan Krainer (SPÖ): Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ein wichtiger Weg zur Gleichberechtigung ist nicht nur, dass Frauen auch Zugang zum Arbeitsmarkt und die Möglichkeit haben, Geld zu verdienen und dadurch selbständig zu sein, sondern genauso notwendig ist natürlich auch der zweite Weg: nicht nur die halbe Welt den Frauen, sondern auch die halbe Familie den Männern. Das ist in Wirklichkeit der ausständige Bereich, der zur Gleichberechtigung noch fehlt, aber genauso notwendig ist. (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

Frau Bundesministerin, zwei Bereiche dazu, die Ihr Ressort betreffen: Das eine ist die nicht nur von mir, sondern auch von anderen als „Papa-Monat“ bezeichnete Einrich­tung, die es jungen Vätern ermöglichen soll, die ersten Lebenswochen beim Kind zu verbringen, die Mutter des Kindes zu entlasten, aber auch Ängste abzubauen: Kann ich mit so einem kleinen Ding, mit so einem kleinen Menschen überhaupt irgendwie umgehen, der doch so zerbrechlich ist?, et cetera.

Es geht einfach darum, Ängste abzubauen und von Anfang an zu diesem Kind eine Beziehung aufbauen zu können. Ich glaube – ebenso wie die Kinderfreunde –, dass das ein erster Schritt wäre, nämlich vom „Papa-Monat“ zum Lebenspapa, und dass das vielleicht auch die Angst davor nehmen würde, eventuell später eine Väterkarenz in Anspruch zu nehmen.

Diese ist leider noch nicht so weit, wie man es sich wünschen würde, wobei, wie ich zu meiner Überraschung festgestellt habe, Anfang des Jahres die magische Zahl von 5 000 Männern in Karenz überschritten wurde.

Ich war an und für sich recht angetan und habe mir gedacht, das ist ja nicht schlecht. Dann habe ich mir aber genau angeschaut, was das denn für 5 000 Männer sind und wie das Verhältnis ausschaut. Etwa 3 Prozent der Personen in Karenz sind Männer. Es gibt aber ein paar Gruppen, da sind es deutlich mehr.

An allererster Stelle stehen die Selbständigen mit über 20 Prozent. – Das ist kein schlechter Anteil, vor allem, wenn man bedenkt, dass die durchschnittliche Verweil­dauer bei Männern knapp über sechs Monaten und die durchschnittliche Verweildauer bei Frauen knapp unter zweieinhalb Jahren liegt. – Das ist ja dann fast ein Fifty-Fifty-Regelung bei den Selbständigen, nicht von der Zeit, aber von der Personenanzahl her.

Die Bauern liegen bei 15 Prozent – auch wirklich eine Speerspitze, was die Gleich­berechtigung betrifft. (Abg. Eßl: Wie viel ist das in absoluten Zahlen?) – 20 Prozent der Männer, die in Karenz sind, sind selbständig oder Bauern, also jeder Fünfte. Das kön­nen Sie sich ja selbst ausrechnen: Das sind 1 000 Stück, das ist ganz leicht. (Abg. Mag. Molterer: Nicht „Stück“!) – Oder 1 000 Menschen, ja. (Abg. Mag. Molterer: Das ist wichtig!)

Die Quintessenz der Sache ist: Die sind nicht die Speerspitze der Gleichberechtigung, und das Motiv ist auch nicht unbedingt, dass sie sich um ihre Kinder kümmern möch­ten, sondern Sie haben die Möglichkeit, ihr Einkommen für gewisse Zeit so zu definie­ren, dass sie in den Genuss des Kindergeldes kommen, was all jene, die das Kindergeld finanzieren, nämlich die Arbeiter und Angestellten, nicht haben. (Zwischen­rufe bei der ÖVP.) Wozu das führt, ist relativ klar: zu einer Umverteilung von Arbeitern und Angestellten zu Selbständigen und Bauern, und das lehnen wir ab! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

18.22


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Wöginger. Wunschredezeit: 3 Minuten. – Bitte.

 


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