Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 110. Sitzung / Seite 80

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12.49.06

Abgeordnete Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ): Frau Präsidentin! Frau Bundes­ministerin! Herr Staatssekretär! Ich finde es wirklich schade, dass nicht alle Parteien im Hohen Haus heute unsere Freude über die Abschaffung der Zweidrittelmehrheit teilen. Beleidigt zu sein hat meiner Meinung nach nichts verloren in der Politik, sonst hätte Frau Kollegin Glawischnig nicht entrutschen können, dass Schulen „Schutthalden“ sind. Das möge sie bitte zurücknehmen, denn das stimmt sicher nicht. (Beifall bei der SPÖ.)

Genauso, liebe Kolleginnen und Kollegen, ist Uninformiertsein auch nicht gut in der Politik, und daher schenke ich Herrn Staatssekretär Schweitzer jetzt den Dreistufen­plan des Alfred Gusenbauer für eine moderne Schule, den er sicher noch nicht kennt. (Beifall bei der SPÖ. – Die Rednerin überreicht Staatssekretär Mag. Schweitzer eine Broschüre.)

Und gut sein, wie die Frau Bundesministerin heute gemeint hat, schließt besser wer­den auch nicht aus. Daher ist es unser Ansinnen, dass wir eine bessere, eine moder­nere, eine neue Schule wollen.

Um wen geht es eigentlich? Und: Wer wird profitieren von dieser neuen Schule, wenn die Zweidrittelmehrheit heute fallen wird? – Es geht sicher nicht um persönliche Befind­lichkeiten von Politikerinnen und Politikern, es geht um die Kinder, es geht um die Pädagoginnen und Pädagogen und vor allem auch um die Eltern.

Lassen Sie mich kurz anhand des Beispiels der Ganztagsschule, so wie wir sie päda­gogisch verstehen, nämlich eine verschränkte Form mit sinnvoller Abwechslung von Freizeit, Schulzeit, Projektzeit, Förderzeit und so weiter, darlegen, wie sich das auswir­ken wird.

Was bekommen die Kinder, die eine solche Schule besuchen? – Die Kinder, die eine solche Schule besuchen, bekommen eine Schule, die Lernraum und auch Lebensraum ist. Die Kinder haben in der Zeit, in der sie in der Schule sind, alles zu erledigen. Und die Kinder haben nicht nur die Lehrerinnen und Lehrer, sie haben auch Sozialarbeite­rinnen und Sozialarbeiter, sie haben andere im Team, die sie auch betreuen – Schul­ärztinnen, Schulärzte –, und alles wechselt entsprechend dem Tagesrhythmus ordent­lich einander ab.

Was haben sie davon? Wie profitieren die Kinder? – Die Kinder haben sicher weniger Leistungsstress. Die Kinder haben sicherlich um 16 Uhr oder 16.30 Uhr, wenn die Schule zu Ende ist, alles erledigt und können in die Freizeit gehen, können Freundin­nen und Freunde treffen, können mit ihren Eltern noch unglaublich viel unternehmen. In dieser Schule werden die Schwächeren gefördert und die Besseren gefordert.

Was haben die Pädagoginnen und Pädagogen davon? – Sie bekommen eine noch wichtigere Rolle durch diese Form der Ganztagsschule, aber sicherlich sehen sie sich auch neuen Herausforderungen gegenüber; keine Frage. Auch Lehrerinnen und Lehrer hätten aber à la longue mit dieser Form weniger Stress.

Arbeitsplätze in der Schule braucht es allerdings. Das ist eine Forderung von uns. Und die Arbeitsplätze in der Schule gehören verbessert, denn ein Quadratmeter pro Lehre­rin und Lehrer ist sicherlich zu wenig. (Beifall bei der SPÖ.)

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Letztendlich haben auch die Eltern sehr viel von einer Ganztagsschule. Die 100 Millionen € im Jahr für Nachhilfe wären überflüssig, und die Eltern könnten mehr Freizeit mit ihren Kindern verbringen. Und vor allem hätten Frauen, die Teilzeit arbeiten, wenn sie ihre Kinder gut untergebracht wissen, schneller die Möglichkeit, einen Vollzeitarbeitsplatz zu bekommen und dadurch wieder mehr zu verdienen. Dieses Mehr könnten sie etwa für Schulveranstaltungen verwen-


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