Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 112. Sitzung / Seite 162

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werten. – Was bedeutet das? Jeder, der ein Urteil abgibt, jeder der darauf hinweist, wie es ordnungsgemäß zu funktionieren hat, wird mit der Provinzialismuskeule bedroht. Kollegen von Seiten der ÖVP sind auch schon angetreten und haben behauptet, Seipel werde nur kritisiert, weil er nicht der links-linken Kulturschickeria angehört. Das ist wirklich ein ausgesprochener Unfug, den Sie hier verzapfen, denn es geht um kauf­männische Gebarung, es geht um Dinge, die man ordnungsgemäß abwickeln muss, die jeder Würstelstandbesitzer schafft. Nur Direktor Seipel schafft es nicht. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Dr. Gusenbauer: Genau!)

Wer hat Belege? Wo sind die Belege geblieben? Die Arbeit des Rechnungshofes wur­de boykottiert, hintangehalten, links liegen gelassen. Es sind Fragen offen geblieben. Die Verantwortung liegt beim Kuratorium, beim Direktor und bei der Frau Ministerin.

Frau Ministerin, als Sie heute für Herrn Direktor Seipel gesprochen haben, da habe ich schon gemerkt: Es fällt Ihnen schwer und Sie machen es schweren Herzens. Das verstehe ich auch. Jetzt nehmen Sie endlich die Verantwortung wahr und berufen Sie Herrn Direktor Seipel und das Kuratorium ab, denn kaufmännische Schludrigkeit darf nicht ohne Sanktion bleiben. (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten der Grünen.)

16.40


Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Turkovic-Wendl. – Bitte.

 


16.41.07

Abgeordnete Ingrid Turkovic-Wendl (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Bundesministerin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Ich gehe gerne in Museen, ich gehe gerne ins Kunsthistorische Museum, treffe dort allerdings – also bis jetzt – nicht jene, die sich heute so ungeheure Sorgen um dieses Museum machen. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Reheis: Waren Sie auch zu einer Geburtstagsparty eingeladen? – Abg. Dr. Matznetter: Sie lassen sich wahrscheinlich auch einladen!)

Museen war in den zwölf Jahren meines Tourneelebens eine Brücke zu meiner Heimat, eine Vergleichsmöglichkeit unserer Sammlungen mit den Ausstellungs­objek­ten im übrigen Europa und später auch in den Vereinigten Staaten. Die Museen in der ehemaligen Sowjetunion, die Tretjakow-Galerie, das Puschkin-Museum in Moskau, die Eremitage in St. Petersburg, haben mir in den sechziger Jahren sehr geholfen, die Isolation einer Truppe, die aus dem Westen kam, unter dem kommunistischen Regime zu überbrücken. Gemälde von Rembrandt, Raffael und ganz oben, im dritten Stock in der Eremitage von Picasso, die Rosa Periode, die waren einfach schön anzuschauen und haben gut getan, waren ganz international. (Abg. Dr. Matznetter: Und wo ist da der Zusammenhang mit dem Rechnungshofbericht?) Und der Vergleich mit dem Aus­land macht mich bis heute sicher bezüglich des Stellenwerts der österreichischen Museumslandschaft – und der ist hoch.

Dem Kunsthistorischen Museum wird durch eine internationale Evaluierungskom­mis­sion attestiert, dass es eine Vorreiterrolle in der Entwicklung der Museen geleistet hat. Und Prof. Dr. Bernhard Graf, der Leiter der Kommission war – und jetzt sage ich es zum dritten Mal, weil es wahr ist –, hat festegestellt:

Das Prestige des KHM ist exzeptionell hoch und bedarf keiner grundlegenden Ände­rung. Das Kunsthistorische Museum ist ein national und international gesuchter Partner. – Daher gab es auch jene Ausstellungen, auf die ich später noch eingehen werde.

Weiters sagte er: In Österreich übertrifft kein anderes Museum den Rang und die Viel­seitigkeit des musealen Lebens am KHM. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Oberhaidinger: Darum geht es aber nicht! – Abg. Dr. Cap: Wo sind die Belege?)

 


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