Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 117. Sitzung / Seite 18

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Die Sicherheit: Die Grünen arbeiten im Übrigen an Modellen, wonach auch Karenz von Vätern viel stärker in Anspruch genommen werden soll; das ist in Österreich de facto kaum der Fall. Wir sind, glaube ich, im Moment bei 2 Prozent Väterkarenz. Wir wollen, dass es da klare partnerschaftliche Modelle gibt, aber zurzeit ist es schlicht und einfach so, dass der Großteil der Kinderbetreuung nach wie vor bei den Frauen bleibt und von den Frauen gewährleistet werden muss. Wenn Sie sagen, ab 15 wird finanziert, dann frage ich Sie, wie Sie gewährleisten wollen, dass von einem Jahr aufs andere nicht die Situation eintritt, dass eine bestehende Nachmittagsbetreuung nicht mehr da ist. Sie müssen sich vorstellen, die Eltern entscheiden sich in ihrem beruflichen Umfeld: Okay, ich gebe mein Kind in diese Schule, und mein Kind hat dort eine Nachmittagsbetreu­ung. – Wenn im Jahr darauf keine 15 Eltern mehr da sind, die ihre Kinder anmelden, dann können sie ein Pech haben, dann gibt es keinen Rechtsanspruch mehr und dann gibt es auch keine Nachmittagsbetreuung mehr.

Ich würde Ihnen einmal selbst das Vergnügen wünschen, dass Sie von Jahr zu Jahr nicht wissen, wie Sie Ihre berufliche Tätigkeit planen können, und dass Sie von Jahr zu Jahr nicht wissen, ob für Ihre Kinder ein Betreuungsplatz da ist. Dann versuchen Sie einmal, Beruf und Familie zu vereinbaren. Viel Glück, Frau Bundesministerin! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Sie erzählen uns ja immer, wie furchtbar Deutschland ist – offenbar ein Land, über das man grundsätzlich nur politisch negativ reden kann. Deutschland hat die Ergebnisse der ersten PISA-Studie verarbeitet. – Ich habe im Übrigen jetzt in Deutschland Folgen­des gelesen. Da ist gestanden: Die schlechten Ergebnisse der PISA-Studie: In Öster­reich hat man gesehen: „Weltklasse!“, bevor es schlechtere Ergebnisse gegeben hat als in Deutschland. – Deutschland hat gesagt: Was müssen wir machen? – Ein Schwerpunkt der deutschen Bundesregierung war der Ausbau der Ganztagsschulen. Die deutsche Bundesregierung hat für die Jahre 2003 bis 2007 ein 4 Milliarden €-Paket für den Ausbau von ganztägigen Schulformen geschnürt. Jetzt kann man sagen, Deutschland ist etwa zehnmal so groß wie Österreich, also reduzieren wir es um den Faktor 10. Dann kämen wir auf 400 Millionen € für Österreich innerhalb von fünf Jah­ren, wenn man den deutschen Standard nimmt.

Wissen Sie, was Sie budgetiert haben? – 8 Millionen € pro Jahr! Das ist ein Zehntel dessen, was Deutschland in den Jahren 2003 bis 2007 finanziert hat und finanzieren wird. Ich sage Ihnen noch etwas: In Deutschland ist das ausschließlich, und zwar zu­sätzlich, für die Adaption der Schulen zur Verfügung gestellt worden. Dafür gibt es im Bundesbudget überhaupt kein Geld, weil Sie sagen: Erstens sind österreichische Schulen so ausgestattet, dass man Kinder guten Gewissens dort den ganzen Tag reingeben kann! – Schulen, die für Nachmittagsbetreuung errichtet wurden, wo es weder eine Küche noch eine Essensmöglichkeit gibt?! Die Kinder können dann in ihren Bänken wahrscheinlich das Mittagessen von McDonald’s einführen und dort speisen. – Das ist nicht die Form von Nachmittagsbetreuung und von Ganztagsschulen, wie wir sie uns vorstellen! (Beifall bei den Grünen. – Ruf bei der ÖVP: Die arbeitslosen Lehrer in Deutschland!)

 


Präsident Dr. Andreas Khol: Herr Abgeordneter, wollen Sie nicht zwei Abänderungs­anträge einbringen?

 


Abgeordneter Dieter Brosz (fortsetzend): Die bringen wir nachher ein.

Letzter Punkt, der mir in diesem Zusammenhang sehr wichtig ist: die soziale Gerech­tigkeit bei der Nachmittagsbetreuung. Soziale Staffelung, sagen Sie, gibt es in Öster­reich, in den Bundesschulen. – Ja, sie gibt es. Und für alle, die jetzt glauben, damit haben jene, die wirklich wenig Geld verdienen, einen Anspruch darauf, dass sie auch


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