Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 110. Sitzung / Seite 67

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unserer Kinder zu verbessern und die Sorgen, die viele Eltern in der Schule mit ihren Kindern haben, zu senken.

In der Tat ist es wichtig – das haben heute schon einige gesagt –, möglichst früh damit zu beginnen, die Kinder zu unterstützen. Ich spreche lieber davon, dass wir die Kinder dort fördern sollen, wo sie Schwächen haben, und dort fordern sollen, wo sie Stärken haben. Kinder haben nicht nur Schwächen oder nur Stärken, das wissen wir alle, das haben wir heute schon einige Male gehört. Das Problem ist nur, dass Sie genau das Gegenteil machen: Die Frühförderung ist in den letzten Jahren nicht ausgebaut wor­den, sondern im Gegenteil, bei den Kindergärten sind die Mittel zurückgefahren wor­den. Es war eine Ihrer ersten Taten, als Sie die Regierung übernommen haben, dort die Mittel zu streichen.

Frau Bundesministerin, die Förderstunden in den Schulen sind nicht ausgebaut, son­dern leider stark zurückgenommen worden. Die engagiertesten Lehrer und Lehrerinnen schaffen es nicht mehr, allein in der Klasse stehend, in einer großen Klasse stehend, sich wirklich um das einzelne Kind entsprechend zu kümmern, wie sie das gerne möchten und wie es notwendig wäre.

Es ist wirklich nicht fair, Frau Bundesministerin, wenn Sie beim Thema Ganztags­schule – das wäre ein wichtiges Instrument, um die Kinder besser zu fördern – darauf verweisen, dass sich die Eltern zu wenig um die Kinder kümmern. (Abg. Mag. Molterer: Das hat sie nicht gesagt!) Ganz im Gegenteil: Die Eltern verzichten auf sehr viel Freizeit und kümmern sich sehr um ihre Kinder, weil ihnen die Kinder in der Regel das Wichtigste im Leben sind.

Ein weiteres wichtiges Ziel wäre es, die Sorgen der Eltern insofern zu lindern, als die Nachhilfekosten gesenkt werden. Es wird viel zu viel Geld für Nachhilfe hinausgewor­fen: 100 Millionen €! Wir sollten uns das Ziel setzen, diesen Aufwand in absehbarer Zeit deutlich zu senken, tatsächlich mehr in der Schule zu erledigen und den Kindern das Sitzenbleiben zu ersparen. Da werden sinnlose Ehrenrunden gedreht, es wird viel Geld und viel Zeit verschwendet. Das sollten wir den Kindern ersparen. Jeder Euro, sehr geehrte Damen und Herren, den wir investieren, um die Kinder möglichst bald dort abzuholen, wo sie stehen und unsere Unterstützung brauchen, jeder solche Euro ist gut investiertes Geld, hilft den Kindern später, Lebenschancen zu bewahren, und hilft den Eltern dabei, ihre Sorgen anzugehen. (Beifall bei der SPÖ.)

Frau Bundesministerin, Sie haben vor wenigen Tagen Ihr Zehnjahresjubiläum als Ministerin gefeiert. Persönlich möchte ich Ihnen auch dazu gratulieren, weil ich denke, dass zehn Jahre in einem derart exponierten Amt keine leichte Zeit sind. (Demonstra­tiver Beifall bei der ÖVP.) Aber ich bin sicher, dass Sie sich in einer ruhigen Minute auch überlegt haben: Nach zehn Jahren, was bleibt denn da von meiner Arbeit übrig? (Abg. Mag. Molterer: Sehr, sehr viel!) – Ich muss Ihnen sagen, Frau Bundesministerin, Sie haben vor Jahren einen Wendepunkt in der Bildungspolitik eingeleitet, und es ist leider vieles schlechter geworden. Wir waren schon viel weiter – Stichwort Förderun­terricht zum Beispiel. (Präsidentin Mag. Prammer gibt das Glockenzeichen. – Abg. Mag. Molterer: Da läutet die Frau Präsidentin zu Recht!)

Frau Bundesministerin, diese Verantwortung bleibt Ihnen! Ich kann zum heutigen Tag nur das Angebot machen: Leiten wir gemeinsam ein Reformzeitalter ein, nehmen Sie unser Angebot an! (Beifall bei der SPÖ.)

12.06


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Als Nächster gelangt Herr Abgeordneter Scheibner zu Wort. – Bitte, Herr Klubobmann. (Abg. Dr. Cap: Ein bissel Bewegung, dann geht was weiter!)

 


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