Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 102. Sitzung / Seite 167

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Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abge­ordnete Silhavy. Wunschredezeit: 3 Minuten. – Bitte.

 


18.26.34

Abgeordnete Heidrun Silhavy (SPÖ): Frau Präsidentin! Frau Bundesministerin! Ho­hes Haus! Herr Kollege Wöginger, Sie scheinen etwas übersehen zu haben: Sie haben es seit dem Jahr 2000 verabsäumt, entsprechende finanzielle Maßnahmen zu setzen beziehungsweise haben Sie Maßnahmen hier im Haus beschlossen, die der Verfas­sungs­gerichtshof aufgehoben hat. – Das ist keine erfolgreiche Politik, kann ich Ihnen sagen! (Zwischenruf des Abg. Wöginger.)

Meine Damen und Herren! Sie setzen aber auch sonst auf die falsche Politik, wenn Sie meinen, mit Selbstbehalten das Gesundheitssystem in Österreich reformieren zu wollen. (Abg. Sieber: Die haben doch Sie eingeführt!)

Ich lese Ihnen ein Beispiel eines Betroffenen vor, und zwar eines Beamten im Ruhe­stand, 62 Jahre, Diabetiker, Unterschenkel amputiert. Dieser Mensch zahlt 2005 im Vergleich zu 2004 um 180,30 € mehr – nur für die Medikamente, die er benötigt. (Ruf bei der ÖVP: Wer hat denn das eingeführt?) Das möchte ich Ihnen sagen. Das ist für Sie natürlich eine ganz einfache Geschichte, da Herr Kollege Zweytick ohnedies gemeint hat, in Österreich sei nicht einmal ein Arbeitsloser arm.

Ich sehe Kollegen Zweytick jetzt nicht. (Abg. Lackner: Er ist nachschauen gegangen, ob das stimmt, dass er das gesagt hat!) – Er kann nachschauen, ich habe im Steno­graphischen Rohprotokoll nachgelesen. Er hat das tatsächlich gesagt. Ich möchte gerne wissen, ob sich Kollege Zweytick vorstellen kann, mit durchschnittlich 565 € monatlich auszukommen. Das ist nämlich die durchschnittliche Notstandshilfe. Wenn Kollege Zweytick meint, dass damit die Menschen, die in Österreich arbeitslos sind, nicht arm sind, dann hat er einen sehr seltsamen Zugang zu diesem Begriff. (Beifall bei der SPÖ. Ruf bei der ÖVP: Da gibt es ein paar Schauspieler ...!)

Wissen Sie was? Unterlassen Sie diese unqualifizierten Zwischenrufe! Es geht hier um Menschen, die arm sind, um Menschen, die Schwierigkeiten beim Zugang zur Gesund­heitsvorsorge haben, die sich nämlich nicht die gleiche Gesundheit leisten können. – Darauf will ich hinaus, denn darum geht es letzten Endes. (Zwischenruf der Abg. Felzmann.)

Selbstbehalte treffen in erster Linie Leute, die kein beziehungsweise wenig Geld haben. Ich nenne Ihnen ein anderes Beispiel, vielleicht sollten Sie sich das auch ein­mal anschauen. (Abg. Amon: Das haben Sie eingeführt!)

Es gibt Patienten, die eine Nierenersatz-Therapie in Anspruch nehmen müssen. Davon haben 36 Prozent Einkommen unter 725 €, 35 Prozent Einkommen bis 1 135 € und 11 Prozent Einkommen über 1 525 €, aber nur 18 Prozent von ihnen sind von der Rezeptgebühr befreit. – Soviel zu Ihrer Politik!

Da Sie es aber uns als Opposition nicht glauben wollen: Sie haben vielleicht im mor­gigen „Kurier“ den Kommentar von Kotanko auf Seite 2 gelesen:

„Unbestreitbar ist es möglich, mit dem alten Partner unter neuem Namen weiterzu­machen. Die Personen sind ja weit gehend identisch. Es ist nicht sauber – aber für solche Feinheiten ist in der Politik kein Platz, wenn die Abstiegsangst herrscht.“

„Echte Arbeit ist nicht zu erwarten. Die großen Probleme, zum Beispiel bei der Finanzierung des Gesundheitssystems, werden seit Langem ignoriert.“

Dem ist eigentlich nichts mehr hinzuzufügen. (Beifall bei der SPÖ.)

18.29

 


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