Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 117. Sitzung / Seite 20

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gesamte System gibt. Das sollten Sie einmal zur Kenntnis nehmen, Herr Kollege Brosz! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen. – Abg. Dr. Van der Bellen: Ah­nungslos!)

Sie gehen nie ein auf etwa die Studie der Weltgesundheitsorganisation, in der wir in Fragen der Schulzufriedenheit hervorragend abschneiden. Sie gehen nicht ein auf den OECD-Länderbericht, der das differenzierte Bildungssystem in Österreich lobt. Sie gehen nicht ein auf den World Competitiveness Report des World Economic Forum. All das lassen Sie einfach zur Seite, wischen Sie weg und jammern das österreichische Bildungssystem krank. Dagegen wenden wir uns, denn das österreichische Bildungs­system ist ein sehr, sehr gutes Bildungssystem.

Sie sollten sich einmal die Arbeitslosendaten, auch die Jugendarbeitslosendaten, in der Bundesrepublik Deutschland und auch in Finnland anschauen, die in den letzten zehn Jahren immer zumindest doppelt so hoch, manchmal auch viermal so hoch wie jene in Österreich waren. (Abg. Sburny: Sie werden sie bald eingeholt haben! Sie werden sie sehr schnell einholen, wenn Sie so weitermachen!) Auch das ist ein Ausweis für das Funktionieren eines Bildungssystems. Wir sind froh, dass wir immer eine der niedrigs­ten Jugendarbeitslosenraten in Europa haben! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheit­lichen.)

Wenn wir heute ein umfassendes Schulpaket beschließen, so ist das die Fortsetzung einer von Elisabeth Gehrer gewählten Strategie, die eine ständige Verbesserung der Qualität des österreichischen Bildungssystems zum Ausdruck bringt. (Abg. Parnigoni: Ja, ja!) Es geht um eine Verbesserung der Vergleichbarkeit der Abschlüsse, der Vali­dität der Abschlüsse. Es geht aber auch darum, Schule permanent an die neue Le­bens- und Arbeitswelt anzupassen. Und so ist es richtig, dass auch jene Schulen, die heute noch keine Fünf-Tage-Woche haben, künftig eine Fünf-Tage-Woche haben werden, weil ja nicht einzusehen ist, dass die Eltern eine Fünf-Tage-Woche haben, die Kinder jedoch nicht. Das ist eine gute Maßnahme, Frau Bundesministerin, und dafür sind wir dankbar! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Und wir legen ein umfassendes Paket zur Tagesbetreuung fest. Ich glaube, dass das eine sehr wichtige Maßnahme ist, zumal es ja darum geht, sich im Bildungsbereich an die Arbeitswelt anzupassen. In diesem Zusammenhang müssen wir natürlich schon auch sehen, dass die Schule und damit die Lehrerinnen und Lehrer immer mehr an Erziehungsaufgaben übernehmen müssen. Ich sage das nicht als Kritik, sondern das ist einfach festzustellen. Und daher erübrigt sich auch sozusagen das alte ideologische Match, in dem man diskutiert hat: Ist es nicht sinnvoller, dass die Eltern, die Erzie­hungsberechtigten diese Erziehungsaufgabe übernehmen, oder soll der Staat mit der Schule, mit den Lehrerinnen und Lehrern diese Erziehungsaufgabe übernehmen?

Diese Auseinandersetzung gehört, glaube ich, der Vergangenheit an, denn heute stellt sich vielfach die Frage: Gibt es überhaupt jemanden, der sich der Kinder annimmt, der die Kinder erzieht? Und darum ist es notwendig, überall dort, wo eine Nachfrage nach Nachmittagsbetreuung auf freiwilliger Basis besteht, diese auch anzubieten.

Mit dieser Vorlage kommen wir diesem Erfordernis einen großen Schritt näher. Es werden im kommenden Schuljahr zusätzlich 10 000 Betreuungsplätze angeboten. Da­für hat die Frau Bundesministerin aus dem Budget zusätzlich 8 Millionen € zur Verfü­gung gestellt. (Bravorufe bei der ÖVP.)

Und es stimmt nicht, Herr Kollege Brosz, dass es mindestens 15 Kinder sein müssen, da es ansonsten dieses Nachmittagsbetreuungs-Angebot nicht gibt. (Abg. Brosz: Anspruch!) Richtig ist vielmehr, dass sich, wenn es an einer Schule, an einem Standort 15 Kinder für die Nachmittagsbetreuung gibt, daraus eigentlich fast, was Sie einfor­dern, ein Rechtsanspruch ableitet: Dort hat eine solche Nachmittagsbetreuung stattzu-


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