Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 113. Sitzung / Seite 164

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ändern wird, weil das Problem an sich überhaupt nicht gelöst werden wird. (Zwischen­ruf des Abg. Wittauer.)

Wir wissen, dass Lärm krank macht. Wir wissen, dass 800 000 Leute in Österreich einem Schallpegel von mehr als 65 Dezibel ausgesetzt sind. Das ist jener Pegel, den die WHO als gesundheitsgefährdend einstuft, und das ist auch jener Pegel, bei dem die Herzinfarktraten um 20 Prozent steigen.

Ich habe dazu eine Studie von Stephen Stansfeld gefunden. Er hat 2 800 Kinder in der Umgebung des englischen Flughafens Heathrow, des Amsterdamer Flughafens Schiphol und des spanischen Flughafens Barajas untersucht und ihre Lesekompetenz verglichen mit der jener Kinder, die in ruhigen Gegenden aufwachsen. Dabei hat sich herausgestellt, dass diejenigen Kinder, die unter einer dauernden Lärmbelastung leiden, den anderen Kindern in der Lesekompetenz ungefähr zwei Monate hintennach sind.

Das heißt: Lärm verursacht gerade auch bei Kindern unheimlichen Stress. Er vermin­dert auch bei Kindern die Lebensqualität; die Kinder – so deuten die Wissenschafter dieses Phänomen – versuchen, den externen Lärm quasi irgendwie abzudrehen, sich nach außen hin abzuschotten, was aber auch heißt, dass sie sich gegenüber päda­gogischen Anweisungen abschotten, dass sie sich gegen andere soziale Kontakte abschotten, dass sie auf Grund dieser Lärmbelastung letztendlich auch viel stärker Gefahr laufen, zu vereinsamen, als das andere Kinder tun.

Dieses Gesetz setzt wirklich nur die Mindestanforderungen einer EU-Richtlinie um. Die Schwellenwerte für die Lärmschutzplanung sind zu hoch. Es fehlt die Beteiligung der Öffentlichkeit zu einem Zeitpunkt, da es sinnvoll wäre. Die Vorgaben für die Lärmkarten und die Aktionspläne sind viel zu schwach, weil einfach nicht verbindlich. Es ist mög­lich, die einzelnen Lärmquellen zu summieren und gebündelte Maßnahmen zu setzen. Es ist überhaupt nicht vorgesehen, so etwas wie Ruhezonen einzuführen.

Und, ehrlich gesagt, ich will es nicht hinnehmen, dass 165 000 Favoritner und Favorit­nerinnen weiter reflexartig den Kopf einziehen müssen. Ich will es nicht hinnehmen, dass die Favoritner Kinder in ihrem Lernverhalten, in ihren Möglichkeiten gegenüber anderen Kindern benachteiligt sind. Ich will einfach ein solches Gesetz nicht, ich hätte vielmehr gerne ein Gesetz, das wirklich effektiv etwas gegen Lärm tut. Dieses Gesetz tut das aber leider überhaupt nicht! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

17.55

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Als Nächster gelangt Herr Abgeordneter Dipl.-Ing. Auer zu Wort. Wunschredezeit: 3 Minuten. – Bitte.

 


17.55.30

Abgeordneter Dipl.-Ing. Klaus Hubert Auer (ÖVP): Frau Präsidentin! Herr Bundes­minister! Hohes Haus! Auch ich darf mich mit dem ersten Bundeslärmgesetz Öster­reichs befassen, weil sich die Österreicher bekanntlich durch Lärm wirklich sehr stark gestört fühlen – es sind laut einer Umfrage 28 Prozent.

Neben dem Straßenverkehr, der ganz sicher der Hauptverursacher ist, führen aber auch der Schienenverkehr, der Flugverkehr und Industriebetriebe zu lauten und hefti­gen Störungen und Beschwerden.

Lärm ist jedoch nicht nur lästig, sondern er führt auch zu gesundheitlichen Schäden, wie wir bereits gehört haben. Die Folgekosten der Lärmbelastung für die Volkswirt­schaft sind enorm. In Deutschland gibt es eine Untersuchung, in der diese auf zirka zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts geschätzt werden. Das ist wirklich eine unge­heure Zahl!

 


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