Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 109. Sitzung / Seite 28

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Parallel zu dieser Pensionsreform wurde die Einführung der Mitarbeitervorsorge beschlossen, die nicht für die Reichen, wie Sie da und dort erzählen, sondern für über 1,2 Millionen österreichische Arbeitsnehmerinnen und Arbeitsnehmer gilt. Die Zukunfts­vorsorge wurde in der Zwischenzeit auch von einer halben Million Menschen in Anspruch genommen. Wir haben uns aber auch mit der Armutsbekämpfung in der Altersvorsorge beschäftigt. Mit einer Erhöhung der Ausgleichszulage um ein Vielfaches der sonstigen Pensionserhöhungen haben wir Armut im Alter wirksam bekämpft und gleichzeitig den Bezieherkreis niedriger gehalten. Einen besseren Indikator für erfolgreiche Armutsbekämpfung, meine Damen und Herren, gibt es eigentlich nicht. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)

Ich möchte aber zum Abschluss auch darauf aufmerksam machen, dass dieser Sozial­staat nicht nur aus den zu fördernden Menschen besteht, sondern auch aus jenen, die im Laufe ihres Lebens etwa einen Erwerb haben, einzahlen müssen und gefordert werden. Und auch da ist die Balance und das Gleichgewicht wichtig. Es soll niemand, der ordentlich zahlt, das Gefühl haben, über den Tisch gezogen zu werden. Ich denke daher auch, dass die Steuerreform einen wesentlichen sozialstaatlichen Aspekt hat, und zwar nicht nur, weil sie Arbeitsplätze sichern wird und eine arbeitsplatzfreundliche Unternehmensbesteuerung vorsieht – wie es etwa Bert Rürup immer wieder bezeich­net hat –, womit Österreich den Kampf und die Konkurrenz aufgenommen hat, sondern weil gleichzeitig mit 2,5 Millionen Nicht-Zahlern eine gewaltige soziale Leistung erbracht wird. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)

Wir lassen den Menschen das Geld, damit sie selbst ihr soziales Leben gestalten können. – Danke schön. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)

9.34


Präsident Dr. Andreas Khol: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Verzetnitsch. 5 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


9.34.12

Abgeordneter Friedrich Verzetnitsch (SPÖ): Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Herr Staatssekretär! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich habe Folgendes schon an anderer Stelle gesagt, und es gilt auch hier: Wenn man internationale Ver­gleiche heranzieht, dann muss man sagen, man kann sich sehr wohl darüber freuen, dass man in Österreich lebt. (Demonstrativer Beifall bei Abgeordneten der ÖVP.) Aber den Betroffenen, meine sehr geehrten Damen und Herren, hilft das überhaupt nichts. Wir müssen Maßnahmen setzen!

Bleiben wir bei den internationalen Vergleichen: Wir haben in Österreich zurzeit die höchste Arbeitslosigkeit, die es zu bekämpfen gilt. Der Verweis auf internationale Zahlen ist nicht die Lösung, sondern das konkrete Arbeiten, wie wir das schon mehr­fach vorgeschlagen haben. (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten der Grünen.)

Sie haben die Frauenbeschäftigung angesprochen. Seien wir doch ehrlich: Welche Beschäftigung ist es? – Es ist Teilzeitarbeit, es ist geringfügige Beschäftigung, es ist nicht ausreichend Vollzeitbeschäftigung, denn dazu fehlen die Kinderbetreu­ungs­ein­richtungen, die Sie nach wie vor nicht in ausreichendem Ausmaß schaffen, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Steibl: Nicht nur! Viele wollen nur Teilzeit arbeiten!)

Reden wir über die Steuerreform! Was ist mit jenen, die keine Steuern mehr bezahlen, die aber das Geld am dringendsten brauchen? Warum erhöhen wir nicht die Negativ­steuer in der Höhe von 110 € auf 220 €? – Das würde die Kaufkraft steigern, und das würde vor allem auch den Inlandskonsum fördern. Das sind Maßnahmen, die helfen und die auch helfen, die Armut zu bekämpfen, denn es ist leider nicht so, wie wir uns


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