Wir alle könnten gemeinsam daran
arbeiten – Ihre Stadtschulratsmitglieder genauso wie jene der anderen
Fraktionen in Österreich –, die Jugend in zukunftsträchtige Berufe zu
bringen und die entsprechenden Berufsausbildungen zu fördern. (Zwischenruf des Abg. Dr. Niederwieser.)
Es sollte nicht übersehen werden, dass wir auch mit Kombilöhnen in manchen Bereichen schon Erfolge erzielt haben – ich denke etwa an die Behinderten-Milliarde. Der Kombilohn sollte daher nicht einfach als Kombilohn abgestempelt werden, und das deutsche Beispiel einer Gießkannenpolitik sollte nicht herangezogen werden, denn Kombilohn mit Herz und Hirn kann durchaus auch Beschäftigung und Arbeit in Österreich bringen.
Dass Sie, Kollege Gusenbauer, nunmehr auch die Reformvorschläge für eine weitere Steuerreform des Landeshauptmannes von Kärnten aufgegriffen haben, freut mich, nur haben Sie auch dazu zweieinhalb Monate gebraucht. Vielleicht sollten Sie in Zukunft etwas schneller reagieren. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)
15.06
Präsident Dr. Andreas Khol: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Dr. Van der Bellen. Auch seine Redezeit beträgt 10 Minuten. – Bitte.
15.07
Abgeordneter Dr. Alexander Van der Bellen (Grüne): Herr Präsident! Herr Bundeskanzler, es liegt mir völlig fern, das „Jammertal Österreich“ zu beschreiben – das sehe ich ja auch nicht so. Es geht darum, bestimmte Problemfelder zu erkennen und zu versuchen, entsprechende Lösungen zu entwickeln.
Zum Beispiel: Neulich lernte ich einen jungen Burschen kennen – ich nenne ihn jetzt einmal Rudi. Mein Rudi ist 15 Jahre alt, Schulabbrecher, hat keinen Hauptschulabschluss, ist demotiviert, hat momentan einen ein bisschen depressiven Grundzug, ist im Zweifel, mit der Pubertät nicht richtig fertig geworden, Spätentwickler – soll es ja geben –; eine schwierige Situation. (Zwischenruf des Abg. Wittauer.) Die Eltern konnten ihm offenbar aus verschiedenen Gründen auch nicht richtig helfen.
Was braucht Rudi? – Ich glaube, das liegt deutlich auf der Hand: Erstens braucht er professionelle psychologische Hilfe, um wieder Fuß zu fassen im Leben. Das ist das Allerwichtigste.
Zweitens braucht er die Möglichkeit, unkompliziert, unbürokratisch den Hauptschulabschluss nachzumachen.
Drittens braucht er einen guten Lehrplatz. Mit „guten Lehrplatz“ meine ich nicht nur, dass er eine gute Ausbildung erhält, sondern auch einen Ausbildungsplatz, der die Wahrscheinlichkeit hoch erscheinen lässt, dass er nach der Ausbildung auch tatsächlich eine Stelle findet. – All das sind keine kleinen Aufgaben.
Und viertens – das kann er schon
überhaupt nicht beeinflussen – braucht er ein ökonomisches, ein
wirtschaftliches Umfeld mit ausreichendem Wirtschaftswachstum, sodass seine
Arbeitskraft dann schließlich auch nachgefragt werden wird. (Abg. Dr. Brinek: Schafft das AMS ...?)
Wenn man das kurz verallgemeinert, heißt
das, Frau Kollegin – eigentlich sollten wir alle das wissen –: Das
Risiko, arbeitslos zu werden, korreliert ganz stark mit dem Stand der
Ausbildung. (Abg. Dr. Brinek: Genau! Schafft das AMS das?)
Oder weniger technisch ausgedrückt: Je schlechter die Ausbildung, desto höher
ist das Risiko, später arbeitslos zu werden. Das wissen wir. (Abg. Dr. Brinek: Ja, aber schafft das AMS die Kompensation ...?)