Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 110. Sitzung / Seite 79

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Sburny: Aber alle Länder, die vor Österreich lagen, haben dieses Modell! Das werden Sie nicht bestreiten!) Also das Gesamtschulmodell als Organisationsmodell ist nicht der Fokus, auf den abgestellt werden muss, wenn es um eine zielführende Reform geht.

Ich zitiere Ihnen gleich zu Beginn eine Wortmeldung aus der OECD-Lehrerstudie zum Thema Schulreform und -verbesserung, gerade was multikulturelle Gesellschaften, das heißt städtische, urbane Gesellschaften und Schulsysteme betrifft. Stefan Wolter und Phil McKenzie, die Experten, die sich mit Österreich beschäftigt haben, sagen: Gerade in multikulturellen Gesellschaften sind Einheitsschulsysteme nicht zielführend, da sie die Vielfalt an Bedürfnissen nicht abdecken. Finnland wird, sollte es je in die Situation wie Österreich kommen, hier ebenfalls ein neues System überdenken müssen. – Meine Damen und Herren! Wir denken jetzt schon nach! – Nachzulesen: OECD-Stu­die. (Beifall bei der ÖVP.)

Meine Damen und Herren! Noch ein wesentlicher Hinweis. Wir sind angehalten, nicht andere Systeme anderer Länder bloß zu kopieren, sondern uns viel lieber mit eigenen Bildungsforschungsergebnissen zu beschäftigen. Sie sagen uns nämlich auch, dass wir etwas, was wir vielleicht in den letzten Jahren vernachlässigt haben, nämlich den Blick auf die Kernaufgabe der Schule, auf den erziehenden Unterricht, wieder stärker in den Fokus zu nehmen haben und dass wir die Ergebnisse des schulischen Lernens wieder verbessern müssen. Das ist nachzulesen in der Schulentwicklungsstudie Öster­reichs des Schulentwicklungszentrums.

Meine Damen und Herren! Mit dem heutigen Ergebnis erreichen wir Sicherheit und Verlässlichkeit auf der einen Seite und die Möglichkeit für Reformoffenheit auf der anderen Seite. Wie weit die im Artikel 14 Abs. 5 und Abs. 6 und 6a B-VG genannte „angemessene innere Differenzierung“ auszulegen ist, ist hier auch schon vielfach dis­kutiert und ausgeführt worden. Jedenfalls sichert es im Primarbereich die Volksschule für alle, im weiterführenden Bereich das gegliederte Sekundarsystem aus Hauptschule, AHS, BHS, innerlich und äußerlich differenziert – was alles noch zusätzlich entwickelt werden kann, wird die Zukunft zeigen –, und – was mir auf alle Fälle noch ganz, ganz wichtig ist – das Ansetzen im Bereich der frühen Förderung.

Meine Damen und Herren! Ich bin geschockt gewesen, als ich kürzlich gelesen habe, dass 8 500 Wienerinnen und Wiener ohne Hauptschulabschluss sind. Auch die Repe­tentenzahlen des vergangenen Jahres zeigen, dass Wien eine überproportional hohe Zahl an Schülerinnen und Schülern aus diesem Bereich aufweist. (Abg. Mandak: Das gilt nicht nur für Wien!) Das sind Bundesländer-Vergleichszahlen. Sie können diese nachlesen.

Das heißt, da sind nicht die Lehrer schlechter oder die Schüler schlechter, sondern man nimmt offenbar die schulischen, die pädagogischen Herausforderungen, die sich auf Grund des urbanen Raums, der Kinder mit Migrationshintergrund, der bildungsfer­nen Schichten ergeben (Präsidentin Mag. Prammer gibt das Glockenzeichen), nicht so ernst, wie sie notwendigerweise zu nehmen wären. (Abg. Broukal: Weil Sie jedes Jahr die Gelder für die Förderung kürzen!) Ich weiß, Herr Kollege Broukal, es sind in Wien Schulmittel ... (Abg. Broukal: Jedes Jahr gibt es weniger Geld!) Nein, es sind zusätz­liche Mittel für Lehrer (Präsidentin Mag. Prammer gibt neuerlich das Glockenzeichen) vorgesehen, Sondermittel für Wien, die man nutzen müsste, ...

12.49


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Frau Abgeordnete, es tut mir Leid, ich muss auf die Zeit achten, sonst fallen die letzten Wortmeldungen.

(Beifall bei der ÖVP für die das Rednerpult verlassende Abg. Dr. Brinek.)

 


Als Nächste gelangt Frau Abgeordnete Heinisch-Hosek zu Wort. – Bitte.

 


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